PM 014 | 17.02.2021
Gestohlenes Nagelkreuz wird im Augustinerkloster zweifach ersetzt

Gedenkandacht für 267 Opfer eines Bombenangriffs

Das Evangelische Augustinerkloster zu Erfurt lädt am 25. Februar (18 Uhr) in der Augustinerkirche zu einer Gedenkandacht für die Opfer eines Bombenangriffs am 25. Februar 1945 ein. Dabei wird auch der heutigen Opfer von Krieg und Gewalt gedacht sowie für Frieden und Versöhnung gebetet. Gleichzeitig wird das neue Nagelkreuz gleich in zweifacher Ausführung präsentiert. Das international bekannte Symbol für Frieden und Versöhnung war im Juli vergangenen Jahres unter bis heute ungeklärten Umständen gestohlen worden. Der Diebstahl hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt, da das Kreuz einen hohen ideellen Wert besitzt. Es wurde einst aus Nägeln des verbrannten Dachstuhls der Kathedrale in Coventry gefertigt, die 1940 deutsche Bomber zerstört hatten. Das gestohlene Nagelkreuz hatten Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Würzburg hergestellt, es war am Ort der Stille im „Haus der Versöhnung“ aufgestellt gewesen. Dort soll nun ebenfalls wieder ein Kreuz aus der JVA hinkommen. Gleichzeitig wird in der Augustinerkirche ein Originalkreuz von der Nagelkreuzvereinigung aus Coventry präsentiert. Der Freundeskreis des Augustinerklosters hat beide Kreuze gespendet.

„Nach dem erschütternden Diebstahl freuen wir uns, dass nun ein neues Kreuz auf den leeren Platz kommt. Wir haben in den vergangenen Monaten nicht aufgehört, für den Frieden zu beten. Das Nagelkreuz ist ja nicht nur eine eindrückliche Erinnerung an die Zerstörungskraft des Krieges, sondern eine Verpflichtung für Versöhnung und Verständigung heute“, sagt Augustinerpfarrer Bernd S. Prigge. Er erinnert daran, dass der Dompropst aus Coventry solche Kreuze nach dem 2. Weltkrieg an die ehemaligen Feinde überreicht hatte. „Was für ein starkes Zeichen“, so Prigge.

Der 25. Februar 1945 gilt als der schwärzeste Tag des Augustinerklosters – damals hatten englische Bomber zwei Luftminen auf das Kloster geworfen. Im heutigen „Haus der Versöhnung“ befand sich der Keller der ehemaligen Klosterbibliothek, in dem 268 Menschen zwischen 3 Monaten und 83 Jahren Schutz gesucht hatten. Die Wucht der Detonation war so groß, dass das Gebäude zusammenbrach. 267 Menschen starben, ein Mädchen und ein Hund konnten gerettet werden.

Kurz nach Ende des 2. Weltkrieges begannen couragierte Erfurter mit den Aufräumarbeiten. Bereits 1946 startete der Wiederaufbau der Kirche, des stark zerstörten Westflügels, des Laubenganghauses sowie des Gästehauses. Unter großen Mühen und schwierigen politischen Bedingungen wurde das Kloster Stein um Stein wieder aufgebaut. Die historischen Strukturen wurden dabei bewahrt. Bibliothek und Waidhäuser blieben als Ruinen stehen.

Im Jahr 2002 wurden die Grundmauern der Bibliothek restauriert und teilweise rekonstruiert. Eine Wandscheibe, die vom Einsturz bedroht war, wurde in einer spektakulären Aktion wieder aufgerichtet. Im Sommer 2008 begann der Wiederaufbau mit Kosten von rund 5,1 Millionen Euro. Damit sollte ein Zeichen dafür gesetzt werden, wie wichtig es ist, das Alte zu bewahren sowie Neues zu schaffen. Am 27. August 2010 wurde die Wiedereinweihung der ehemaligen Bibliothek gefeiert. Im Keller des Gebäudes wurde ein Gedenk- und Meditationsraum eingerichtet, der „Ort der Stille“. 2008 ist das Evangelische Augustinerkloster erstes Mitglied der internationalen Nagelkreuz-Gemeinschaft in Thüringen geworden. Die Lutherstätte ist damit Teil der weltweiten Bewegung für Frieden und Versöhnung. Die Mitgliedschaft in der Nagelkreuz-Gemeinschaft wird unter anderem durch eine wöchentliche Andacht freitags um 12 Uhr dokumentiert.

Weitere Informationen im Internet: www.augustinerkloster.de

RÜCKFRAGEN

Bernd S. Prigge, 0361-57660-242 oder 0179-4878385


Bleiben Sie mit unseren Newslettern auf dem Laufenden.

Hier Abonnieren

Die besten News per E-Mail - 1x pro Monat - Jederzeit kündbar