PM 130 | 21.11.2013
Bericht von Landesbischöfin Junkermann vor der Synode in Erfurt

„Europa als Festung – ein Skandal“

Zum Auftakt der Herbst-Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) sprach sich Landesbischöfin Ilse Junkermann gegen jede Form von Vertreibung, Verfolgung und Gewalt aus und rief zu gegenseitiger Toleranz auf. Außerdem kritisierte sie die Flüchtlingspolitik in Europa. Die europäischen Länder macht sie mit verantwortlich für die Not in den Entwicklungsländern: Wir nehmen „ihnen das Nötigste zum Leben“. Die Tagung im Landeskirchenamt in Erfurt hat heute mit einem Abendmahlsgottesdienst begonnen und dauert bis Samstag (23. November). Auf der Tagesordnung der Kirchenparlamentarier steht unter anderem der Haushaltsplan für 2014.

„Es ist für mich ein Skandal, dass wir wesentlich dazu beitragen, dass Europa für Menschen, die in Not sind, eine Festung ist, deren Mauern kaum zu durchdringen sind, während umgekehrt für den Handel und das, was wir wollen und brauchen, die Grenzen durchlässig sind“, so Junkermann in ihrem Bericht. „Deshalb ist es gut, wenn wir uns als Christen öffentlich und klar äußern“, sagte die Landesbischöfin auch in Hinsicht auf den Klimawandel, den Bürgerkrieg in Syrien und die Hungersnöte in afrikanischen Ländern.

Mit Blick auf den gestrigen Buß- und Bettag verwies die Landesbischöfin darauf, dass auch die Kirche selbstkritisch sein muss. „Sie darf sich von ihrem Tun und Lassen distanzieren und noch einmal und wieder und wieder beginnen.“ Als Beispiel erinnerte sie an das Gedenken an zwei Männer und vier Frauen, die vor 483 Jahren in Reinhardsbrunn in Thüringen von Anhängern Martin Luthers hingerichtet wurden, weil sie eine andere Glaubensüberzeugung hatten. „Es kann, es darf nicht sein, dass jemand oder eine Gruppe oder gar ein Staat seine Einsicht in Wahrheit, seine Überzeugung, mit Gewalt durchsetzen will.“ Stattdessen müsse herausgefunden werden, wie wir mit unterschiedlichen Überzeugungen und Werten miteinander leben – „ohne dass es ein Nebeneinander wird, bis alles beliebig ist und es nichts mehr gibt, was gemeinsam trägt und zusammenhält“, so Junkermann.

Bezogen auf die Diskussion um das Familienpapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) sagte Junkermann: „Unser Anliegen ist: Die in Veränderung begriffene familiäre Wirklichkeit wahrzunehmen, ihre vielfältigen neuen Formen zu würdigen, uns mit unseren kirchlichen Angeboten darauf einzustellen und Familie auf diese Weise zu stärken. Dies geschieht nicht in kritikloser Anpassung an den ,Zeitgeist’, es hat seinen Grund vielmehr in der Treue zum Kernauftrag unserer Kirche. Wo wir von Familie sprechen, braucht es Verlässlichkeit und Treue, gegenseitige Verantwortung auf Dauer, fürsorgliches Einstehen füreinander. Diese Kriterien sind unaufgebbar für jede Form familiären Zusammenlebens.“

Hintergrund:
Die Landessynode besteht aus 86 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie verkörpert die Einheit und Vielfalt der Gemeinden, Kirchenkreise, Dienste, Einrichtungen und Werke im Bereich der Landeskirche. Die Landessynode tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen.

Hinweise für die Redaktionen:
Die Tagung findet im Landeskirchenamt der EKM in Erfurt statt und ist öffentlich.
Sämtliche Unterlagen zur Landessynode finden Sie in diesem Internet-Portal.

RÜCKFRAGEN

Ralf-Uwe Beck, 0172-7962982, oder Susanne Sobko, 0162-2048755

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