PM 110 | 31.08.2010
Projekt „NIMBUS“ lädt zum Pilgern rund um Gera ein
BEI RÜCKFRAGEN
Sebastian Kircheis, 0365-8001514Sieben Künstler zeigen ihre Werke sieben Wochen lang in sieben Kirchen
Am kommenden Samstag (4. September) wird das Projekt „NIMBUS“ in Gera und Umgebung eröffnet. Sieben Künstler und Künstlergruppen zeigen in sieben Kirchen für sieben Wochen ihre Werke im Dialog mit jahrhundertealten sakralen Räumen. Der Einladung des Kirchenkreises Gera und des Künstlers Erik Buchholz folgten Liz Bachhuber, Bernard Divendal, Annegreth Haas, Thomas Knoth, Ulrich Fischer, Angelika Kühn von Hintzenstern und Matthias von Hintzenstern. Die außergewöhnliche Ausstellung läuft bis zum 17. Oktober und wird durch Veranstaltungen wie Konzerte, Vorträge und Lesungen bereichert.
Der Geraer Pfarrer Sebastian Kircheis empfiehlt das Projekt als lohnendes Ziel für einen Ausflug an den Wochenenden und verspricht „neue Sichtweisen in alten Mauern“ sowie „Momente des Innehaltens an ruhigen Orten“. Der Routenverlauf bietet zudem eine reizvolle Sicht auf die Landschaften westlich und östlich des Elstertales bei Gera, so Kircheis. „Die Dörfer und Kirchengemeinden freuen sich auf Pilger und Gäste.“
„Nimbus ist Strahlenkranz und Aura, umgibt Dinge und Menschen, umgibt Orte, umgibt Gera. 2010 reihen sich im dritten Jahr Kirchenräume und Objekte um Gera aneinander, laden die Dörfer mit ihren Fluren die Besucher und Pilger ein. Ruhige Wege verbinden die Orte untereinander, die Kirchtürme stehen als Wegzeichen unterm Himmel“, beschreibt Mit-Organisator Erik Buchholz seine Assoziationen zu dem Projekt.
Die Türen der Kirchen stehen an den Wochenenden bis zum 17. Oktober von 10 bis 17 Uhr offen. An den Wochentagen können Kirchen und Kunst nach Anmeldung unter Tel. 0365-811623 oder per Mail erik.buchholz@web.de besichtigt werden.
Weitere Informationen im Internet: www.pilgernumgera.de
Das komplette Programm:
- 5.September, 14 Uhr, Taubenpreskeln, Gemeindefest mit Picknick
- 12. September, 14 Uhr, Kaimberg, Orgelkonzert Benjamin Stielau
- 18. September, 16.30 Uhr, Frankenthal, Tim-Dietrich Meyer (Orgel) und Regina Nast (Violine) spielen Werke von Vivaldi, Marcello u.a.
- 19. September, 17 Uhr, Kaimberg, „KLANG RAUSCH ORGEL“ – Konzert Michael von Hintzenstern
- 2. Oktober, 10 Uhr, Treffpunkt Thränitz, Kunstpilgern und Malen mit der Kunstschule Gera
- 3. Oktober, 19 Uhr, Thränitz, Lesung Gerald Zschorsch
- 9. Oktober, 19 Uhr, Dürrenebersdorf, Lachen mit Mark Twain – Aus dem Tagebuch von Adam und Eva mit musikalischen Ergänzungen
- 16. Oktober, 18 Uhr, Niederndorf, Vortrag zum Jakobsweg von Nicole Scheffel-Türpisch
- 17. Oktober, 17 Uhr, Liebschwitz, Kino in der Kirche, „Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen“ (D/CH 2010, Regie Hajo Schomerus)
Hintergrund Kirchen und Künstler:
Kirche Thränitz
Die Kirche liegt hoch über dem Gessental. Umgeben wird sie vom Friedhof des Bauerndorfes auf den östlich Geras gelegenen weiten Fluren. Der niedrige Turm mit seiner flachen Schweifkuppel verleiht dem Bau ein trutziges Aussehen. Im Innern des Turmes finden sich alte Glocken aus der Zeit vor der Reformation. Der Kirchenraum ist klar und hell, seine Maße stammen aus dem 18. Jahrhundert.
Frank Maibier
Frank Maibier, 1959 geboren, entwickelt mit seinen Papierobjekten eine sehr eigenwillige Formensprache. Ausgewogene, konsequente Objektkörper erzeugen trotz der fast schwerelosen Materialpräsenz des Papiers eine monumentale Raumwirkung. Maibier ist in Chemnitz maßgeblich an den Aktivitäten der „Voxxx-Galerie“ und des „Weltecho“ beteiligt. Mit „Kanaluntersuchungen“ erweitern sich seine installativen Ansätze um eindrückliche Soundforschungen.
Andreas Winkler
Andreas Winkler, 1964 in Mühlhausen geboren, Violinstudium an der Hochschule für Musik „Felix Mendelsohn-Bartholdy“ Leipzig bei Helga Rötscher, 1989 Engagement an die Robert-Schumann-Philharmonie Chemnitz, neben umfangreicher kammermusikalischer Tätigkeit malerische und klangkünstlerische Arbeiten, 1995 Gründung der „Kanaluntersuchungen“ mit Frank Maibier, Mitbegründer des „Ensemble 01“ und der Reihe „Klangwerk – Neue Musik im VOXXX“.
