PM 101 | 16.11.2016
Bericht der Landesbischöfin zum Auftakt der Synode in Erfurt
BEI RÜCKFRAGEN
Friedemann Kahl, 0151-59128575, Solveig Grahl, 0162-2048755
Gemeinsam als Christen für Menschlichkeit und gegen Abschottung
Zum Auftakt der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am heutigen Mittwoch (16.11.) hat Landesbischöfin Ilse Junkermann die bestehende Regionalisierung kirchlicher Arbeit thematisiert. Eine Zusammenarbeit über die Kirchengemeinde hinaus könne helfen, die Vielfalt kirchlichen Engagements zu sichern, zum Beispiel in der Kinder- und Jugendarbeit, der Kirchenmusik oder in der Diakonie. Region müsse dabei künftig mehr als Netzwerk verstanden werden, in dem Haupt- und Ehrenamtliche in einem „stimmigen und überschaubaren Sozialraum“ zusammenarbeiten – und weniger als eine geografische Planungsgröße der Kirchenkreise.
„Denn es ist klar, dass wir in vielen Bereichen unserer kirchlichen und gemeindlichen Arbeit ganz neue Wege suchen müssen, weil die alten in der Sackgasse von Erschöpfung und überdehnten Stellenplänen enden.“ Junkermann ruft zu einem „Haltungswandel“ auf und zu mehr „Freude am Experimentieren, weg von einer Einstellung, die Innovationen und Veränderung skeptisch beäugt und blockiert.“
Die Landesbischöfin hebt in ihrem Bericht hervor, dass das Reformationsjubiläum erstmals ökumenisch gefeiert werde, als „Christusfest“, im gemeinsamen „Einstehen für Freiheit, Solidarität und Menschenwürde“. In einer Zeit, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinandergehe und Mitmenschlichkeit an den Rand gedrängt werde, in der die Fixierung auf Geld das ganze empfindliche Gewebe der Schöpfung zerstöre – in solch einer Zeit seien wir „als Christen gefragt, gemeinsam, über alle Kirchen- und Konfessionsgrenzen hinweg, im Horizont von Gottes Reich klare Kante zu zeigen gegen alle Angstmacherei und Politik des starken Mannes, gegen Vereinfachungen und Rechtspopulismus und Rückfall in Nationalismen.“ So könne das Reformationsjubiläum „ein wichtiger Beitrag werden für die große Transformation, die die Menschheit im 21. Jahrhundert bewältigen muss, will sie das Leben auf der Erde bewahren.“
In ihrem Synodenbericht wirbt Junkermann erneut für eine Öffnung der Kirchen. Viele Kirchengemeinden hätten sich bereits seit dem Start der Initiative „Offene Kirchen“ vor einem Jahr auf den Weg gemacht und ihre Gotteshäuser geöffnet. „Mit der praktischen Aufgabe, die Kirchentüre aufzuschließen ist die geistliche Aufgabe verbunden, als Gemeinde gegenüber anderen aufgeschlossen zu sein.“ Bei einer Online-Umfrage unter den Kirchengemeinden gingen bisher erst zu knapp zehn Prozent der 4031 Kirchen und Kapellen Rückmeldungen ein. Diese zeigen, dass erst ein Drittel jener Kirchengebäude regelmäßig außerhalb der Gottesdienstzeiten geöffnet sind. Vermutlich werde vor allem an Radwanderer und Touristen gedacht, welche besonders im Sommer eine Kirche aufsuchen möchten. „Doch was ist mit den Menschen im Dorf oder in der Stadt, die – gerade im Herbst und Winter! – Trost und Einkehr in ihrer Kirche suchen, still werden und beten wollen?“ Junkermann erneuerte Ihre Bitte, „unsere Kirchen offen zu halten, auch im Winter, auch ohne Aufsicht. Lassen Sie uns bitte dessen gewärtig sein, dass GOTT einen Faden spinnen möchte zu allen Menschen, die in unseren Orten leben: Auch ohne dass jemand Kirchenmitglied ist und ‚schon immer‘ ‚zu uns‘ gehört.“
Die Tagung des Kirchenparlaments im Collegium maius in Erfurt begann am heutigen Mittwochvormittag (16.11.) mit einem Gottesdienst. Am Donnerstagmittag wird der Haushalt für das Jahr 2017 eingebracht. Die Synode wird zudem Stellung nehmen zu Martin Luthers Haltung zu den Juden und die Ergebnisse der Evaluation des Pachtvergabeverfahrens vorstellen. Die viertägige Synode wird bis Samstag (19.11.) dauern. Beschlussfassungen sind für den Samstagvormittag geplant.
Die Landessynode besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste, Einrichtungen und Werke im Bereich der Landeskirche. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen.
Hinweise für die Redaktionen:
Die Tagung findet im Landeskirchenamt der EKM in Erfurt statt und ist öffentlich.
Den Ablaufplan sowie sämtliche Unterlagen zur Landessynode finden Sie unter:
http://www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/33381.html
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Friedemann Kahl, 0151-59128575, Solveig Grahl, 0162-2048755