PM 145 | 07.12.2007
Podiumsgespraech Bildungsarmut in Thueringen
Podiumsgespräch: "Bildungsarmut in Thüringen"
Landesbischof Kähler besucht vorher Kinderzentrum in Eisenach-Nord
Am kommenden Montag (10. Dezember, 18 Uhr) veranstaltet die Evangelische Akademie Thüringen in der Begegnungsstätte Kleine Synagoge in Erfurt ein Podiumsgespräch zum Thema „Bildungsarmut in Thüringen“. Die Teilnehmer diskutieren darüber, wie die Lebenschancen von Kindern behindert werden. „Kinder aus ärmeren und bildungsferneren Milieus erreichen viel seltener einen höheren Abschluss als Kinder mit den gleichen Leistungen aus anderen Schichten“, sagt Michael Haspel, Direktor der Evangelischen Akademie. Die aktuelle Pisa-Studie hat sein Fazit gerade bestätigt.
Die Veranstaltung in Erfurt beginnt mit einem Vortrag von Roland Merten, Professor für Sozialpädagogik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Danach folgt eine Podiumsdiskussion mit Christoph Kähler, Landesbischof der Evangelisch Lutherischen Kirche Thüringen, Kjell Eberhardt, Staatssekretär des Thüringer Kultusministeriums, sowie Brigitte Baki, Referentin für Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik beim DGB Thüringen. Die Moderation übernimmt Claus Peter Müller von der Grün, Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Jedes fünfte Kind in Thüringen unter 15 Jahren lebt nach der offiziellen Definition in Armut. In den großen Städten ist es fast jedes dritte Kind. Die ökonomische Armut wird meist von sozialer und kultureller Armut begleitet. „Den Menschen fehlen die Kompetenzen, die ihnen helfen könnten, aus ihrer Situation herauszukommen und ihren Kindern eine Perspektive zu bieten. Dadurch wird Armut sehr häufig vererbt“, sagt Haspel. Da das Problem der Bildungsarmut seiner Ansicht nach nicht mit den herkömmlichen Mitteln der Sozialpolitik lösbar ist, sollen in Erfurt neue Wege diskutiert werden. Unter anderem wird es darum gehen, wie Familien unterstützt werden können, ob finanzielle Transfers helfen, wann der Staat eingreifen muss und was private Initiativen sowie die Kirchen leisten können.
„Wenn wir nicht handeln, schauen wir zu, wie zehn bis zwanzig Prozent der Kinder Gefahr laufen, dauerhaft aus dem Bildungssystem sowie dem Arbeitsmarkt ausgeschlossen zu werden und dadurch nicht selbst bestimmt leben können“, warnt Haspel. Er erhofft sich von der Tagung nicht nur eine Analyse der Lage sondern auch Lösungsansätze und Impulse für Vernetzungen.
Um sich selbst über die Situation von Kindern aus ärmeren Verhältnissen zu informieren, wird Landesbischof Kähler am Nachmittag vor der Veranstaltung im Kinder- und Jugendzentrum „Eierclub“ in Eisenach-Nord beim Backen von Weihnachtsplätzchen helfen. Die Einrichtung der Evangelisch-Lutherischen Diakonissenhaus-Stiftung ist für einige Kinder ein Familienersatz, denn Zuhause wären sie sich selbst überlassen.
Bei Rückfragen: Dr. Michael Haspel, 0151-12729765