PM 033 | 20.03.2024
Christen bereiten sich in der Karwoche auf Ostern vor
Konzerte, Kreuzwege, Andachten, Wanderungen
In der Karwoche von Palmsonntag bis Karsamstag (24. bis 30. März) bereiten sich die Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) auf das Osterfest vor. Traditionell werden große kirchenmusikalische Werke aufgeführt wie die Passions-Oratorien von Johann Sebastian Bach. Neben Konzerten finden Passionsandachten, Fastengespräche, Begegnungs-Angebote und Kantatengottesdienste statt, es wird zum Tischabendmahl sowie zu Ausstellungen, Aktionen, Kreuzwegen, Prozessionen mit Palmzweigen und Wanderungen zum Schöpfen von Quellwasser eingeladen. Am Karfreitag zur Todesstunde Jesu wird in vielen Gemeinden eine Andacht gehalten: ohne Glockengeläut, Orgel und Altarschmuck, oft mit Feier des Abendmahls.
Eine Übersicht über Gottesdienste und Andachten in der Karwoche und zum Osterfest gibt es im Internet unter www.ostergottesdienste.de.
Der Hörfunksender MDR Kultur überträgt am Karfreitag (29. März) um 10 Uhr live den Gottesdienst aus der Stadtkirche St. Simplicius in Bad Salzungen. Die Predigt und die Erfahrungsberichte aus dem Ambulanten Hospizdienst Bad Salzungen/Rhön widmen sich den Themen Abschied, Trost, Leid und Neubeginn. Die musikalische Gestaltung übernehmen Kreiskantor Hartmut Meinhardt, die Ökumenische Stadtkantorei Bad Salzungen sowie Bettina Thüring an der Harfe und Claudia Miksch an der Querflöte.
Ausgewählte Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt/Sachsen/Brandenburg:
In der Pauluskirche in Magdeburg wird am Samstag (23.März, 17 Uhr) die Johannes-Passion von Georg Philipp Telemann vom Magdeburger Kantatenchor, Solisten und Märkisch Barock auf historischen Instrumenten aufgeführt.
Ein Konzert zur Passionszeit mit Passionsmusik der Romantik erklingt in der Stadtkirche St. Maximi in Merseburg (23. März, 17.30 Uhr). Die Domkantorei Merseburg und das Kammerorchester Halle führen Werke u.a. von Gabriel Fauré und Josef Gabriel Rheinberger auf.
In der Lutherkirche in Schwarzheide im Kirchenkreis Bad Liebenwerda ist am Samstag (23. März, 17 Uhr) die Passionsmusik „Die sieben letzten Worte Jesu am Kreuz“ mit dem Duo Proncipal zu hören.
In der Schlosskirche in Torgau wird am Palmsonntag (24. März, 18 Uhr) die Johannespassion von Bach zu hören sein. In Delitzsch wird zur Johannespassion in die Marienkirche (24. März, 17 Uhr) eingeladen.
Am Gründonnerstag (28. März, 19 Uhr) feiert die Gemeinde der Johanneskirche in Halle die „Nacht der verlöschenden Lichter“ - einen besonderen Abendmahlsgottesdienst. Nach dem gemeinsamen Abendmahl erzählen Weggefährtinnen und Weggefährten Jesu, was sie in dieser letzten Nacht bewegt hat. Immer wieder verlöscht dabei eine Kerze als Symbol für ihre Angst und Flucht. Am Schluss brennt nur noch die Christuskerze und die Besucher gehen schweigend in die Nacht hinaus.
„Brockes-Passion“ von Georg Friedrich Händel wird in der Stadtkirche in Lutherstadt Wittenberg am Karfreitag (29.März, 15 Uhr) zu hören sein.
Barthold Heinrich Brockes war Ratsherr in Hamburg. Seine Nachdichtung der biblischen Passionsgeschichte war Anfang des 18. Jahrhunderts sehr beliebt und wurde vielfach vertont. Händels farbenreiche, an der Oper orientierte Komposition war eine der bekanntesten Vertonungen. Joseph Haydn schrieb sie eigenhändig ab, Johann Sebastian Bach integrierte Teile des Textes in seine Johannespassion.
Die Johannespassion von Gerhard Noetzel wird am Karfreitag (29. März, 10 Uhr) im Gemeindehaus der Domgemeinde Halle zu hören sein.
Unter dem Titel „Wege nach Golgatha: Von Gott verlassen?“ lädt die Domgemeinde in Magdeburg am Karfreitag (29. März, 15 Uhr) zu einer Passionsandacht zur Todesstunde Jesu in den Remter.
Die Gemeinde der Stephanikirche in Aschersleben lädt am Karfreitag (29. März, 15 Uhr) zu einer Orgel-Passion zur Sterbestunde Jesu mit Thomas Wiesenberg an der Röver-Orgel.
In Lutherstadt Eisleben ist in der Andreaskirche das Karfreitagskonzert (29. März, 15 Uhr) „Via Crucis“ von Franz List mit der Kantorei Eisleben und Josef Müller an der Orgel zu hören.
