Pressestelle Thüringen

Tod Conrads hatte 1303 ein Pogrom gegen die jüdische Bevölkerung ausgelöst

Die Gebeine des 1303 gestorbenen „Guten Conrad“ von Weißensee sollen am kommenden Dienstag (15.4.) um 12 Uhr in der Stadtkirche Weißensee wieder beigelegt werden. Sie waren bei der Sanierung der Kirche im Dezember vergangenen Jahres entdeckt und freigelegt worden. Die Andacht wird von Regionalbischof Johann Schneider, dem Superintendenten des Kirchenkreises Eisleben-Sömmerda, Andreas Berger, sowie Vertreterinnen und Vertretern der römisch-katholischen und der evangelischen Kirchengemeinden vor Ort gestaltet.

Der Tod Conrads, Sohn des Burgmannes Berld von Sumerd, ist mit einem Massenmord an der jüdischen Bevölkerung verbunden. Nach Auffindung des Leichnams im Jahre 1303 wurde schnell der Verdacht eines Ritualmordes laut, der den Juden in der Region angedichtet wurde. Daraufhin wurde ein Pogrom gegen die jüdischen Bewohner von Weißensee, Sömmerda, Tennstädt und Gotha angeordnet, bei dem 125 Menschen auf der Burg Weißensee hingerichtet wurden.

„Wir können und wollen diese tragischen Vorgänge nicht übergehen, auch wenn sie Jahrhunderte zurückliegen“, so Propst Schneider. „Deshalb werden wir auch der Opfer des Pogroms gedenken.“ Im Anschluss an die Wiederbeilegung werden Rabbiner Konstantin Pal und der Vorstandsvorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde, Professor Reinhard Schramm auf der so genannte Runnenburg, dem Ort des Pogroms, ein Kadisch, das traditionelle jüdische Totengebet, sprechen.

Ein wissenschaftliches Symposium zu den mittelalterlichen Pogromen gegen die jüdischen Gemeinden in Thüringen ist für das Jahr 2015 geplant. Dabei soll es auch um die Wirkungsgeschichte bis in die Schriften Martin Luthers und die Neuzeit hinein gehen. „Auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 werden wir die dunklen Kapitel der Reformationsgeschichte nicht überblättern, sondern uns kritisch auseinandersetzen“, kündigt Schneider an.