PM 45 | 05.04.2013
Meister Eckart als Thema einer Fortbildung für Gästeführer
BEI RÜCKFRAGEN
Evangelische Stadtakademie, 0361/5661701Viel ungenutztes Potenzial für spirituellen Tourismus in Thüringen
Meister Eckarts Zeit in Erfurt steht im Mittelpunkt einer Fortbildung für Gästeführer und Gästeführerinnen am kommenden Mittwoch (10. April). Die Evangelische Stadtakademie „Meister Eckart“ und der Initiativkreis „Meister Eckart in Erfurt“ laden dazu in das Erfurter Predigerkloster ein. Beginn ist um 19.30 Uhr im Hohen Chor der Predigerkirche, im Anschluss geht es im Kapitelsaal des Klosters weiter. Hier wird auch eine neue Broschüre der Predigergemeinde für Gästeführer und Touristen vorgestellt: Unter dem Motto „Meister Eckharts Faszination heute“ enthält sie Texte des Eckart-Forschers Prof. Dietmar Mieth und Fotos von Matthias Frank Schmidt. Die Anleitung „Weg der Erfahrung mit Eckhart durch Erfurt“ als kommentierter topografischer Plan ist noch im Entstehen.
Pfarrer Dr. Aribert Rothe zum Ziel der Aktivitäten des Initiativkreises: „Meister Eckart ist als größter mystischer Denker des Spätmittelalters weltweit bekannt – in buddhistisch stark geprägten Ländern wie Japan kennt man ihn sogar eher als Martin Luther. Wir bemühen uns deshalb darum, dass seine enge Verbindung zu Erfurt in der Öffentlichkeit bewusster wahrgenommen wird.“ Laut Rothe liegt Meister Eckarts Wirkungsgeschichte nicht nur in der Vergangenheit. „Seine geistigen Impulse für individuelle Meditation, moderne Erkenntnistheorie und interreligiösen Dialog werden immer mehr beachtet. Für den zunehmenden spirituellen Tourismus stellt das in Thüringen ein bislang fast brach liegendes Potenzial dar.“
Die fehlende Aufmerksamkeit für den Mystiker findet der Pfarrer umso verblüffender, da die Erfurter Predigerkirche und das Predigerkloster die einzigen authentisch erhaltenen Räume seien, die sich eng mit Eckhart verbinden lassen. Rothe: „Hier beendete der berühmte Thüringer um 1277 sein Noviziat, um von 1294 bis 1298 als Prior und Vikar der thüringischen Klöster zurückzukehren, und hier entstanden auch seine ,Reden der Unterweisung’. Von 1303 bis 1311 kam er nochmals aus Paris zurück und wirkte von Erfurt aus als Gründungsprovinzial der Dominikanerprovinz Saxonia.“ Rothe verweist auch auf eine enge Beziehung zur Reformationsdekade: Martin Luthers erste Publikation „Theologia Deutsch“ im Jahr 1516 war die Herausgabe mystischer Schriften in der Nachfolge Eckharts. „Der Meister selbst, weil ketzerisch verfemt, war Luther freilich nicht bekannt“, so Rothe.
Im Initiativkreis „Meister Eckhart in Erfurt“ arbeiten Vertreter der Evangelischen Predigergemeinde, der internationalen Meister-Eckhart-Gesellschaft, der Evangelischen Stadtakademie „Meister Eckhart“ der Evangelischen Erwachsenenbildung Thüringens (EEBT), des Katholischen Forums im Land Thüringen und der Universität Erfurt zusammen.