PM 131 | 17.09.2012
Gehörlosenseelsorge beteiligt sich an Kulturtagen in Erfurt

Als besonderes Angebot Predigt einer Gehörlosen in „Muttersprache“

Die Gehörlosenseelsorge der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) beteiligt sich an den 5. Gehörlosen-Kulturtagen vom 20. bis 22. September in Erfurt. So gibt es einen eigenen Stand im Ausstellungsbereich auf der Messe, und in den Kirchen der Stadt findet ein geistliches Begleitprogramm statt. Neben individuellen Kirchenbesuchen und Gemeindebegegnungen ist unter anderem ein ökumenischer Gottesdienst geplant, bei dem als besonderes Novum die Predigt von einer gehörlosen Theologin in „Muttersprache“ gehalten werden soll. Die Gehörlosen-Kulturtage unter dem Motto „Eine Kultur mehr: Gebärdensprache“ sind eine Aktion des Deutschen Gehörlosen-Bundes. Bis zu 3.000 Teilnehmer werden erwartet.

„Wir freuen uns sehr darüber, dass die Kulturtage bei uns in Erfurt stattfinden und sehen darin eine große Chance, um unsere Anliegen in die Gesellschaft zu tragen. Tausende Gehörlose werden in Erfurt deutlich machen, dass sie kein Problem am Rande sind, sondern mitten in unserer Gesellschaft stehen“, sagt Andreas Konrath, Landespfarrer für Gehörlosenseelsorge im Südbereich der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Er erhofft sich von den Thüringern viel Offenheit für die Gäste aus ganz Deutschland. „Lassen Sie sich neugierig machen auf die Gehörlosen und ihre Kultur, gehen Sie auf die Erfurter Messe, ermöglichen Sie Begegnungen“, ermutigt der Pfarrer. Er wünscht sich außerdem, dass die Kulturtage auch innerhalb der EKM Spuren hinterlassen. „Mehr Verständnis, mehr Verständigung und mehr Vielfalt – dazu braucht es vor allem die Begegnung“, so Konrath.

Die EKM-Gehörlosenseelsorge in Thüringen möchte die Kulturtage geistlich begleiten und arbeitet im Netzwerk mit der Stadt, der Region und den Vereinen zusammen. Konrath freut sich über das Interesse des Gehörlosenbundes an dem Vorschlag, Erfurt auch spirituell zu entdecken. Besonders gespannt ist er auf die Predigt in Gebärdensprache. „Bisher haben stets Hörende den Gehörlosen ihren Glauben vermittelt. Sie waren also eher wie Missionare in einer fremden Kultur unterwegs. Jetzt ist es Zeit, dass Gehörlose ihren Glauben zur Sprache bringen und in der Gemeinschaft der Getauften mitteilen“, so Konrath. Weitere geistliche Begegnungs-Angebote sind Informationen zu Geschichte und Funktion der Kirchen und Kirchengemeinden, ein Mittagsgebet nach der Nagelkreuzliturgie im Augustinerkloster und eine Führung „Luther im Augustinerkloster“.

Hintergrund:
Statistisch wird davon ausgegangen, dass etwa vier von tausend Menschen gehörlos sind. Die Zahl der Gebärdensprachnutzer ist weit größer, da auch Hör- und Sprachgeschädigte sowie Angehörige und Freunde diese visuelle Kommunikationsform nutzen.

Weitere Informationen im Internet: www.gehoerlosen-kulturtage.de

RÜCKFRAGEN

Andreas Konrath, 0365-8356990 oder 0176-21802783

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