PM 111 | 12.07.2019
Vor 80 Jahren wurde Pfarrer Paul Schneider ermordet
BEI RÜCKFRAGEN
Pfarrerin Karin Krapp, 03643-777341
Ökumenischer Gottesdienst auf dem Appellplatz in Buchenwald
Am kommenden Donnerstag (18. Juli) wird in Weimar mit einem ökumenischen Gottesdienst an den 80. Jahrestag der Ermordung des Pfarrers Paul Schneider erinnert. Beginn ist um 17.15 Uhr auf dem Appellplatz der Gedenkstätte Buchenwald. Die Predigt hält Pröpstin Dr. Friederike Spengler, Regionalbischöfin für den Propstsprengel Gera-Weimar der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Der „Prediger von Buchenwald“ war am 18. Juli 1939 im Konzentrationslager (KZ) Buchenwald ermordet worden. Mit dem Gottesdienst wird gleichzeitig der Ermordung von Otto Neururer am 30. Mai 1940 in dem KZ gedacht.
„Pfarrer Paul Schneider wurde in Buchenwald inhaftiert, weil er in seinen Gemeinden das Wort Gottes frei verkündigt hat. Selbst im Konzentrationslager hat er noch aus den Fenstern des Bunkers heraus zu den angetretenen Menschen auf dem Appellplatz gepredigt und vielen Mitgefangenen Mut zugesprochen“, sagt Karin Krapp, Pfarrerin am Evangelischen Gemeindezentrum „Paul Schneider“ in Weimar. „Mit Paul Schneider und Otto Neururer, deren Geschichten vielen Weimarern vertraut sind, gedenken wir in diesem Gottesdienst auch der vielen anderen, deren Namen wir nicht kennen, und die uns unvertraut sind. Diese Erinnerung auszuhalten ist meist nicht leicht und die Gottesdienste in Buchenwald kosten oft viel Kraft. Sie ermutigen uns aber auch, heute für die Freiheit aller Menschen einzustehen“, so die Pfarrerin.
Aus dem Evangelischen Kirchenkreis an Lahn und Dill wird eine große Reisegruppe zu dem Gottesdienst anreisen. Paul Schneider war von 1926 bis 1934 Pfarrer in den dortigen Kirchengemeinden Hochelheim und Dornholzhausen.
Hintergrund: Paul Robert Schneider (* 29. August 1897 in Pferdsfeld; † 18. Juli 1939 im KZ Buchenwald) war ein deutscher evangelischer Pfarrer und leistete als Mitglied der Bekennenden Kirche offensiv Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Am 27. November 1937 wurde er in das KZ Buchenwald verlegt, wo er Zwangsarbeit verrichten musste. Als er bei einem Appell den Hitlergruß verweigerte, wurde er öffentlich mit Stockschlägen bestraft und in eine Einzelzelle des Arrestgebäudes (Foto) gesperrt. Trotz schwerster Misshandlungen unterließ er es nicht, aus seinem Gefängnis heraus das Evangelium zu verkünden. So wurde er für seine Mitgefangenen zum „Prediger von Buchenwald“. Am Ostersonntag soll er sich trotz größter Schmerzen an den Gitterstäben hochgezogen und den tausenden Häftlingen auf dem Appellplatz zugerufen haben: „Kameraden, hört mich. Hier spricht Pfarrer Paul Schneider. Hier wird gefoltert und gemordet. So spricht der Herr: ‚Ich bin die Auferstehung und das Leben!‘“. Mehr als ein Jahr wurde Paul Schneider in der Zelle gefangengehalten und gequält, bis er am 18. Juli 1939 ermordet wurde. Von 1937 bis zum 11. April 1945 bestand auf dem Ettersberg bei Weimar das KZ Buchenwald, in dem über 250.000 Menschen inhaftiert waren. Mehr als 50.000 Menschen starben durch die mörderischen Arbeits- und Lebensbedingungen oder wurden von der SS willkürlich ermordet.
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