Pressestelle Thüringen

Ein Duplikat wird nach Hongkong verschickt
Erster Meilenstein eines 650.000-Euro-Projektes erreicht

Das Evangelische Augustinerkloster zu Erfurt ehrt am kommenden Samstag (6. Juli, 16 Uhr) die Spender, die geholfen haben, dass das wertvolle mittelalterliche Augustinus-Fenster in der Augustinerkirche saniert werden konnte. 21 Spender haben mit einem Beitrag von je 450 Euro den Erhalt einer Scheibe gesichert. Als Dank dafür erhalten sie ein Duplikat „ihrer“ Scheibe überreicht. Die Unterstützer kommen aus ganz Deutschland, ein Ehepaar hat sogar eine Scheibe für Freunde in Hongkong erworben. Etwa drei Jahre nach Beginn der Sanierung der Fenster wurden nun auch die ersten sanierten Scheiben wieder eingebaut. Das Projekt ist insgesamt mit 650.000 Euro veranschlagt.

„Die Spender haben geholfen, Luthers Erbe zu bewahren“, sagt Lothar Schmelz, Kurator des Augustinerklosters. „Ein Meilenstein ist geschafft“, kommentiert er den Einbau des ersten Fensters. Nun ist er gespannt auf den Fortgang der Sanierungsarbeiten. „Die vier großen mittelalterlichen Glasfenster gehören zu dem Schönsten und Wertvollsten, was die Evangelische Augustinerkirche zu Erfurt zu bieten hat“, so Schmelz.

Das Augustinus-Fenster mit 39 Scheiben von der Nordwand der Kirche ist zuerst fertig geworden. Es wurde 1334 vom Naumburger Bischof Heinrich gestiftet und entstand wahrscheinlich auch in einer Naumburger Werkstatt. Auf dem Fenster sind in 24 Bildern Szenen aus dem Leben des Kirchenvaters Augustinus von Hippo zu sehen. Dargestellt sind unter anderem seine Jugendzeit, seine Bekehrung und sein Studium der Theologie. Es ist die älteste vollständige bildliche Darstellung seines Lebens.

Nach dem Einbau des Augustinus-Fensters gehen die Arbeiten am Löwen- und Papageienfenster sowie am Christus- und Ornamentfenster an der Ostwand im Hohen Chor der Kirche weiter. Diese Fenster entstanden zwischen 1300 und 1334.

Im Jahr 2008 wurde festgestellt, dass die Fenster der Augustinerkirche sanierungsbedürftig sind. Schadstoffe in der Luft, Feuchtigkeit und dadurch Schimmelpilze hatten im Lauf der Jahre dem Glas zugesetzt und die Farben angegriffen. Zu Beginn des Sanierungs-Projekts hatten Fachingenieure mit Hilfe von Sensoren über ein Jahr lang das Klima in der Kirche und an den Fenstern gemessen. So konnten Temperatur, Feuchtigkeit und Luftströmungen festgestellt werden, die auf die alten Scheiben wirken. Nach und nach wurden die Scheiben der vier riesigen Fenster ausgebaut und in speziellen Paletten gelagert. Während der Konservierungs-Arbeiten wurden die Scheiben durch Attrappen ersetzt.

Die Restauratorinnen Kathrin Rahfoth, Nicole Sterzing und Ines Trappiel untersuchten zunächst die Schäden an den Scheiben. Anschließend entfernten sie Schmutzschichten, sicherten lockere Farbschichten und konservierten so weit wie möglich die Glasmalereien. Begleitet wurden die Arbeiten von einem Fachbeirat. Mitglied sind unter anderem Dr. Bettina Seyderhelm (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland), Dr. Falco Bornschein (Beauftragter für das Kunstgut im Bistum Erfurt), Prof. Dr. Sebastian Strobl (FH Erfurt) und Prof. Dr. Erhard Drachenberg (ehemaliger Leiter der Forschungsstelle für mittelalterliche Glasmalerei Potsdam).

Die Veranstaltung am Samstag beginnt um 16 Uhr mit einem Fachreferat der Restauratorinnen Kathrin Rahfoth und Nicole Sterzing. Lothar Schmelz informiert über den Inhalt des Fensters, dann werden die Scheiben übergeben und anschließend wird zu Kaffee und Kuchen in den Renaissancehof eingeladen.

Weitere Informationen im Internet: www.luthers-erbe-bewahren.de