PM 10 | 30.01.2013
Große Trauer um den Pfarrer und Bürgerrechtler Walter Schilling

Landesbischöfin würdigt Einsatz für Freiheit und Menschenrechte

Mit großer Trauer wurde innerhalb der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) der Tod des Thüringer Pfarrers und Bürgerrechtlers Walter Schilling aufgenommen. „Walter Schilling hat die Botschaften des Evangeliums intensiv und kompromisslos gelebt, indem er sich aufrecht und engagiert für Freiheit und Menschenrechte eingesetzt hat“, sagt Landesbischöfin Ilse Junkermann. Sie würdigt den evangelischen Pfarrer als Vorbild und Mutmacher für viele Christen der DDR sowie als einen der Wegbereiter für die friedliche Revolution. Zudem habe er die Jugendarbeit revolutioniert und damit bis heute geltende Maßstäbe gesetzt. Schilling starb am Dienstag im Alter von 82 Jahren im Krankenhaus Saalfeld. Die Trauerfeier soll an diesem Samstag in der Kirche in Braunsdorf stattfinden.

Schilling war besonders bekannt dafür, dass er seine Kirche verfolgten und benachteiligten Menschen öffnete. Er galt als herzlicher und hilfsbereiter Christ, der zugleich hartnäckig und radikal werden konnte, wenn es darum ging, gegen Unrecht vorzugehen. „Sein tief verwurzelter Glaube ließ ihn ein weites Herz besonders für die Menschen am Rand der Gesellschaft haben. Und er konnte ihre Sprache sprechen – damit ereichte er auch viele Menschen, die der Kirche nicht nahestanden“, so Junkermann. „Ich bin dankbar dafür, dass ich ihm selbst begegnen durfte.“

Schilling wäre am 28. Februar 83 Jahre alt geworden. Der gebürtige Saalfelder kam nach dem Theologiestudium Mitte der 50er Jahre nach Braunsdorf bei Saalfeld, wo er als Kreisjugendpfarrer ab 1959 ein kirchliches Jugendheim aufbaute, das sich bald zum Treffpunkt von unangepassten Jugendlichen entwickelte. Seit 1968 war Schilling maßgeblich am Aufbau der offenen Jugendarbeit in der DDR beteiligt. Unter anderem zogen seine Großveranstaltungen „June“ in Rudolstadt tausende Jugendliche aus der gesamten DDR an. 1987 gehörte er zu den Initiatoren des „Kirchentags von unten“ und der „Kirche von unten“. Die Staatssicherheit hatte ihn massiv beobachtet und bedrängt. Im Herbst 1989 war er ein wichtiger Ansprechpartner für Oppositionsgruppen in der DDR, nach der friedlichen Revolution setzte er sich engagiert für die Aufarbeitung des DDR-Unrechts ein. Für seinen Widerstand gegen die Missachtung der Menschenrechte in einer Diktatur wurde Schilling 1995 mit dem Menschenrechtspreis der Stadt Weimar ausgezeichnet.

RÜCKFRAGEN

Susanne Sobko, 0162-2048755

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