PM 8 | 21.01.2011
Gedenkgottesdienst für die Opfer des Nationalsozialismus in Erfurt

Firma „Topf & Söhne“ als Schwerpunkt
Christen sollen sich eigene Schuld und Verführbarkeit bewusst machen

Zu einem Gedenkgottesdienst für die Opfer des Nationalsozialismus lädt die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Erfurt am kommenden Sonntag (23. Januar, 17 Uhr) in die Michaeliskirche ein. Thematischer Schwerpunkt ist das ehemalige Erfurter Traditionsunternehmen „Topf & Söhne“. Die Firma hatte Ventilationsanlagen für Gaskammern sowie eigens für diesen Zweck entwickelte Leichenverbrennungsöfen an die Vernichtungslager der SS geliefert. Der Gottesdienst wird von Schülern des Evangelischen Ratsgymnasiums und der Katholischen Edith-Stein-Schule aus Erfurt mitgestaltet.

Die Predigt hält Rüdiger Bender, Mitarbeiter des Evangelischen Kirchenkreises Erfurt und Vorsitzender des Fördervereins „Erinnerungsort Topf & Söhne“. „Die Opfer des Nationalsozialismus sollten restlos in der anonymen Verbrennung ausgelöscht werden – die Erinnerung an sie ist unsere bleibende Pflicht. Aber Pflicht ist auch die Frage nach den Tätern. Die Mitarbeiter der Firma haben mit ihrer Beteiligung am industrialisierten Morden durch die Lieferung der Technik für die Gaskammern und der Verbrennungsöfen einen doppelten Zivilisationsbruch begangen. Nur wer konkret fragt, welche Schritte über Grenzen diese Arbeit ermöglicht haben, kann daraus Lehren für die Gegenwart ziehen und die Gefahr von Dammbrüchen wahrnehmen. Auch Mitarbeiter der Firma, die keine überzeugten Nazis waren, haben professionell gearbeitet, darunter Kirchenmitglieder. Die eigene Gefährdung des moralischen Gewissens muss uns beschäftigen“, sagt Bender.

Das einstige Firmengelände von „Topf & Söhne“ in Erfurt wird am 27. Januar als Erinnerungsort eröffnet. Die Schüler des Ratsgymnasiums werden in dem Gottesdienst anhand von Fotos und Texten Hintergründe über die Beteiligung der Firma an den Verbrechen der Nationalsozialisten erläutern. So informieren sie darüber, wie Ingenieure der Firma eigenständig an der Steigerung der Effizienz der Verbrennungsöfen forschten, obwohl sie genau über den Zweck informiert waren. Weiterhin lesen die Schüler einen erschütternden Bericht von der Vergasung der KZ-Häftlinge sowie Auszüge aus einem Verhör des Konstrukteurs der Krematoriumsöfen.

Die Firma „Topf & Söhne“ wird auch Thema eines Gemeindeabends am 26. Januar im Gustav-Adolf-Gemeindezentrum (Singerstr. 1) in Erfurt sein. Beginn ist um 20 Uhr.

RÜCKFRAGEN

Rüdiger Bender, 0151-12448001

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