PM 94 | 24.08.2006
Gottesdienst zum Aussiedler Gedenken am 27 8 in Gera

65. Gedenktag an die Deportation der Russlanddeutschen nach Sibirien
Gottesdienst in Gera am 27. August

Den 65. Gedenktag zur Vertreibung der Wolgadeutschen nach Sibirien und Mittelasien begehen Aussiedler aus ganz Thüringen am kommenden Sonntag (27.08., 10 Uhr) mit einem Gottesdienst in der Geraer Salvatorkirche. Gemeinsam mit rund 100 Aussiedlerinnen und Aussiedlern aus ganz Thüringen soll an die gewaltsame Umsiedlung von 960.000 Wolgadeutschen zwischen 1941 und 1946 erinnert werden. Der Gottesdienst wird von der Aussiedlerseelsorge der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen gemeinsam mit dem Thüringer Bibelwerk und der evangelischen Stadtkirchgemeinde vor Ort organisiert. In dem Gottesdienst wird den Aussiedlern eine speziell für Deutsche aus Russland herausgegebene Bibel mit deutschen und russischen Texten überreicht.

Mit einem Dekret hatte Stalin am 28.August 1941 die Deportation der im 18. Jahrhundert ins Land geholten deutschstämmigen Bevölkerung aus dem Wolgagebiet nach Sibirien angeordnet. In deren Zuge kamen etwa 300.000 Menschen ums Leben. Unzählige Frauen und Männer wurden in Arbeitslager gepresst und zur Erschließung der unwirtlichen Nordregion der Sowjetunion und auch Mittelasiens eingesetzt. Die Überlebenden wurden bis 1956 in ihren Verbannungsorten und zum Teil auch in Arbeitslagern festgehalten. Erst mit der KSZE-Schlussakte von Helsinki erhielten sie eine Möglichkeit zur Auswanderung nach Deutschland.

Derzeit leben 2,4 Millionen Aussiedler in Deutschland, davon 40.000 in Thüringen. Etwa die Hälfte der Russlanddeutschen gehört der evangelischen Kirche an. „Die Russlanddeutschen wollen sich integrieren. Jedoch sind beispielsweise die Hürden für die Berufsanerkennung zu hoch. Papiere über einen Berufsabschluss werden oft nicht anerkannt. Gerade gut ausgebildete Aussiedler haben damit nicht genügend Chancen, ihre Fähigkeiten in die Gesellschaft einzubringen“, so Ines Stephanowsky, Beauftragte für Aussiedlerseelsorge der Thüringer Landeskirche. Unter Lehrerinnen und Lehrern fehlten oft Kenntnisse über die Situation der Russlanddeutschen. Immerhin gibt es in Thüringen insbesondere in Plattenbaugebieten Regelschul-Klassen, in denen bis zu 30 Prozent der Schüler einen Migrationshintergrund haben. Stephanowsky wertet deshalb die in diesem Jahr zum ersten Mal vom Jugendmigrationsdienst gemeinsam mit dem Thüringer Institut für Lehrerfortbildung angebotene Weiterbildung für Lehrer positiv.

Mit dem Gottesdienst in der Geraer Salvatorkirche wird dort zugleich die Ausstellung „Volk auf dem Weg“ eröffnet. Die von der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. gestaltete Ausstellung beleuchtet die Situation der Russlanddeutschen und ihre Integration in Deutschland.

Bei Rückfragen: Ines Stephanowsky, 03691-678 512 oder 0171-8364429


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