PM 147 | 29.09.2011
Projektwoche „Antifaschismus in der DDR“ für Schüler

Beschäftigung mit DDR-Geschichte soll als Orientierungshilfe für heute dienen

Eine Projektwoche zum Thema „Antifaschismus in der DDR“ veranstaltet die Evangelische Akademie Thüringen vom 4. bis 7. Oktober im Zinzendorfhaus Neudietendorf. Der Antifaschismus war in der DDR gleichermaßen Gründungsmythos wie Herrschaftslegitimation. Doch wie ging der Staat tatsächlich mit Opfern, Tätern und Mitläufern der NS-Diktatur um? Gab es Neonazis? Sind heute noch Nachwirkungen der offiziellen SED-Gedenkkultur zu spüren? Mit solchen Fragen sollen sich die beteiligten Schüler auseinander setzen. Die Evangelische Akademie beweist damit erneut, dass sie bei der Wissensvermittlung von DDR-Geschichte beispielgebend arbeitet – erst vor einigen Wochen war die Debatte darüber neu entbrannt, nachdem Kulturstaatsminister Bernd Neumann den Schulen Versagen bei der Aufklärung über die SED-Diktatur vorgeworfen hatte.

„Die Beschäftigung mit DDR-Geschichte ist für Jugendliche in Thüringen besonders wichtig, damit sie sich in ihrer von dieser Vergangenheit tief geprägten Lebenswelt orientieren können“, erläutert Studienleiter Johannes Beleites das Engagement der Evangelischen Akademie. Seit 2003 werden in Kooperation mit dem Thüringer Kultusministerium Projektwochen für Jugendliche zur DDR-Geschichte angeboten. In der Regel sind es 9. oder 10. Klassen, die für einige Tage die Schule gegen einen außerschulischen Tagungsort tauschen, um sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. „Dabei soll die Spannung zwischen alltäglichem Leben und dem allgegenwärtigen, aber verborgen agierenden Herrschaftsapparat von Partei und Staatssicherheit herausgearbeitet werden“, so Beleites. „Die Betrachtung der DDR-Geschichte anhand konkreter, an die Erfahrungen der Jugendlichen anknüpfender Beispiele ermöglicht die Reflexion ihrer heutigen Situation. Das ist nicht nur politisch-historische Bildung, sondern auch Demokratiebildung.“

Die Jugendlichen erforschen in Archivbeständen Beispiele ihrer Region. Zentraler Bestandteil einer DDR-Projektwoche sind außerdem Zeitzeugeninterviews, die von den Jugendlichen selbstständig durchgeführt und gemeinsam ausgewertet werden. „Es geht weder um reine Faktenvermittlung noch darum, zu einfachen Wahrheiten zu gelangen. Vielmehr sollen die Jugendlichen befähigt werden, sich selbstständig ein Thema zu erschließen, die recherchierten Informationen kritisch zu bewerten und zu eigenen Erkenntnissen zu gelangen“, so Beleites.

An der Projektwoche zum Antifaschismus in der DDR sind 10. Klassen des Christlichen Gymnasiums Jena beteiligt. Zum Programm gehören Exkursionen in die Gedenkstätte Buchenwald und den Gedenkort Topf & Söhne sowie die Außenstelle der Stasi-Unterlagenbehörde in Erfurt. Als Zeitzeuge ist unter anderem der Filmemacher und DDR-Bürgerrechtler Konrad Weiß eingeladen.

Weitere Informationen im Internet: www.ev-akademie-thueringen.de

RÜCKFRAGEN

Johannes Beleites, 0163-6316816

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