PM 126 | 08.11.2009
Spendenaktion für Chorfenster der Erfurter Augustinerkirche startet am 10. November
BEI RÜCKFRAGEN
Lothar Schmelz, Kurator Augustinerkloster, 0177-8045352Rettung für Luthers Rose
Am kommenden Dienstag, dem 10. November, wird in Erfurt Martini gefeiert. Gedacht wird am Vorabend des Martinstages sowohl dem Stadtpatron Erfurts, dem heiligen Martin von Tours, als auch dem Reformator Martin Luther. Dort, wo der junge Luther vor 500 Jahren als Mönch lebte, beginnt an seinem 526. Geburtstag eine Spendenaktion für die Restaurierung der historischen Chorfenster der Augustinerkirche. Die Glasmalereien auf den Fenstern, die schon Martin Luther während seiner Zeit im Augustinerkloster täglich vor Augen hatte, drohen zu verbleichen. Um sie zu retten, startet der Freundeskreis des Augustinerklosters eine Spendenaktion für die Restaurierung der fast 700 Jahre alten Fenster. Mindestens 100.000 Euro werden benötigt. Spenden kann man auch im Internet: www.luthers-erbe-bewahren.de
Die bis zu 15 Meter hohen und 2 Meter breiten Fenster bestehen aus 34 bis 56 einzelnen Scheiben und zeigen unter anderem Löwen, Sittiche und das Vorbild der Lutherrose.
Die Luther-Rose, das Signet, das sich Martin Luther vor fast 500 Jahren als Familien-Wappen entwerfen ließ, ist über die Jahrhunderte zu einem Erkennungszeichen der lutherischen Kirchen geworden. Das Vorbild für dieses Wappen befindet sich im Augustinerkloster zu Erfurt, in das Luther 1505 eintrat: In einem der Chorfenster in der Augustinerkirche, dem „Löwen- und Papageien-Fenster“, ist das Motiv der Rose mehrfach aufgegriffen. Ein anderes Fenster – das „Augustinusfenster“ – beinhaltet die Lebensgeschichte des Kirchenvaters Augustinus. Bei dem um 1330 entstandenen Fenster dürfte es sich um eine der ältesten erhaltenen Glasmalereien über das Leben des Kirchenvaters handeln. Weiterhin zu sehen sind das „Christusfenster“ und das „Ornament-Fenster“. Alle drei Fenster stammen aus dem frühen 14. Jahrhundert.
Vor allem das hohe Alter der Glasmalereien und die klimatischen Bedingungen haben Korrosions-Prozesse ausgelöst, welche zerstörerisch die Farben angreifen: Die Fenster werden trüb, teilweise platzt die Bemalung ab. Alle vier Chorfenster wurden bereits zwischen 1981 bis 1983 aufgearbeitet. Die damals installierte Außenschutzverglasung, die sie vor schädlichen Umwelteinflüssen schützen sollte, erwies sich jedoch mittlerweile als ungeeignet für diesen Zweck. Das Landesamt für Denkmalpflege stellte im Jahr 2008 erneut Korrosionserscheinungen fest. Diese Schäden sind so erheblich, dass die Fenster nach Urteil der
Fachleute in wenigen Jahren unwiederbringlich erblinden würden, wenn nicht umgehend gehandelt wird.
Um diesen wertvollen Teil von Luthers Erbe zu bewahren sind rund 500.000 Euro nötig. Allerdings ist diese Summe die derzeitige Schätzgröße. Der tatsächliche Bedarf wird aller Wahrscheinlichkeit nach höher sein und kann erst ermitteln werden, wenn die Fenster ausgebaut und untersucht sind. Ein großer Teil der entstehenden Kosten kann durch öffentliche Zuschüsse und Kirchenmittel finanziert werden. Mindestens 100.000 Euro müssen jedoch über Spenden hinzugewonnen werden.
Eine gute Gelegenheit, die Fenster in Augenschein zu nehmen, bietet sich beim Ökumenischen Abendgebete zu Martini am 10. November, 19 Uhr, in der Augustinerkirche.