PM 179 | 08.12.2013
Filmdiskussion über Uwe Böhnhardts Weg in den Untergrund

„Wie können Jugendliche in die rechte Szene abrutschen?“

Schüler des Evangelischen Ratsgymnasiums in Erfurt haben zwei Veranstaltungen in Thüringen mit dem Titel „Der verlorene Sohn – Uwe Böhnhardts Weg in den Untergrund“ initiiert. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie es passieren kann, dass Jugendliche in die rechte Szene abrutschen und eine Terrorzelle bilden. Referenten sind der Regisseur Andreas Kuno Richter und der Jenaer Sozialarbeiter Thomas Grund. Die Filmdiskussion findet am kommenden Dienstag (10. Dezember) zunächst am Erfurter Ratsgymnasium für Schüler der 11. Klassen statt (12.20 Uhr). Anschließend wird in der Jugendkirche St. Martini in Mühlhausen dazu eingeladen (16 und 19.30 Uhr). Die Veranstaltungen in Mühlhausen sind öffentlich, eingeladen werden Jugendgruppen wie Konfirmanden und Schulklassen sowie Interessierte wie Sozialpädagogen, Lehrer und Eltern.

„Die Nachrichten über den NSU-Prozess füllen unsere Medien. Deshalb wollen wir das Thema auf unsere Tagesordnung nehmen“, sagt Frederik Seeger, Gemeindepädagoge der Jugendkirche. „Für mich besteht die wichtigste Frage darin, wie es passieren kann, dass uns Menschen an radikale Gemeinschaften verloren gehen. Zumal es hier um einen aktuellen Fall geht, der direkt vor der Haustür passiert ist – mit Tätern, die aus unserem sozialen Umfeld stammen, die auch unsere Nachbarn sein könnten. Ich finde es wichtig, dass wir als Kirche Farbe bekennen. Dass wir jungen Menschen helfen, ein sinnvolles Leben zu führen und ihre Persönlichkeit zu stärken. Dass wir mit ihnen in Kommunikation bleiben und ihnen Raum bieten, auch wenn sie Schwierigkeiten haben. Und dass wir Zivilcourage zeigen, wenn es nötig ist“, so Seeger.

Die Filmdiskussion erfolgt auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft „Gemeinsam gegen rechts“ des Evangelischen Ratsgymnasiums. Die Schüler hatten bereits im Dezember 2012 Veranstaltungen zum Thema organisiert: An ihrem Gymnasium gemeinsam mit Schülern aus Mühlhausen mit dem Thüringer Neonazi-Aussteiger Christian Weißgerber und dem bekannten exit-Organisator Bernd Wagner sowie im Eisenacher Martin-Luther-Gymnasium mit der Journalistin Andrea Röpke. Betreut werden die Aktionen durch Jürgen Junker über das Programm „Politische Bildung und demokratische Erziehung“ der Evangelischen Schulstiftung in Mitteldeutschland.

Hintergrund:
Uwe Böhnhardt (*1977 in Jena; †2011 in Eisenach) war ein rechtsextremistischer Terrorist. Mit Uwe Mundlos und Beate Zschäpe bildete er die Terrorzelle Nationalsozialistischer Untergrund (NSU), die zwischen 2000 und 2010 für die Ermordung von zehn Menschen verantwortlich war, darunter der Polizistenmord von Heilbronn, zwei Bombenanschläge in Köln und Banküberfälle. Böhnhardt beging 2011 zusammen mit Uwe Mundlos Suizid, um der Verhaftung zu entgehen.

RÜCKFRAGEN

Für Mühlhausen: Frederik Seeger, 0176-64614205, Für Erfurt: Jürgen Junker, 0177-4203161

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