Im Dom St. Nikolaus in Stendal lädt die Gemeinde am Karfreitag (29. März, 15 Uhr) zu Wort und Musik zur Sterbestunde Jesu ein.
Eine „Stille Andacht zur Grablegung Jesu“ gibt es am Karfreitag (29. März, 16.30 Uhr) auf dem Theobaldifriedhof in Wernigerode.
Am Karfreitag (29. März, 17 Uhr) gestaltet der Oratorienchor in der Stiftskirche St. Servatii in Quedlinburg die Passionsmusik. Es erklingen Motetten und Choräle verschiedener Komponisten.
Im Grünen Salon im Kloster Drübeck wird am Karfreitag (29. März, 19 Uhr) der Film „Johannespassion“ von Hugo Niebling aus dem Jahr 1991 gezeigt. Die filmische Umsetzung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach wurde als Musikdrama im Dom zu Speyer in Szene gesetzt. Dabei setzte Hugo Niebeling Spielszenen für die Arien und choreografische Tanzszenen für die Volkschöre ein – die Tänzer tragen wie in der Antike Masken.
Ausgewählte Veranstaltungen in Thüringen:
Das Passionsoratorium „Golgatha“ des Komponisten Bruno Leipold (1879-1948) wird in der Kooperation dreier Kirchengemeinden und Kantoreien aufgeführt. Zu hören sind die Stadtkantorei und das Collegium musicum aus Hildburghausen, die Pößnecker und Eisfelder Kantorei sowie Julia Lucas (Sopran) unter der Gesamtleitung von KMD Torsten Sterzik. Die Aufführungs-Termine: 23. März, 17 Uhr, Bartholomäuskirche Pößneck; 24. März, 17 Uhr, Christuskirche Hildburghausen; 29. März, 15 Uhr, Dreifaltigkeitskirche Eisfeld.
Am 23. März um 18 Uhr findet eine Geistliche Bläsermusik zur Passion in der Stadtkirche Meiningen statt. Der Meininger Posaunenchor unter Leitung von Kantor Sebastian Fuhrmann spielt Werke der klassischen bis zur zeitgenössischen Kirchenmusik zum Leidensweg Jesu.
In Eisenach führt das Thüringer Bach-Collegium in der Georgenkirche anlässlich des Jubiläums „300 Jahre Johannes-Passion“ am 23. März um 17 Uhr Kantaten im Festkonzert auf. Die Passion ist am Palmsonntag (24. März) um 17 Uhr von Solisten, Bachchor Eisenach und Thüringer Bach-Collegium unter Leitung von Christian Stötzner zu hören.
Die Johannes-Passion erklingt am 24. März auch in Erfurt (19 Uhr, Thomaskirche), aufgeführt von Augustiner-Kantorei, Andreas-Kammerorchester und Solisten unter Leitung von Landeskirchenmusikdirektorin Ingrid Kasper.
Ebenfalls am Palmsonntag gibt es in Reichardtsdorf (Kirche, 16 Uhr) Passionsmusik, interpretiert von Elke Bauer (Gesang) und Andrea Coch (Gesang & Orgel), und in Suhl (17 Uhr, Hauptkirche) „Ein deutsches Requiem“ von Johannes Brahms mit Solisten, Meininger und Suhler Kantorei sowie Meininger Residenzorchester unter Leitung von Philipp Christ.
Weitere Konzerte am Palmsonntag: In Sonneberg eine Bachvesper mit Bachkantaten (16 Uhr, Stadtkirche St. Peter), in Schmölln die Orgelmeditation „Der Kreuzweg“ mit Benno Benndorf (17 Uhr, Stadtkirche St.-Nicolai), in Neudietendorf ein Gottesdienst mit traditionellem Hosiannasingen (10 Uhr, Saal der Brüdergemeine).
Eine Prozession ist am Palmsonntag in Meiningen geplant: Vom Gemeindehaus geht es mit Palmzweigen unter Posaunenklängen zum festlichen Gottesdienst in der Stadtkirche.
Die StadtTeilMission Gotha West lädt vom 24. bis 29. März täglich von 16 bis 18 Uhr zu „Tagen in der Passion“ mit Begegnung, kreativem Gestalten und Besinnung ein.
Ein „Ostergarten“ als Passions- und Ostergeschichte in Bildern für Kinder und Erwachsene ist vom 24. März bis 1. April in Ingersleben im Kirchhof der Marienkirche aufgebaut.
Die Lesung der Passionsgeschichte steht vom 25. bis 27. März im Saal der Brüdergemeine Neudietendorf auf dem Programm.
Der Gründonnerstag (28. März) wird von der Offenen Arbeit Erfurt mit Abendmahl, Musik und Besinnlichem ab 19.30 Uhr gefeiert. Mit dem Motto „Abendmahl:anders“ mit traditionellen Speisen und Texten wird ein „Abend zum Nachdenken und Feiern für Erwachsene und Kinder“ in Gotha angekündigt (18 Uhr, Glashaus Kirche St. Helena). Das Gründonnerstagsmahl für Jugendliche und Freunde der Offenen Arbeit Meiningen beginnt 18 Uhr im Jugendkeller des Gemeindehauses mit einer Andacht.
Die Gemeinden des Kirchengemeindeverbandes Apfelstädt laden am Karfreitag unter dem Motto „Unterwegs zu den Quellen des Lebens“ zu einer besinnlichen Wanderung mit Andacht ein, um an der Quelle der Apfelstädt Wasser für die Osterzeit zu schöpfen.
Für eine Kreuzweg-Andacht in der Lutherkapelle Töpfleben mit Lesungen, Bildern und Musik haben Menschen aus dem Bodelschwingh-Hof Mechterstädt beeindruckende Bilder als Verbindung zu unserem Leben geschaffen.
Das Oratorium „Der Messias“ von Georg Friedrich Händel ist in Jena in englischer Sprache von Solisten, Kantorei St. Michael und Kammerorchester der Jenaer Philharmonie unter Leitung von KMD Martin Meier zu hören (17 Uhr, Stadtkirche St. Michael).
Die Kantorei Gotha lädt mit Gesangssolisten und dem Ensemble ThüringenBarock zu einer besinnlichen Stunde zum Karfreitag mit der „Passio Jesu Christi“ von Johann Friedrich Fasch ein (17 Uhr, Margarethenkirche).
Die Johannes-Passion von Bach wird in Saalfeld (15 Uhr, Johanneskirche) im Gottesdienst zur Sterbestunde durch Solisten, den Oratorienchor Saalfeld, das Ensemble „Märkisch Barock“ auf Instrumenten historischer Mensur und Dietrich Modersohn (Orgel) unter Leitung von Andreas Marquardt sowie in Weimar (18 Uhr, Herderkirche) von Solisten sowie dem Bachchor und Ensemble Hofmusik Weimar unter Leitung von Johannes Kleinjung aufgeführt.
Weitere musikalische Angebote am Karfreitag zur Sterbestunde Jesu (15 Uhr): In Goldisthal erklingen zur Gedenkandacht "Vergebung & Gnade" moderne Lobpreislieder, in Altenburg im Musikalischen Gottesdienst führt die Altenburger Kantorei die Johannespassion von Heinrich Schütz auf (St.-Bartholomäi-Kirche), in Nordhausen singt ein Frauenquintett das „Stabat Mater“ von Giovanni Battista Pergolesi (Frauenbergkirche).
Am Karsamstag (30. März) gehen Christen verschiedener Konfessionen aus dem Pfarrbereich Gerstungen zum gemeinsamen stillen Wald-Spaziergang zur Kohlbachquelle zum Einholen frischen Quellwassers für die Kirchen und zu Hause (5 Uhr Treff an der „Bettelbank“).
In der Augustinerkirche Gotha steht die Markus-Passion nach Johann Sebastian Bach mit dem Ensemble Continuum und Elina Albach auf dem Programm (17 Uhr).
Auszüge aus dem Programm im Augustinerkloster Erfurt zur Karwoche: Am 24. März ein Gottesdienst zur Finissage der Ausstellung „Was bleibt. Vom Leben und Sterben.“ (9.30 Uhr), am 25. März ein Workshop „Vom Sinn der Trauer“ (19 Uhr), am Gründonnerstag ein Abendmahlsgottesdienst mit allen Sinnen (18 Uhr), am Karfreitag ein Friedensgebet (12 Uhr), eine Andacht zur Todesstunde Christi mit Chören aus der Johannespassion von Bach (15 Uhr) und die Führung „Luthers schlaflose Nächte in Erfurt“ (20 Uhr) und das Angebot „Ostern gemeinsam erleben“ vom 28. März bis 1. April.
Hintergrund
Die Karwoche wird auch „heilige Woche“ oder „stille Woche“ genannt. Das Wort kommt vom altdeutschen „kara“ – wehklagen. Die Woche vor Ostern ist der Höhepunkt der Passionszeit, der Leidenszeit Christi, und beginnt mit dem Palmsonntag, der Erinnerung an den Einzug Jesu in Jerusalem. Beim Gründonnerstag meint „Grün“ nicht die Farbe, sondern wird von „gronan“ (greien, weinen) abgeleitet. Der Tag vor Karfreitag erinnert an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern feiert. Anschließend zieht sich Jesus in den Garten Gethsemane zurück und betet. Dort wird er in der Nacht von den Römern gefangen genommen, weil ihn sein Jünger Judas verraten hat. Am Karfreitag als einem der höchsten Feiertage der evangelischen Christen wurde Christus auf dem Berg Golgatha gekreuzigt. Am Mittag verfinsterte sich laut Bibel die Sonne bis zur neunten Stunde, also gegen 15 Uhr.