Kirche Kaimberg
Unter Bäumen versteckt sich die Kirche, doch liegt sie zentral zwischen dem alten Rittergut und dem Dorf. Ist ihr Äußeres schlicht gehalten, so beeindruckt die nahezu unveränderte Ausstattung aus dem Spätbarock und Rokoko. Oft wurde die Kirche als Gutskirche bezeichnet, gehörte sie doch zum Komplex des benachbarten Rittergutes.
Bernard Divendal
Die Skulpturen oder Montagen mit dem Titel „Seele“ bilden eine Serie von spekulativen Gestaltungen der menschlichen Seele. Die Gestaltung ist aufzufassen als ernsthafter und gleichzeitig lustiger Versuch zur Materialisierung eines uralten Phänomens, das in vielen Religionen und Weltanschauungen, in der Kunst sowie Philosophie auftaucht.
Kirche Taubenpreskeln
Auf einer Anhöhe, an einem alten Verlauf der Salzstraße, liegt die Kirche von Alt-Taubenpreskeln. Die Ausstattung erfolgte bei einer Renovierung 1889 im Stil des Historismus. Um die Kirche findet sich ein gepflegter Friedhof mit dem eindrücklichen Kriegerdenkmal als Werk der Geraer Bildhauerin Lisa Simcik.
Angelika Kühn von Hintzenstern
Jahrgang 1950, Buchhändlerlehre, seit 1974 Keramikerin in eigener Werkstatt in Wünschendorf und seit 1989 in Kühdorf bei Greiz. Arbeitsgebiete: keramische Gefäße und Objekte, Installationen.
Matthias von Hintzenstern
Jahrgang 1953, parallel zum Musikstudium Beschäftigung mit Bildender Kunst, 1980 Gründungsmitglied des international bekannten „Ensembles für intuitive Musik“ Weimar. Bildkünstlerische Arbeitsgebiete: Collagen, Objekte und „Raum-, Klang- und Lichtinstallationen“. 2007 Aufstellung des von ihm gestalteten Denkmals „Den Opfern politischer Gewaltherrschaft“ in Gera.
Kirche Liebschwitz
Die Kirche im Wipsetal hat eine bewegte Geschichte. 1654 wurde ihr Vorgängerbau bei einem großen Hochwasser zerstört, eine Magd fand den Tod. Der Neubau erfolgte auf höherer Stelle ab 1677 durch die Gutsherrschaft, ein Stein kündet von diesem Jahr an der Außenmauer.
Thomas Knoth
1961 in Neustrelitz geboren, 1982-1985 Designstudium an der FH Schneeberg FB Holz, 1985-1990 Kunsthochschule Berlin-Weißensee FB Bildhauerei, 1992 Stipendium der Stiftung Kulturfonds, 1994 Stipendium des Kunstfonds Bonn, 1997-1999 Lehrauftrag an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, 2004 Stipendium des Kunstvereins Röderhof, 2005 Arbeitsstipendium Thüringen, seit 2006 Lehrauftrag für Künstlerisch-Gestalterische Grundlagen an der Westsächsischen Hochschule Zwickau, Fakultät Gestaltung.
Kirche Dürrenebersdorf
Bereits im 12./13. Jahrhundert errichtete die Zeulsdorfer Ritterschaft eine Großkapelle an der alten Hofer Handelsstraße, die 1723 erweitert und erneuert wurde. 1785 kamen Turm und Sakristei dazu, aus dieser Zeit stammen wohl die barocken Teile der Inneneinrichtung. Die Ausmalung des Innenraums stammt aus dem Jahr 1982, 2000 erfolgten Dacherneuerung und Außenrenovierung.
Anne Haas
1962 in Chemnitz geboren, 1982-1985 Designstudium an der FH Schneeberg, 1988-1990 Kunsthochschule Berlin-Weißensee (Bildhauerei), 1992 Stipendium der Stiftung Kulturfonds, 1993-1994 Teilnahme am Goldrausch-Künstlerinnenprogramm Berlin, 1994 Berliner Senatsstipendium, 1995 und 2000 Studienaufenthalt in Chicago, 2001 Arbeitsstipendium Thüringen, 2005 Stipendium des Kunstvereins Röderhof, 2008 Aufenthaltstipendium Schloss Wiepersdorf, 2009 Stipendium der Kulturstiftung Thüringen.
Kirche Frankenthal
Die Kirche „Allerheiligen“ ist aus einer Gutskapelle hervorgegangen, welche später zur Kirche erhoben wurde. 1728 entstand der Neubau des Kirchenschiffes, 1736 wurde der Turm erbaut, die Orgel stammt aus dem Jahr 1906.
Liz Bachhuber
Die Dinge bewegen und andere Perspektiven ermöglichen, gehört zu den wichtigsten Arbeitsfeldern der gebürtigen Amerikanerin Liz Bachhuber. Dabei entdeckt die Bildhauerin im Alltäglichen und Verworfenen immer wieder eine eigene Schönheit und Magie. Früh wendete sie sich der Kunst zu, erste Studien erfolgten in Tucson und Milwaukee in den Vereinigten Staaten, dann ein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf.
Kirche Niederndorf
Die Grundgestalt liegt in der Epoche der Romanik. Nach einem Brand im Jahr 1669 erfolgte der Wiederaufbau. Den Kirchenraum ziert über der Kanzel eine barocke Figur des Auferstandenen. Im Altarraum gibt es nach der inneren Umgestaltung Elemente aus der Zeit um 1960.
Ulrich Fischer
1951 in Grümpen (Landkreis Sonneberg) geboren, 1977 Diplom als Photographiker an der Hochschule für Graphik und Buchkunst Leipzig, seit 1978 freiberuflich in Gera, Mitglied im VBK- Thüringen.