PM 79 | 17.07.2012
Autobahnkirche Brumby: Renaissancezeitliche Holzschnitte bei Restaurierung entdeckt

In der Autobahnkirche in Brumby (Kirchenkreis Egeln) wurden bei Restaurierungs- und Konservierungsarbeiten seltene Holzschnitte entdeckt. An der Südempore verbargen sich unter acht Gemälden Fragmente von bedrucktem und coloriertem Papier. Nach näherer Untersuchung durch das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt handelt es sich dabei um Einblattholzschnitte aus der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts mit biblischen Bildern.

Einblattholzschnitte gelten als früheste Werke des Bilddruckes in Mitteleuropa und ermöglichten es, religiöse Bilder außerhalb von Kirchen zu betrachten und zu erwerben. Durch die Entdeckung der acht Einblattholzschnitte musste das Restaurierungskonzept überdacht werden, um den Erhaltungszustand des äußerst fragilen Papiers nicht zu verschlechtern.

Das am besten erhaltene Blatt zeigt das Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen aus dem Matthäusevangelium. Wie im unter dem Bildrand des Holzschnittes verlaufenden Text erläutert, sieht man die törichten Jungfrauen, die zu spät die geschlossene Himmelspforte erreichen, da ihre Lampen nicht mit genügend Öl gefüllt waren. Die klugen Jungfrauen hingegen erhielten zuvor Einlass in das Paradies, da sie ihre Öllampen aufgefüllt hatten und nicht erst zu dem im Hintergrund dargestellten Händler eilen mussten.

Auf der gleichen Tafel konnte bei genauerem Hinsehen die Signatur des Holzschneiders identifiziert werden. Außerdem findet sich ein Hinweis auf die Herkunft. Zumindest der Druck kann somit Hans Adam zugeschrieben werden, welcher als „Briefmaler und Formschneider“ von 1539 bis 1568 in Nürnberg nachgewiesen ist. Der Zeichner des Bildes bleibt bisher unbekannt.

Die Kirche wurde im 12. Jahrhundert als dreischiffige Basilika errichtet. In gotischer Zeit wurde sie zu einer einschiffigen Anlage umgebaut und erweitert. Die barocke Innenausstattung mit Kanzel, Hochaltar, Kassettendecke, Emporen und Orgel ist kunstgeschichtlich von überregionaler Bedeutung. Die hölzerne Kassettendecke, die in den Jahren 1664 bis 1666 geschaffen und bemalt wurde, zeigt auf 92 Bildern Szenen aus der Bibel.

Die Restaurierungsarbeiten wurden durch die Kirchliche Stiftung für Kunst- und Kulturgut der Kirchenprovinz Sachsen sowie die Lotto-Toto GmbH Sachsen-Anhalt unterstützt.

RÜCKFRAGEN

Dr. Alfred Reichenberger (Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt), 0345-5247312

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