Pressestelle Thüringen

Kirchenparlamentarier tagen bis Samstag in Erfurt

Mit einer Rede von Landesbischöfin Ilse Junkermann unter dem Titel „Ihr seid das Salz der Erde“ ist am heutigen Mittwochnachmittag (16.11.) die viertägige Sitzung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Erfurt eröffnet worden.

Zu Beginn ging die Landesbischöfin vor dem 86-köpfigen Kirchenparlament auf die aktuelle Situation ein. Sie stellt die Frage: „Was wurde und wird an menschenverachtenden Gewalttaten in Staat, Gesellschaft, der Öffentlichkeit, bei den zuständigen Behörden nicht erkannt und verharmlost?“ Gleichzeitig richtet sie den kritischen Blick auch auf die Kirche selbst. Mit Verweis auf den jährlich erscheinenden Thüringen Monitor merkt sie an, „dass der Anteil an Protestanten und Katholiken bei zustimmenden Äußerungen zu rechtsextremen und fremdenfeindlichen Haltungen erheblich ist“. Sie betont: „Das Salz der klaren Rede von der Würde jedes Menschen unabhängig von Herkunft, Geschlecht, Leistungsfähigkeit, Konfession und Religion ist nötig auch mitten in unseren Gemeinden und unserer Kirche.“ Dazu gehöre, dass die Kirche ihren Beitrag in der Zivilgesellschaft und für Grundrechte und Demokratie aktiv einbringt.

Schwerpunkt ihres Berichtes ist die Situation der Kirchengemeinden. Sie verweist auf die große Zahl kleiner Gemeinden in der EKM. Zwei Drittel der insgesamt 3.251 Gemeinden hätten weniger als 300, neun Prozent sogar weniger als 50 Gemeindeglieder. Nur sieben Prozent der Gemeinden haben mehr als 1.000 Mitglieder: „Wir müssen Gemeinde neu denken. Wir können das bisherige Modell und Selbstverständnis von Gemeinde und Amt nicht fortschreiben. Es ist einfach nicht vorstellbar,“, erklärt die Bischöfin an einem Extrembeispiel, „dass zu einer Pfarrstelle, die jetzt schon für 22 Kirchengemeinden zuständig ist, in denen es 28 Kirchengebäude gibt, noch weitere Kirchengemeinden und Kirchengebäude hinzukommen.“ Vor diesem Hintergrund misst die Landesbischöfin dem Ehrenamt noch stärkere Bedeutung zu. Dies müsse auch bei Gemeindefusionen bedacht werden, nach denen nicht pauschal gerufen werden dürfe. Es sei zu beobachten, dass bei zusammengelegten Gemeinden die Bereitschaft, sich ehrenamtlich zu engagieren, zurückgehe. Die Landesbischöfin sprach sich dafür aus, die Visitationen zu stärken, damit Kirchengemeinden sich über ihren weiteren Weg gegenseitig beraten. Zur Entlastung der Gemeinden sei auch die Frage nach deutlicher Vereinfachung der Verwaltungsarbeit zu stellen.

Auf der Tagesordnung der Herbst-Synode stehen außerdem Berichte aus dem Landeskirchenamt und von kirchlichen Arbeitsfeldern sowie Beratungen zu zahlreichen Kirchengesetzen. Der Haushaltsplan für 2012 wird am Donnerstagnachmittag (17.11., 14 Uhr) von Finanzdezernent OKR Stefan Große eingebracht. Der Regionalbischof für den Propstsprengel Halle-Wittenberg wird am Freitagvormittag (18.11., 9.15 Uhr) gewählt. Die Beschlussfassungen sind für Samstagvormittag vorgesehen.

Hinweise für die Redaktionen:
Die Tagung findet im Landeskirchenamt der EKM in Erfurt statt und ist öffentlich. Sämtliche Unterlagen zur Synode finden Sie in diesem Internet-Portal.