PM 121 | 22.10.2009
Herderkirche Weimar feiert am Reformationswochenende Glockenweihe

Festkonzert, Kantatengottesdienst und Glockenfest

In der Weimarer Stadtkirche St. Peter und Paul (Herderkirche) wird am kommenden Freitag und Samstag Glockenweihe gefeiert: Der Einbau der neuen Friedensglocken, die vor einem Monat mit einem festlichen Umzug begrüßt wurden, ist abgeschlossen. Los geht es am Freitagabend, 30. Oktober, 19.30 Uhr mit einem Festkonzert in der Herderkirche. Das Stadtkirchenorchester, der Suhler Männerchor und das Ensemble „encore“ aus Leipzig führen die „Reformationssinfonie“ und die Choralkantate „Lauda Sion“ op.73 von Felix Mendelssohn-Bartholdy auf. Am Reformationstag, 31. Oktober, 10 Uhr werden die Glocken in einem festlichen Gottesdienst mit dem Weimarer Superintendenten Henrich (rpt. Henrich) Herbst in Dienst genommen. Anschließend findet ein Glockenfest mit Bühnenprogramm auf dem Herderplatz statt.

Um das neue Geläut finanzieren zu können, sammelten die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Weimar und das Kuratorium „Friedensglocken Herderkirche“ in nur drei Jahren rund 200.000 Euro. „Dass Tausende Weimarer sich an der Spendenaktion beteiligt haben, ist ein gutes Zeichen für unsere Stadt“, freut sich Superintendent Herbst. „Mit den Friedensglocken haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir in Weimar gemeinsam etwas schaffen können.“ Dafür sei er dankbar, so Herbst, und hoffe, dass man diese Erfahrung bewahren werde.

Die Glocken mit den Namen „Luther“, „Herder“ und „Bach“ waren am 4. September 2009 in der Glockengießerei Perner in Passau entstanden. Sie wurden im traditionellen Lehmschablonen-Formverfahren gegossen. Die drei Bronzeglocken ersetzen das dreistimmige Geläut aus Eisenhartguss, das 1922 im Turm der Herderkirche eingesetzt wurde. „Die neuen Glocken haben auch einen neuen Klang“, erläutert Marcus Schmidt, Glockensachverständiger der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Er hat die Glockendisposition erstellt und war auch Mitglied der Jury, welche die künstlerischen Entwürfe für die Glocken begutachtete. Unter fünf Künstlern wurde der Entwurf des Weimarer Bildhauers und Zeichners Walter Sachs ausgewählt. „Der Jury gefiel die zeitgenössische Umsetzung der theologischen Aussagen durch Sachs“, so Schmidt. Der Guss der Glocken sei gut gelungen. „Ihr Klang passt hervorragend zu den anderen Geläuten in Weimar, vor allem dem der Jakobskirche und des Stadtschlosses.“ Das erste gemeinsame Geläut der Weimarer Glocken soll am 31. Oktober zum Mittagsgebet um 12 Uhr erfolgen.

Hintergrund:
Im Laufe des Ersten und Zweiten Weltkriegs wurden fast 80 Prozent aller historischen Bronzeglocken in Deutschland eingeschmolzen. Ersetzt wurden sie häufig durch Eisenhartguss, dessen Lebensdauer aber statistisch nur rund 90 Jahre beträgt. Da das Gusseisen porös ist, rosten die Glocken und können schließlich bersten. Von diesem „Glockensterben auf Zeit“ sind viele Kirchengemeinden betroffen.
Meist müssen dann nicht nur die Glocken ausgewechselt werden, sondern auch der Glockenstuhl: Da bei Glocken aus Eisen für den gleichen Ton ein größerer Durchmesser und Gewicht nötig sind, werden die historischen, ursprünglich auf kleinere Bronzeglocken ausgelegten Glockenstühle in Mitleidenschaft gezogen.
Viele der Eisenhartgussglocken stammen aus dem thüringischen Apolda. Bronzeglocken in traditioneller Handwerkskunst stellen in Deutschland noch acht Gießereien her. Nur eine davon, im brandenburgischen Lauchhammer, befindet sich in den neuen Bundesländern.

RÜCKFRAGEN

Superintendent Henrich Herbst, 03643-851518
Marcus Schmidt, EKM-Glockensachverständiger, 0172-7966400

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