PM 80 | 13.08.2015
Feierliche Einweihung der Gedächtniskapelle Ronneburg

Zentraler Gedenkort in ehemaliger Uranabbau-Region

Die Thüringer Uranabbau-Region erhält einen zentralen Gedenkort: Nach fast vierjähriger Bauzeit wird am 20. August (14 Uhr) die Gedächtniskapelle Ronneburg feierlich eingeweiht. Die Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) Ilse Junkermann, der evangelische Pfarrer i. R. Roland Geipel und der Dekan der katholischen Kirche Klaus Schreiter werden die Kapelle gemeinsam weihen. Das rund zehn Quadratmeter große ökumenische Gotteshaus steht am Rand des ehemaligen Ortes Schmirchau. Der frühere Ortsteil von Ronneburg musste 1954 dem Uran-Bergbau weichen. Die Federführung für das Kapellen-Projekt haben der Kirchliche Umweltkreis Ronneburg und der Verein „Gedächtniskapelle Ronneburg“. Finanziert wurde das Projekt ausschließlich aus Spenden.

Mit der Gedächtniskapelle wollen die Initiatoren an die Folgen des Uranbergbaus in der Region erinnern, sagt Frank Lange vom Kirchlichen Umweltkreis: „Wir wollen die Erinnerung an die zerstörten Orte und an die Menschen wach halten, die ihre Dörfer verlassen mussten. Außerdem ist uns wichtig zu zeigen, wie der Uran-Bergbau die Region hier geprägt hat, im Guten wie im Schlechten“. Die Region brauche solch einen zentralen Gedenkort. „Die Kapelle bildet einen guten Schlussstein der Sanierung des Uran-Gebiets“, so Lange. Ohne das große Engagement und die hohe Spendenbereitschaft von Handwerkern aus der Region, Bürgern und Vereinsmitgliedern hätte man das Projekt jedoch nicht umsetzen und erfolgreich zu Ende bringen können. Künftig wird das kleine Gotteshaus für Andachten, Ausstellungen und Begegnungen genutzt werden. Vom Frühjahr bis zum Herbst soll die Kapelle tagsüber geöffnet sein.

Vor der Einweihung der Gedächtniskapelle wird Landesbischöfin Junkermann zu einem Arbeitsbesuch beim Kirchlichen Umweltkreis Ronneburg erwartet. Dabei wird es um vergangene und aktuelle Projekte des Umweltkreises gehen. Thema werden vor allem die Hinterlassenschaften des Uranbergbaus in Thüringen sein. Der Arbeitsbesuch der Bischöfin ist nicht öffentlich.

Hintergrund:
In der Region Ronneburg wurde durch die Sowjetisch-Deutsche Aktiengesellschaft Wismut zwischen 1951 und 1990 in sechs Bergwerken und mehreren Tagebauen Uranerz abgebaut. Damit war die DDR über vier Jahrzehnte hinweg der drittgrößte Uranproduzent der Welt. Mehr als die Hälfte des in der DDR geförderten Urans stammte aus der Region um Ronneburg. Wegen der für die Tagebaue beanspruchten Flächen wurden Bewohner zwangsumgesiedelt und Ortschaften geschleift. So sind die Orte Sorge-Settendorf, Schmirchau, Katzendorf, Gessen, Culmitzsch, Lichtenberg und Gauern dem Bergbau ganz oder teilweise zum Opfer gefallen. In Schmirchau und Culmitzsch wurden auch die evangelischen Kirchen zerstört.

Der Kirchliche Umweltkreis Ronneburg gründete sich 1988 unter dem Dach der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen als ein Teil der damals entstehenden Bürgerbewegung der DDR.
Für viele Menschen in der Region war der Bergbau Lebensgrundlage, wegen der immensen Belastungen für Umwelt und Gesundheit war die Arbeit dort zugleich aber auch lebensgefährlich. Mit einem Fachkolloquium im September 1990 brachte der Kirchliche Umweltkreis erstmals Bürgervertretungen, Politiker, Behörden und Bergbau-Unternehmen an einem Tisch zusammen. In den Folgejahren begleitete er kritisch den Sanierungsprozess in der Region nach Ende des Uranabbaus. Ende der 80er Jahre gab es insgesamt 17 kirchliche Umweltgruppen in Thüringen; der Umweltkreis Ronneburg ist von diesen die einzige Gruppe, die bis heute besteht.

RÜCKFRAGEN

Frank Lange, 0173-5775674, und Dieter Barth, 0176-11289155

Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar