PM 21 | 16.02.2006
Rede von Bischof Kaehler am Beginn der Synodaltagung

Synode der Thüringer Landeskirche tagt in Eisenach
Rede von Bischof Kähler: „Evangelisch auf gutem Grund“

„Evangelisch auf gutem Grund“ – so hat Landesbischof Christoph Kähler seinen Bericht zur Lage vor der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen überschrieben. Schwerpunkt des vom heutigen Donnerstagabend (16.2.) bis zum Samstag (18.2.) tagenden Kirchenparlamentes ist die Fortentwicklung der Föderation mit der Kirchenprovinz Sachsen.

Mit der Taufe, so Kähler vor den 66 Kirchenparlamentariern, würden Christen auf einen ge­meinsamen Grund gestellt und zu einer Gemeinschaft von Geschwistern verbunden. Mit Blick auf die aktuellen Taufzahlen, die zwar insgesamt stabil seien, benannte Kähler jedoch den Rückgang bei den Kindertaufen als Problem: „Die Taufe verliert bei jungen Eltern an Bedeu­tung als Begrüßungs- und Dankfest für das neue Erdenkind.“ Aufgabe der Kirche sei es des­halb, die Taufe als Familienfest wieder zu stärken, auch um den Familien eine lebensdienliche Tradition anzubieten. Dies solle mit dem in der Föderation Evangelischer Kirchen in Mittel­deutschland ausgerufenen Jahr der Taufe versucht werden.

Als stillen Begleiter, der bis heute helfen könne, evangelisches Profil zu schärfen, nannte Kähler den Theologen und Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer (1906-1945), dessen 100. Geburtstag in diesem Monat gefeiert wird. Bonhoeffer habe davor gewarnt, Gott als Lückenbüßer für die Erkenntnislücken der Naturwissenschaft zu missbrauchen. Damit verwies Kähler auf die neu entfachte Debatte über das Verhältnis von Glauben und Naturwissenschaft. „Die Bibel darf nicht zu einem Naturkundebuch stilisiert werden.“ Der Versuch fundamenta­listischer Strömungen, naturwissenschaftliche Aussagen aus der Bibel abzuleiten, dürfe nicht dazu herhalten, alle Glaubenden als Wissenschaftsfeinde und Hinterwälder abzustempeln. Von der Bibel sei aber zu lernen, dass eine „Wissenschaft, die ihren Namen verdient, die Reichweite und Grenzen der eigenen Erkenntnis“ kennt und beschreibt, warnte Kähler vor einer ebenso fundamentalistischen Wissenschaftsgläubigkeit.

Kähler betonte in seiner Rede, es sei neben einem missionarischen Wirken und der Arbeit an Strukturen auch kirchliche Aufgabe, in und für die Welt konkret Verantwortung zu über­nehmen. Der von Jesus gegebene Auftrag „Geht hin in alle Welt und tauft“ bedeute auch, für „Brot für die Welt“ zu sorgen. Es sei Konsens in der evangelischen Kirche, für mehr Gerech­tigkeit zu sorgen, dem Frieden zu dienen und das Leben auf der Erde zu schützen. Es könne aber keine Identifikation des christlichen Glaubens mit einer bestimmten Partei und ihren Auffassungen geben.

Vor dem Hintergrund des in der Kirchenleitung kritisch reflektierten Grußwortes der Erfurter Pröpstin Elfriede Begrich beim Jahresempfang der Linkspartei/PDS kündigte Kähler eine Klä­rung des Verhältnisses der Kirchen zur Linkspartei/PDS an. Dabei müsse auch nach den Ursa­chen für das Scheitern des politischen Systems „Sozialismus“ gefragt werden. Dies rühre an Auffassungen von der Grundstruktur des Menschen, der zwar den aufrechten Gang anstrebe, aber als „krummes Holz“ wachse: „Ist es womöglich realistischer, Menschen nicht zu ihrem Glück zu zwingen und mit ihrem regelmäßig vorhandenen Egoismus politisch und wirtschaft­lich zu rechnen?“

Die Klärung der Grundsatzfragen werde aber nicht dazu führen, dass die evangelische Kirche Probleme der praktischen Politik vernachlässige. Sie sei heute bei politischen Fragen im Gespräch und auch im Streit mit den politischen Akteuren. Als Bespiel nannte der Bischof die Thüringer Familienoffensive. Die Kirche bejahe, dass die Eigenverantwortung der Familien gestärkt werden soll. Dabei dürften jedoch die Interessen der freien Träger nicht hemmungslos ins Hintertreffen geraten.

„Ich glaube, dass Gott kein Schicksal ist“, sagte Kähler in Anlehnung an einen Satz Dietrich Bonhoeffers abschließend, „sondern dass er auf aufrichtige Gebete und verantwortliche Taten wartet.“

Hinweis für die Redaktionen:
Das Manuskript der Rede von Landesbischof Christoph Kähler finden Sie in diesem Internet-Portal hier. Hier sind auch alle anderen Unterlagen zu den einzelnen Tagesordnungspunkten und der Ablaufplan eingestellt.
Die Synodaltagungen sind öffentlich. Selbstverständlich halten wir Sie während der Synode auf dem Laufenden.

Bei Rückfragen: Ralf-Uwe Beck, 03691-212887 oder 0172-7962982


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