PM 48 | 22.04.2015
Christen aus Gera erinnern an Völkermord vor 100 Jahren

Gottesdienst mit armenischer Familie, Buchlesung mit Türkeikenner

Mit einem Gottesdienst und einer Buchlesung erinnern evangelische Christen aus Gera an den Völkermord an Armeniern im Osmanischen Reich vor 100 Jahren. Der ökumenische Gedenkgottesdienst mit dem Motto „Er hört mein Klagen“ findet am kommenden Sonntag (26. April, 17 Uhr) in der Kirche St. Trinitatis statt. Der Journalist und Türkeikenner Jürgen Gottschlich liest am 27. April im Evangelischen Gemeindehaus in Gera (19 Uhr) aus seinem gerade erschienenen Buch „Beihilfe zum Völkermord“.

Am 24. April 1915 wurden in Istanbul viele Angehörige der armenischen Minderheit verhaftet, gefoltert und ermordet. Dies war der Auftakt zu einem der ersten systematischen Völkermorde des 20. Jahrhunderts. In den folgenden Jahren fielen den Massakern, Pogromen und Todesmärschen im damaligen Osmanischen Reich etwa 1,5 Millionen Menschen zum Opfer. Neben Armeniern wurden auch syrische und griechische Volksangehörige verfolgt. Der Deutsche Staat, damals Bündnispartner des Osmanischen Reiches, schwieg zu den Verbrechen und nahm den tausendfachen Tod von Zivilisten in Kauf.

„Dieser Genozid war auch eine Form der Christenverfolgung“, sagt Michael Kleim, Pfarrer an der Kirche St. Trinitatis in Gera. „Die Würde der Opfer und aktuelle Verbrechen gegen die Menschlichkeit stellen uns vor die bleibende Aufgabe, an diesen Völkermord zu erinnern“. Er weist darauf hin, dass an dem Gedenkgottesdienst eine armenische Familie aus Gera beteiligt ist. „Auch für in Deutschland lebende Armenier hat das Gedenken an den Genozid eine große Bedeutung. Trauer, Erinnerung und Mahnung können uns Christen über konfessionelle, kulturelle und ethnische Unterschiede hinweg verbinden“, betont Kleim.

Zu der Buchlesung am folgenden Tag kündigt er eine spannende Reportage an, „die die ganze Dimension der deutschen Verstrickung in den Genozid offenlegt und die Auseinandersetzungen um dieses umstrittene Geschehen bis in die Gegenwart verfolgt“. Jürgen Gottschlich geht in dem Buch der Frage nach, inwieweit Deutschland während des Ersten Weltkriegs in den Völkermord verstrickt war. Er ist an die Orte der Ereignisse gereist, hat Nachkommen der betroffenen Familien befragt sowie deutsche und türkische Archive durchforscht. Seinen Recherchen nach haben deutsche Militärs den Tod von hunderttausenden Ermordeten mit zu verantworten.

RÜCKFRAGEN

Michael Kleim, 0365-26843

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