PM 096 | 22.11.2023
Bericht von Landesbischof Kramer zu Beginn der Synodaltagung

Kramer äußert sich zu Nahost-Konflikt und zu sexualisierter Gewalt

Mit einem Bericht von Landesbischof Friedrich Kramer begann heute (22.11.) die Tagung der Landessynode der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM). Der Landesbischof äußerte sich unter anderem zum Nahost-Konflikt und damit verbundenem Antisemitismus sowie zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der Landeskirche. Bis zum kommenden Samstag (25.11.) sind die 80 Kirchenparlamentarier in Erfurt zusammen.

„Es scheint vielen ganz und gar unwahrscheinlich, dass wir Menschen Gewalt und Hass besiegen können“, begann der Landesbischof seinen Bericht. Krieg sei das größte Verbrechen, die Weltgemeinschaft habe Kriege verboten, doch an über 20 Orten tobe das Morden und Töten. Es stelle sich die Frage, ob die Welt den Gewalttätern und Brutalen, den Judenhassern und Rassisten, den Achtlosen und Selbstgerechten gehöre. „Nein!“, betont Kramer,  „selig sind die Sanftmütigen. Unser Ziel ist und bleibt das Ende der Gewalt und Frieden in Gerechtigkeit“.

Zu dem Terrorakt der Hamas vom 7. Oktober sagte der Landesbischof: „Das war geplanter Terror, der für die Menschen in Israel und in Gaza Tod und Verderben bringt.“ Erschrocken und entsetzt sei er über die Beifallsbekundungen für den Terror und darüber, dass sich Jüdinnen und Juden in Deutschland nicht mehr sicher fühlen. „Unser Beistand und unsere Empathie sind bei den jüdischen Geschwistern. Wir stehen fest zu den Gemeinden hier in Mitteldeutschland und verurteilen auf das Schärfste jeden Judenhass. Hier kann es keine Relativierung geben.“ Gleichzeitig sei die Situation der Zivilbevölkerung in Gaza zu beklagen. „Wir bleiben in doppelter Solidarität mit den Menschen in Israel und in Palästina verbunden. Beides ist nicht gegeneinander zu setzen und braucht einen differenzierten Blick“, so Kramer.

Sanftmut statt Kampfmut brauche es, damit an einer nachhaltigen friedlichen Lösung gearbeitet werden kann. Damit wendet sich der Bischof an die gesamte Gesellschaft: „In der Zeit der Pandemie, in Zeiten von Krieg, in Zeiten von zunehmender Migration und verschärfter Debatte um den Klimawandel und dem Umgang mit seinen Folgen, in Zeiten multipler Krisen also, müssen wir uns eingestehen, dass es nicht gelingt, gesellschaftliche Meinungen in unserem Land miteinander im Gespräch zu halten“, betonte der Landesbischof.

Zum Thema sexualisierte Gewalt und Grenzverletzungen in der Kirche sagte Kramer. „Wir wollen hinsehen, wahrnehmen und dann einstehen dafür, was geschehen ist, und Verantwortung übernehmen. Wir müssen uns konfrontieren lassen von dem, was Betroffene durchlitten haben und welch furchtbare Folgen das für ihre gesamte Lebensbiographie hat“, betonte er. Es sei wichtig, Betroffenen zuzuhören, damit ihr Leiden und ihre Verletzungen zur Sprache kommen.

Seit zehn Jahren gebe es Präventions-Kurse für alle hauptamtlichen Mitarbeitenden, die Teilnahme sei verpflichtend. Vor zwei Jahren sei das „Kirchengesetz zum Schutz vor sexualisierter Gewalt“, verbunden mit einer Ansprechstelle, verabschiedet worden. Am morgigen Donnerstag (23.11.) wird den Synodalen ein Bericht der Ansprechstelle vorgestellt. Hier seien 2022, so Kramer,  sechs Grenzverletzungen gemeldet worden, in diesem Jahr bislang zwölf Fälle. In den Jahren 2012 bis 2023 seien in der EKM an 20 Betroffene Anerkennungsleistungen in Höhe von 352.000 Euro ausgezahlt worden. Zwei Personen hätten darüber hinaus Unterstützungsleistungen in Höhe von 20.000 Euro bekommen. Mit diesen Leistungen wird erlittenes Unrecht von der Landeskirche anerkannt.

Eingerichtet wurde zudem eine gemeinsame Meldestelle der EKM, der Kirche Anhalts und der Diakonie Mitteldeutschlands bei einem externen Dienstleister. Die Aufgabe übernommen hat das „Evangelische Jugend- und Fürsorgewerk Kind im Zentrum“ in Lutherstadt Wittenberg. Zudem sei ein Rahmenschutzkonzept für die Landeskirche entwickelt worden, auf dessen Grundlage ab Januar 2024 Schutzkonzepte in den Kirchenkreisen und den Werken und Einrichtungen implementiert werden sollen, um die Präventionsarbeit zu professionalisieren, verbunden mit der Einstellung von zwei Mitarbeiterinnen.

„Der Umgang mit und die Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt bleibt auch künftig ein Schwerpunkt für uns. Ebenso die Präventionsarbeit. Dabei ist der entschiedene Blick auf das, was Betroffenen angetan wurde und wird und welche Mechanismen solches Vorgehen begünstigen, unsere Verantwortung“, sagte der Landesbischof. Sexualisierte Gewalt sei nicht nur ein Thema der Vergangenheit. „Sie geschieht immer noch in unserer Kirche. Deshalb müssen wir alle dazu sprachfähig werden. Das kann nur gelingen, wenn wir nicht über die Betroffenen reden, sondern mit ihnen. Ich bin sehr dankbar, dass dazu auf dieser Synodentagung Gelegenheit sein wird“, so Kramer.

Hintergrund:

Die Landessynode besteht aus 80 gewählten und berufenen sowie solchen Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Sie tritt in der Regel zweimal im Jahr zu mehrtägigen, öffentlichen Sitzungen zusammen.

Hinweis:
Die Landessynode tagt im Großen Saal des Landeskirchenamtes der EKM in Erfurt (Michaelisstraße 39) und ist öffentlich. Einen Live-Stream der Synodentagung gibt es unter www.ekmd.de.
Den Ablaufplan sowie sämtliche Unterlagen zu der Synodentagung finden Sie unter:
www.ekmd.de/kirche/landessynode/tagungen/6-tagung-der-iii-landessynode-vom-22-25-november-2023-in-erfurt.html

RÜCKFRAGEN

Ralf-Uwe Beck, 0172-7962982, Friedemann Kahl, 0151-59128575


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