PM 059 | 08.08.2018
Landesbischöfin predigt beim Augsburger Friedensfest
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Friedemann Kahl, 0151-59128575
„Gesellschaft nicht nach Idealen formen“
In ihrer Predigt zum Augsburger Friedensfest warnt Landesbischöfin Ilse Junkermann davor, einen Staat und eine Gesellschaft nach bestimmten Idealen formen zu wollen. „Das führt zu einem Totalitarismus, der schlimmste Folgen hat. Denn bei all dem wird die Idee, wird das Ideal wichtiger als die Menschen. Im Zweifelsfall geht das Ideal auf Kosten und zu Lasten der Menschen“, sagte Junkermann heute Vormittag im Ökumenischen Festgottesdienst in der Basilika St. Ulrich und Afra in Augsburg.
„Deshalb ist es gut, wenn wir skeptisch sind gegenüber großem Überschwang; gegenüber den Idealen, die uns Populisten vorgaukeln ebenso wie gegenüber unverhohlenem Eigennutz, wie er als Politik über den großen Teich zu uns schwappt und die Weltkultur neu prägen will“, so die Landesbischöfin.
Es sei wichtig, auch selbstkritisch zu fragen, welchen Idealen wir uns mehr oder weniger bewusst verpflichtet haben. „Wir selbst hängen ja, so denke ich, im Ideal von der Selbstregulierung des Marktes zuerst an der Rendite, an den Kapitalerträgen, am Reichtum – und nicht zuerst an einem Wirtschaften, das den Menschen dient und dem Lebensraum für alle. An der Zerstörungskraft, die dieses Ideal entwickelt, daran können wir erkennen: Es ist kein Schicksal, es ist ein Ideal, das hohe Kosten, übergroße Opfer fordert“.
Das Motto des diesjährigen Hohen Friedensfestes ist „Utopie – Was wäre, wenn…!“. Junkermann warnt davor, dass sich der Mensch an Gottes Stelle fühle, auch mit Blick auf die Künstliche Intelligenz. "Gott zeigt sich als ein Gegenüber, einer, der für die Utopie einsteht. Gut, wenn unsere Träume und Sehnsüchte, wenn Friede und Gerechtigkeit in Gottes Hand sind", so die Landesbischöfin.
Hintergrund:
Das "Augsburger Hohe Friedensfest" wird seit 1650 jedes Jahr am 8. August begangen. Ursprünglich feierten die Augsburger Protestanten damit das 1648 durch den Westfälischen Frieden eingeleitete Ende ihrer Unterdrückung während des Dreißigjährigen Krieges. Heute ist das Friedensfest ein auf das Augsburger Stadtgebiet beschränkter gesetzlicher Feiertag.
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