PM 35 | 13.03.2013
Ausstellung „Gratwanderungen“ im Lutherhaus Eisenach
BEI RÜCKFRAGEN
Lutherhaus, 03691-2983-0Schüler untersuchten Luthers Einfluss auf „Entjudung“ des Christentums
Im Lutherhaus Eisenach wird am 20. März die Ausstellung "Gratwanderungen" durch Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), eröffnet. Schüler des örtlichen Martin-Luther-Gymnasiums zeigen die Ergebnisse ihrer Forschung zur Rolle der Evangelischen Kirche im Nationalsozialismus am Beispiel des Eisenacher "Entjudungsinstituts" und dessen Leiters Walter Grundmann. Anlässlich des Themenjahres der Lutherdekade "Reformation und Toleranz" geht es dabei auch um die Verbindung zwischen Luthers Einstellungen zum Judentum des 16. Jahrhunderts und der Arbeit des Institutes zur Zeit des Nationalsozialismus. Die Ausstellung läuft bis zum Reformationstag am 31. Oktober.
Das Martin-Luther-Gymnasium Eisenach hatte im Jahr 2006 schon einmal eine Ausstellung zu dem Thema erarbeitet. Nun wurde sie von einer Projektgruppe von Lehrern und Schülern in Zusammenarbeit mit der Theologischen Fakultät der Universität Jena umfassend aufgearbeitet und um neue Erkenntnisse erweitert. Dabei stellte sich heraus, dass sich sowohl Vertreter der "Bekennenden Kirche" als auch Anhänger der "Deutschen Christen" in ihren Ausführungen für oder wider das Judentum auf Luther bezogen. Ein von Schülern des Abiturjahrganges 2013 entwickeltes interaktives Konzept führt den Besucher durch die Ausstellung und regt zur Auseinandersetzung mit der Frage an: "Wie hätte ich gehandelt?". Mithilfe von Fragen, die am Ende der Ausstellung ausgewertet werden können, sollen die Besucher auf eine Gratwanderung zwischen Mitschuld, Anpassung und Widerstand geschickt werden.
Die Ausstellung eröffnet Dr. Jochen Birkenmeier, der neue Wissenschaftliche Leiter der Stiftung Lutherhaus Eisenach. Ein Grußwort hält Prof. Karl-Wilhelm Niebuhr von der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Einführung übernimmt Thomas Giesa, Schulleiter des Martin-Luther-Gymnasiums. Almuth Heinze (Violine) sorgt für die musikalische Umrahmung. Im Anschluss an die Vernissage besteht die Möglichkeit zu einem Rundgang durch die Ausstellung. Die Mitglieder der Projektgruppe sind als Ansprechpartner mit dabei.
Hintergrund:
Der protestantische Theologe Walter Grundmann war wissenschaftlicher Leiter des Eisenacher "Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben" und einer der führenden Ideologen zur "Entjudung" des Christentums. 1940 brachte das Institut ein Neues Testament unter dem Namen "Die Botschaft Gottes" heraus, das von hebräischen Vokabeln und jüdischen Einflüssen "befreit" worden war. Ein Jahr später folgte das gleichermaßen bereinigte und um Kampflieder erweiterte Gesangbuch "Großer Gott wir loben dich".
Weitere Informationen zum Lutherhaus im Internet: www.lutherhaus-eisenach.de
Hinweis an die Redaktionen: Sie sind am 20. März bereits um 11 Uhr zu einer Pressekonferenz im Lutherhaus eingeladen. Anbei finden Sie Bilddateien vom Lutherhaus zum kostenfreien Abdruck (Bildautor: Gerhard Seifert).
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