PM 159 | 05.11.2014
Evangelische Kirchengemeinden erinnern an Pogromnacht und Grenzöffnung

Konfirmanden haben jüdischen Friedhof in Mühlhausen gereinigt

Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erinnern am 9. November an die Pogromnacht im Jahr 1938 sowie an die Grenzöffnung im Jahr 1989. Friedensgebete, Gottesdienste, Gedenkfeiern, Konzerte, Vorträge und Aktionen sind geplant. Vier Kirchen aus zwei Ländern laden am 9. November um 10 Uhr zu einem Ökumenischen Gottesdienst anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls nach Vacha ein. Zum gleichen Anlass ist in Gotha eine Licht- und Klanginstallation geplant, in Pößneck eröffnet die Ausstellung „Briefe von der waffenlosen Front“ über Bausoldaten in der DDR und auf dem Bahnhof Großburschla findet ein Zeltgottesdienst mit Predigt von Regionalbischof Christian Stawenow statt.

Der Gottesdienst in Vacha (10 Uhr, evangelische Johanneskirche) wird gemeinsam geleitet von Bischof Dr. Martin Hein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, von Regionalbischof Diethard Kamm von der EKM, von Bischof Heinz Josef Algermissen vom Bistum Fulda und von Weihbischof Dr. Reinhard Hauke vom Bistum Erfurt. Zu den Gästen gehören unter anderem die Ministerpräsidenten von Hessen und Thüringen, Christine Lieberknecht und Volker Bouffier, die Landtagspräsidenten der beiden Bundesländer sowie die Bürgermeister aus Philippsthal und Vacha.

Zum Gedenken an den Mauerfall vor 25 Jahren wird in allen evangelischen Kirchen im Kirchenkreis Gotha zu Gottesdiensten unter dem Motto „Zu Frieden“ eingeladen (10 Uhr). Am Abend folgt ein Friedensgebet in der Augustinerkirche. Nach dem anschließenden Gang durch die Stadt ist an der Margarethenkirche um 18 Uhr eine Licht- und Klanginstallation geplant. Ab 16 Uhr kann in der Augustinerkirche die Wende-Ausstellung „Gegen das Vergessen“ besichtigt werden.

In Pößneck in der Jüdeweiner Kirche eröffnet die Ausstellung „Briefe von der waffenlosen Front“ des Jenaer Archivs für Zeitgeschichte „Matthias Domaschk“ über Bausoldaten in der DDR (15.30 Uhr). Um 16 Uhr liest Sebastian Kranich aus seinem Buch „Erst auf Christus hören dann auf die Genossen“.

Auf dem Bahnhof Großburschla findet ein gemeinsamer Zeltgottesdienst der Anliegergemeinden anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Grenzöffnung statt. Die Predigt hält Regionalbischof Christian Stawenow, extra für diesen Anlass wurde ein gemeinsamer Posaunenchor unter Leitung von Oliver Stechbart gegründet.

In Eisenach findet zunächst ein Gottesdienst zur Friedensdekade statt (10 Uhr, Georgenkirche). Anschließend ist ein Gang zur Synagogengedenkstätte geplant, begleitet durch das Projekt „Zweiland“ - „mehr Demokratie tragen“. Um 12 Uhr beginnt eine Gedenkveranstaltung an der Synagogengedenkstätte mit anschließendem Gedenkmarsch zum Bahnhof.

In Jena wird nach einer Kranzniederlegung am Westbahnhof (18 Uhr) in Erinnerung an die von Jena aus deportierten Juden, Sinti und Roma unter dem Motto „Leben und Wirken in den Umbrüchen eines Jahrhunderts“ zum Vortrag und Gespräch mit Prof. Agnes Heller (Budapest) mit Musik von Ilga Herzog eingeladen (19.30 Uhr, Rathausdiele).

Ein „Gedenkgottesdienst zur Erinnerung an die Schrecken der Pogromnacht von 1938“ findet am 9. November in Gera statt (10.30 Uhr, Kirche St. Trinitatis). „Unter den Augen einer untätigen Polizei verwüstete vor 76 Jahren ein antisemitischer Mob Synagogen, jüdische Schulen, Geschäfte und Wohnhäuser“, erinnert Pfarrer Michael Kleim. In diesem Jahr habe die jüdische Schriftstellerin Anna Seghers auch mit der Arbeit an ihrem berühmten Roman „Das siebte Kreuz“ begonnen. Diese literarische Verarbeitung von der unerträglichen Spannung zwischen Terror und Hoffnung soll in dem Gedenkgottesdienst zur Sprache kommen. Im Anschluss wird der Couragepreis der Stadt Gera an Christa Hausigk für ihr demokratisches Engagement verliehen. Gegen 11.30 Uhr wird zum Gedenken vor das Denkmal der einstigen Synagoge eingeladen.

In Mühlhausen beginnt ein Erinnerungsgang durch die Stadt um 18 Uhr auf dem jüdischen Friedhof. Am Kristanplatz werden die Namen der jüdischen Opfer dieser Nacht verlesen, den Abschluss findet das Gedenken in der Synagoge. „76 Jahre nach der Kristallnacht, an der sich in Deutschland etwa zehn Prozent der Gesamtbevölkerung beteiligte und in der nahezu jede Synagoge zerstört wurde, wollen wir uns erinnern“, sagt Pfarrer Teja Begrich. Etwa 50 Konfirmanden haben den jüdischen Friedhof im Vorfeld gereinigt.

In Flurstedt bei Apolda wird in einem Friedens- und Gedenkgottesdienst daran erinnert, dass hier 1939 der hebräische Schriftzug „Jahwe“ aus dem Gottesauge der Kirche entfernt wurde (13.30 Uhr). Um 15 Uhr folgt auf dem Marktplatz eine Gedenkveranstaltung mit jüdischem Totengebet für die ermordeten Apoldaer Juden.

