PM 118 | 04.09.2024
Tagung zu Bausoldaten in der DDR sowie Krieg und Frieden heute

Dienst an der Waffe durfte vor 60 Jahren erstmals verweigert werden

Eine Tagung zum Thema „60 Jahre Bausoldaten. Zeugnis – Zivilcourage – Diskriminierung“ findet vom 6. bis 8. September in der Tagungs- und Begegnungsstätte Zinzendorfhaus statt. Auf Einladung der Evangelischen Akademie Thüringen werden Wissenschaftler, Zeitzeugen, Anwälte, Psychologen und eine ehemalige Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur die historische Auseinandersetzung mit dem Thema, die derzeitige Lage von Kriegsdienstweigernden und Desertierenden weltweit sowie die Kontroversen der aktuellen friedensethischen Diskussion diskutieren. Unter anderem gibt es unter dem Motto „Krieg und Frieden heute“ ein Gespräch von Friedrich Kramer, Landesbischof der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) und Friedensbeauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), mit Ralf Haska, 2009 bis 2015 Pfarrer in Kyjiw. Eine Teilnahme an der Tagung ist noch mit externer Übernachtung möglich, Anmeldung über https://www.ev-akademie-thueringen.de/veranstaltungen/4577/.

„Bausoldat zu werden war für viele ein Statement. Doch aus Überzeugung keine Waffe in die Hand zu nehmen, hatte in der DDR oft seinen Preis. Diesen zahlten auch Jugendliche im Widerstand gegen Wehrerziehung und Wehrdiensttotalverweigerer. Zum 60. Jahrestag der Bausoldaten soll dieser Mut zum Nein gewürdigt werden“, sagt Dr. Sebastian Kranich, Direktor der Evangelischen Akademie Thüringen. Im Mittelpunkt stünden Fragen wie: Wie agierte der Staat gegen diejenigen, die sich verweigerten? Welche Diskriminierungserfahrungen machten sie? Wie haben sie diese verarbeitet und für sich fruchtbar gemacht? Auch die generelle Diskriminierung von Christen in der DDR werde diskutiert, es gehe um Schutz und Asyl für Deserteure und Verweigerer aus Russland, Belarus und der Ukraine sowie finanzielle, rechtliche und psychosoziale Hilfestellungen für Bausoldaten und deren Partnerinnen.

Zum Programm der Tagung gehören Diskussionsrunden, Vorträge, eine Lesung aus „Neuer Bausoldatenliteratur“ mit musikalischer Begleitung, Andachten, das Offene Beisammensein sowie am Sonntag um 9.30 Uhr ein Gottesdienst in der Brüderkirche mit Predigt von Regionalbischöfin Dr. Friederike F. Spengler.

Kooperationspartner für die Tagung sind das Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der EKM, das Thüringer Archiv für Zeitgeschichte e. V. (ThürAZ), der Thüringer Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der SED-Diktatur (THLA), die Ludwig-Maximilians-Universität München und die Universität Siegen.

Hintergrund:

Ein Bausoldat (auch Spatensoldat/Spati) war ein Angehöriger der Baueinheiten der Nationalen Volksarmee (NVA) der DDR. Der Dienst bot den DDR-Bürgern eine Möglichkeit, den Kriegsdienst mit der Waffe zu verweigern, die es in sonst keinem anderen sozialistischen Land gab. Es handelte sich um keinen zivilen Wehrersatzdienst. Ein Dienst als Bausoldat konnte nachteilige Auswirkungen auf Ausbildungs-, Studiums- und Aufstiegschancen haben. Viele Bausoldaten trugen zur Entwicklung der Opposition in der DDR bei und gehörten aufgrund ihrer grundsätzlichen Einstellung zur Gewaltlosigkeit zu den Wegbereitern der Friedlichen Revolution.

Der Termin im Überblick:

6.-8. September, Neudietendorf, Zinzendorfhaus

Tagung zum 60. Jahrestag der Bausoldaten

7. September, 19 Uhr, Gespräch zu "Krieg und Frieden heute" mit Landesbischof Friedrich Kramer

Weitere Informationen im Internet: www.ev-akademie-thueringen.de

RÜCKFRAGEN

Dr. Sebastian Kranich, 0176-81278923


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