PM 066 | 06.05.2019
Gründung des „Entjudungsinstituts“ vor 80 Jahren in Eisenach

Vertreter von sechs Landeskirchen enthüllten ein Mahnmal

Mit einem Gedenkakt wurde heute (6. Mai) in Eisenach 80 Jahre nach Gründung des sogenannten „Entjudungsinstituts“ ein Mahnmal installiert. Es gilt als Schuldbekenntnis von acht evangelischen Landeskirchen für die Gründung des „Instituts zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ sowie zur mahnenden Erinnerung an die Opfer von Antijudaismus und Antisemitismus. Der Standplatz befindet sich in der Bornstraße in Eisenach nahe des ehemaligen Sitzes des „Entjudungsinstituts“. Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), hatte zu dem Gedenkakt eingeladen, die Enthüllung übernahm sie mit Vertretern von fünf weiteren Landeskirchen. An dem Gedenkakt nahmen auch Rabbiner Alexander Nachama und Prof. Reinhard Schramm, Vorsitzender der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, teil.

Aufgabe des Instituts mit Sitz in der Bornstraße 11 in Eisenach sollte es sein, die jüdischen Wurzeln des Christentums zu tilgen, alle positiven Hinweise auf das Volk Israel und das Judentum aus der Heiligen Schrift zu entfernen sowie Lehre und gottesdienstliche Praxis der evangelischen Kirche an die nationalsozialistische Ideologie anzupassen. Im Namen sogenannter „theologisch-völkischer Wissenschaft“ verfälschten die Mitarbeiter des Instituts dazu Wort und Sinn des Evangeliums, schürten den Hass gegen das Judentum und betrieben den Ausschluss von Christinnen und Christen jüdischer Herkunft aus der evangelischen Kirche, so die Inschrift auf dem Mahnmal. Weiter heißt es: „Sie trugen mit ihrer Arbeit dazu bei, die Verfolgung und millionenfache Ermordung jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu rechtfertigen“.

Das etwa zwei mal anderthalb Meter große Mahnmal aus Cortenstahl und Stahl wurde von Marc Pethran von der Leipziger Firma KOCMOC  nach inhaltlichen Anregungen der Stiftung Lutherhaus Eisenach in Verbindung mit der EKM und ihrem Beirat für das christlich-jüdische Gespräch entworfen, ausgeführt wurde es von der Fa. Obornik Werbetechnik KG aus Hildesheim.

Zum Gedenken an die Gründung des Instituts vor 80 Jahren am 6. Mai 1939 finden in diesem Jahr innerhalb der EKM weitere Veranstaltungen und Aktionen statt. So wird am 19. September im Eisenacher Lutherhaus eine Sonderausstellung mit entsprechenden museumspädagogischen Angeboten eröffnet, auf der Wartburg als dem Gründungsort des Instituts ist vom 18. bis 20. September eine wissenschaftliche Tagung geplant. Vom 19. bis 22. September finden ebenfalls in Eisenach Jüdisch-christliche Begegnungstage im Rahmen der Thüringer Achava-Festspiele statt. Der Beirat für das christlich-jüdische Gespräch hat ein Kunstprojekt mit dem Motto „Mit Judenhass vergiftet – Versuch einer Entgiftung im Protestantismus“ mit einem Finanzvolumen von 8.000 Euro ausgeschrieben, das noch in diesem Jahr umgesetzt wird.

Hintergrund:
Am 6. Mai 1939 haben elf evangelische Landeskirchen in Eisenach das „Institut zur Erforschung und Beseitigung des jüdischen Einflusses auf das deutsche kirchliche Leben“ gegründet, kurz „Entjudungsinstitut“ genannt. Die Initiative ging von der Kirchenbewegung Deutsche Christen aus. Die heutigen Nachfolgekirchen: Evangelische Kirche in Mitteldeutschland, Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland, Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens, Evangelische Landeskirche Anhalts, Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, Evangelisch-Lutherische Kirche in Oldenburg, Evangelische Kirche der Pfalz (Protestantische Landeskirche) sowie Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Österreich.


Hinweis an die Redaktionen:
Folgende Vertreter und Vertreterinnen der früheren Trägerkirchen enthüllten das Mahnmal:
Landesbischöfin Ilse Junkermann (Evangelische Kirche in Mitteldeutschland), OLKR Dr. Thilo Daniel (Evangelisch-Lutherische Landeskirche Sachsens), Propst Thomas Drope (Evangelisch-Lutherische Kirche in Norddeutschland), Kirchenpräsident Joachim Liebig (Evangelische Landeskirche Anhalts), Präses Dr. Ulrich Oelschläger (Evangelische Kirche in Hessen und Nassau), Prof. Karl W. Schwarz (Evangelische Kirche Augsburgischen und Helvetischen Bekenntnisses in Österreich / Ev.-theol. Fakultät Wien).

RÜCKFRAGEN

Susanne Sobko, 0162-2048755


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