PM 125 | 25.08.2011
Gottesdienste und Konzerte zum Israelsonntag

MDR-Radio-Gottesdienst aus Eisenach wird deutschlandweit übertragen
Superintendentin erinnert an geplante „Entjudung“ der Deutschen Christen

Dem Israelsonntag (28. August) sind Gottesdienste und Konzerte in vielen Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) gewidmet. Um 10 Uhr wird ein Evangelischer Kantatengottesdienst aus der St. Georgenkirche in Eisenach deutschlandweit live übertragen. Die Predigt hält Superintendentin Martina Berlich. Kurrende, Bach-Chor und Ambrosius-Kammerorchester aus Eisenach führen eine Kantate von Johann Sebastian Bach auf. Besondere Veranstaltungen zum Israelsonntag organisieren außerdem das Evangelische Augustinerkloster Erfurt und das Kloster Drübeck.

Ursprünglich ein jüdischer Gedenktag, wurde zum Israelsonntag seit dem 16. Jahrhundert in den lutherischen Kirchen der Zerstörung Jerusalems durch die Römer gedacht. Heute gilt der Israelsonntag vor allem als ein Tag des jüdisch-christlichen Dialogs. Erinnert wird dabei auch an das Leid, das Kirchen und Christen den Juden durch die Jahrhunderte hinweg zugefügt haben. So wird Martina Berlich in ihrer Predigt auf das sogenannte „Entjudungsinstitut“ in Eisenach eingehen. Es war von den nationalsozialistisch geprägten Deutschen Christen gegründet worden, um die jüdischen Wurzeln des Christentums zu kappen. Außerdem erinnert die Superintendentin an Avital Ben-Chorin, die als Erika Fackenheim in Eisenach geboren wurde und den Religionsphilosophen Schalom Ben-Chorin geheiratet hatte.

Der Gottesdienst wird aus Eisenach live um 10 Uhr von den Sendern MDR Figaro, Deutschlandfunk, Deutsche Welle und Bayerischer Rundfunk übertragen. Die Georgenkirche hat eine lange und berühmte Tradition - beispielsweise wurde hier Johann Sebastian Bach getauft, die Hochzeit der Heiligen Elisabeth fand statt und Martin Luther hat gepredigt. Neben der Bedeutung für die Reformationsgeschichte ist die Kirche vor allem ein Ort der Kirchenmusik. Hier hat Martin Luther als Lateinschüler in der Kurrende gesungen, ebenso wie später Johann Sebastian Bach. Einer der Kantoren ist Georg Friedrich Telemann. Er hat den Weg bereitet für die neue evangelische Kirchenkantate. Die starke kirchenmusikalische Tradition hält bis heute an.

Im Evangelischen Augustinerkloster zu Erfurt wird am Israel-Sonntag in der Augustinerkirche ein Abendmahlsgottesdienst mit Pfarrer i. R. Peter Zimmermann gefeiert (9.30 Uhr). In der Reihe „Konzertantes im Kloster“ wird um 18.30 Uhr zu Klezmer-Musik mit dem Misrach-Quartett eingeladen. Im Kloster Drübeck beginnt um 10 Uhr ein Gottesdienst in der Klosterkirche mit dem Kammerchor venti voci (Braunschweig).

Hintergrund:
Juden in aller Welt gedenken im August der Zerstörung Jerusalems durch die Römer im Jahr 70 nach Christi Geburt. Diese Erinnerung wurde vom kirchlichen Kalender aufgenommen: Der zehnte Sonntag nach Trinitatis gilt als Israelsonntag. Seit dem Zweiten Weltkrieg wird in den Gottesdiensten an diesem Tag an die Mitschuld der Christen am Massenmord an den europäischen Juden im Dritten Reich erinnert. Außerdem besinnen sich Christen auf die jüdischen Wurzeln ihres Glaubens.

RÜCKFRAGEN

Für Eisenach Martina Berlich, 03691-203432; Allgemein Ricklef Münnich, Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum in Thüringen, 0177-6914045

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