PM 032 | 09.03.2022
Statistik der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland für das Jahr 2021
BEI RÜCKFRAGEN
Christian Fuhrmann, 0163-8915575
„Für unterschiedliche kulturelle und soziale Lebensformen offen sein“
Im Jahr 2021 gehörten 637.649 Menschen der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) an. Die Zahl der Kirchenmitglieder sank im Vergleich zum Vorjahr damit um 3,2 Prozent (21.044 Mitglieder). Bei den Taufen ist für 2021 wie bereits im Jahr 2020 ein starker Rückgang zu verzeichnen: So lag die Zahl der Taufhandlungen bei 2.709 - im Jahr 2020 waren es 2.134 Taufen, im Jahr 2019 dagegen gab es 4.328 Taufen.
7.678 Menschen sind 2021 aus der EKM ausgetreten - im Jahr 2020 waren es 6.514. Den größten Anteil am Mitgliederrückgang machen 17.590 verstorbene Gemeindeglieder aus. Wieder eingetreten in die EKM sind im vergangenen Jahr 308 Menschen, im Jahr 2020 waren es 333.
„Die Auswertung der Kirchenmitgliedschaftsentwicklung zeigt, dass sich der Trend der vergangenen Jahre bedauerlicherweise fortsetzt. Die Einschränkungen in den Corona-Jahren 2020 und 2021 haben sich deutlich auf die Taufzahlen niedergeschlagen. Im Vergleich mit den Jahren vor Corona ist festzustellen, dass nur rund die Hälfte der Taufen stattfand“, sagt Christian Fuhrmann, Dezernent für Gemeinde und Bildung im Landeskirchenamt der EKM. „Ein neuer Trend besteht darin, dass mehr ältere Menschen die Kirche verlassen. Das wird landläufig mit der zunehmenden Renten- und Pensionsbesteuerung erklärt.“
Die Mitgliedschaft in Großinstitutionen verliere zunehmend an Plausibilität. Dies gelte keinesfalls nur für Kirchen, sondern betreffe auch andere Organisationen. Ein häufiger Grund, die Kirchenmitgliedschaft aufrecht zu erhalten, sei über Jahrzehnte die familiäre Tradition gewesen. „Mit Zunahme einer Individualisierung gilt das Traditionsargument für die Entscheidung zur Kirchenmitgliedschaft immer weniger. Ein Leben ohne Gott und Glaube gilt für viele Zeitgenossen im Kontext der Säkularisierung als ‚normal‘. Zudem schlagen sich Skandale in den Kirchen Deutschlands regelmäßig auch auf unbeteiligte Kirchen in Austrittszahlen nieder“, so Dezernent Fuhrmann.
„Die EKM steht vor der Aufgabe, die durch die Pandemie aufgeschobenen Taufen aufzuarbeiten. Hier gibt es Ideen zu besonderen Formen von Tauffeiern und -festen. Familien und taufwillige Erwachsene sollten dazu eingeladen werden. Außerdem sollte überlegter zu den Angeboten von Kirche eingeladen werden. Zentrale kirchliche Veranstaltungen wie Gottesdienste, Begegnungen von Menschen in Gemeindekreisen und kirchenmusikalische Veranstaltungen brauchen differenzierte Profile. Nur so kann den unterschiedlichen Bedürfnissen der Menschen entsprochen werden. Es gilt, für die unterschiedlichsten kulturellen und sozialen Lebensformen in der kirchlichen Arbeit offen zu sein. Es gilt, neue Formen von Gemeindearbeit zu erproben, so dass Menschen einen neuen Zugang zum christlichen Glauben entdecken können. Ihr Lebenskontext und ihre Alltagskultur sollten sich in der kirchlichen Arbeit wiederfinden lassen“, sagt Christian Fuhrmann.
Die Selbstverständlichkeit, dass Teilnahme an kirchlichen Veranstaltungen gleichzeitig auch den Eintritt in die Kirche bedeutet, verliere konstant an Plausibilität. „Viele Menschen sind in Gemeinden aktiv. Ein signifikanter Anteil der Aktiven ist nicht Kirchenmitglied.
Evangelische Kirche steht mit all ihren Untergliederungen vor der Herausforderung, dass es einerseits keine grundsätzliche Ablehnung gibt, andererseits die Finanzierung kirchlicher Arbeit über die Kirchensteuer kritisiert wird. Im ehrenamtlichen Bereich zeigt sich, dass es zunehmend selbstverständlich wird, sich in der Kirche auch als Nichtmitglied zu engagieren“, erklärt Dezernent Fuhrmann.
Unter folgendem Link finden Sie eine von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Auftrag gegebene Studien zu Kirchenaustritten: www.ekd.de/studie-kirchenaustritte
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