Hintergrund:
Am 9. November 1938 hatten die Nationalsozialisten in Deutschland in der sogenannten „Reichskristallnacht“ Synagogen, Wohn- und Kaufhäuser niedergebrannt sowie Menschen erniedrigt, verhaftet und ermordet. Der 9. November 1989 ist für den „Fall der Berliner Mauer“ bekannt: Nachdem SED-Politbüromitglied Schabowski auf einer im DDR-Fernsehen übertragenen Pressekonferenz die Gewährung von Reisefreiheit bekanntgegeben hatte, öffneten sich für die DDR-Bürger die innerdeutschen Grenzen.

Ausgewählte Termine am 9. November im Überblick:

9. November, Vacha, 10 Uhr, Johanneskirche
Gottesdienst mit Bischof Dr. Martin Hein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck, Regionalbischof Diethard Kamm von der EKM, Bischof Heinz Josef Algermissen vom Bistum Fulda und Weihbischof Dr. Reinhard Hauke vom Bistum Erfurt
Bei Rückfragen: Susanne Sobko, 0162-2048755

9. November, Flurstedt b. Apolda, 13.30 Uhr, Dorfkirche
Friedens- und Gedenkgottesdienst: 1939 wurde der hebräische Schriftzug "Jahwe" aus dem Gottesauge der Kirche entfernt
15 Uhr Gedenkveranstaltung an die ermordeten Apoldaer Juden auf dem Marktplatz in Apolda mit jüdischem Totengebet
Bei Rückfragen: Ruth-Barbara Schlenker, 036461-20672

9. November, Gotha, 17 Uhr, Augustinerkirche
Friedensgebet, anschließend Gang zur Margarethenkirche, dort 18 Uhr Licht- und Klanginstallation zum 25-jährigen Jubiläum des Mauerfalls, ab 16 Uhr kann in der Augustinerkirche die Wende-Ausstellung "Gegen das Vergessen" besichtigt werden
Bei Rückfragen: Friedemann Witting, 03621-302925

9. November, 10 Uhr, Kirchen im Kirchenkreis Gotha
"Zu Frieden" - Gottesdienste zum Gedenken an den Mauerfall vor 25 Jahren in allen Kirchen
Bei Rückfragen: Pastorin Anette Denner, 036256-21605

9. November, 15.30 Uhr, Pößneck, Jüdeweiner Kirche
Eröffnung der Ausstellung "Briefe von der waffenlosen Front" des Jenaer Archivs für Zeitgeschichte "Matthias Domaschk" über die Bausoldaten in der DDR
16 Uhr Buchlesung: Sebastian Kranich liest aus seinem Buch "Erst auf Christus hören dann auf die Genossen"
Bei Rückfragen: Stadtkirchenamt, 03647-412280

9. November, 11 Uhr, Bahnhof Großburschla
Zeltgottesdienst anlässlich des 25-jährigen Jubiläums der Grenzöffnung, verantwortet von den Bürgermeistern der Anliegergemeinden, mit Predigt von Regionalbischof Christian Stawenow sowie einem gemeinsamen Posaunenchor unter Leitung von Oliver Stechbart
Bei Rückfragen: Torsten Schneider, 036923-80359

9. November, Jena
18 Uhr, Westbahnhof
Kranzniederlegung in Erinnerung an die von Jena aus deportierten Juden, Sinti und Roma
19.30 Uhr, Rathausdiele
Vortrag und Gespräch „Leben und Wirken in den Umbrüchen eines Jahrhunderts“ mit Prof. Agnes Heller (Budapest), Musik: Ilga Herzog
Bei Rückfragen: Ralf Kleist, 0173-3768229

9. November, Eisenach
10 Uhr, Georgenkirche
Gemeinsamer Stadtgottesdienst zur Friedensdekade mit Kirchenrat Jürgen Friedrich, anschließend Gang zur Synagogengedenkstätte in Begleitung des Projektes „Zweiland“ - „mehr Demokratie tragen“
12 Uhr, Synagogengedenkstätte
Gedenkveranstaltung an die Pogromnacht 1938 und anschließender Gedenkmarsch zum Bahnhof
Bei Rückfragen: Kirchenkreis Eisenach, 03691-203432

9. November, 18 Uhr, Mühlhausen, Jüdischer Friedhof
Beginn für Erinnerungsgang durch die Stadt, am Kristanplatz werden Namen der damaligen jüdischen Opfer verlesen, an der Mühlhäuser Synagoge endet die Veranstaltung
Bei Rückfragen: Teja Begrich, 03601-405715

9. November, 14 Uhr, Themar, Kirche
Gottesdienst mit Gedenken der ehemaligen jüdischen Mitbewohner
Bei Rückfragen: Arnd und Barbara Morgenroth, 036873-68647

9. November, 12 Uhr, Meiningen, Ehemalige Synagoge (Mauergasse)
Gedenkandacht
Bei Rückfragen: Kirchenkreis Meiningen, 03693-840923

9. November, Weimar
18 Uhr, Jüdischer Friedhof
Gedenken Reichspogromnacht, Treffpunkt 17.45 Uhr am Marstall, Männer bitte mit Kopfbedeckung
19.30 Uhr, Stadtkirche
Oratorienkonzert: G. Fauré „Requiem“, J. Brahms „Vier ernste Gesänge“, F. Mendelssohn Bartholdy „Verleih uns Frieden gnädiglich“ mit Solisten, Thüringischem Kammerorchester, Bachchor, Leitung: Johannes Kleinjung
Bei Rückfragen: Kirchenkreis, 03643-804473

RÜCKFRAGEN

Susanne Sobko, 0162-2048755

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