PM 115 | 18.07.2019
Regionalbischöfin empfindet Holocaust-Leugnungen als Warnsignal

Friederike Spengler: „Geschichte kann sich wiederholen!“

Die aktuellen Holocaust-Leugnungen empfindet Pröpstin Dr. Friederike Spengler, Regionalbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) für den Propstsprengel Gera-Weimar, als dramatisches Warnsignal. In ihrer Predigt im ökumenischen Gottesdienst zum 80. Jahrestag der Ermordung des Pfarrers Paul Schneider auf dem Appellplatz der Gedenkstätte Buchenwald fordert sie entschiedene Reaktionen, ebenso bei Verstößen gegen die Würde des Menschen sowie beim Auftauchen von nationalsozialistischen Zeichen, Symbolen und Parolen.

Der Gottesdienst beginnt heute um 17.15 Uhr. Damit wird an die Ermordung von Paul Schneider am 18. Juli 1939 sowie von Otto Neururer am 30. Mai 1940 im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald erinnert. Mit Blick auf den Widerstand der beiden Christen betont die Regionalbischöfin: „Lassen Sie uns die Zeugnisse ihres Gottvertrauens mit in unsere Zukunft nehmen. Lassen Sie uns diese Geschichten uns zur Geschichte machen: Wir sind aufgefordert, von der Hoffnung zu reden, die stärker ist als der Tod; aufgerufen, im Anderen unbedingt und unter allen Umständen den Mitmenschen zu sehen, der in Gottes Augen wertvoll geachtet ist. Wir sind befähigt, Zeugen der Liebe Gottes zu sein, das Leben als Geschenk an alle Menschen und die Kreatur als uns anvertraute Schöpfung anzunehmen“.

Dies gelte gerade dann, wenn uns eingeredet werde, dass sich dieses und jenes nicht ändern lasse; wenn man uns weismachen wolle, dass wir nicht für alle Menschen verantwortlich seien. „Gerade dann, wenn wir aufhören nachzufragen, was mit diesem und jenem geschah; wenn wir zu bequem werden, die eigenen Handlungsweisen kritisch zu reflektieren; wenn wir uns in die Tasche lügen, alles sei am Ende doch nur halb so schlimm. Ja, das Rad der Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen, aber Geschichte kann sich wiederholen!“, so Spengler. Die Geschichte greife in unserer Gesellschaft erneut um sich: wo die Würde des Menschen nicht mehr außer Frage stehe, sondern gemessen und gewogen, behandelt und hinterfragt werde; wo nationalsozialistische Zeichen, Symbole und Parolen großzügig geduldet würden, wo Hassparolen kultiviert bis in Regierungskreise zugelassen seien.

„Ein für alle Mal: niemals wieder: ,Jedem das Seine!‘, betont die Regionalbischöfin. „Die Botschaft muss deutlich sein – heute, am 80. Todestag von Paul Schneider: Wer Buchenwald, Sachsenhausen, Dachau, Flossenbürg, Mittelbau-Dora, wer Auschwitz, Treblinka, Riga, Warschau, wer die vielen Orte der Menschenverachtung, des Leides und des Todes von Millionen von Menschen leugnet, der leugnet die deutsche Geschichte“. Den aktuellen Wochenspruch: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!“ kommentiert die Predigerin mit: „Das soll Maßstab, unser Maßstab sein“.

RÜCKFRAGEN

Susanne Sobko, 0162-2048755


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