Pressestelle Sachsen-Anhalt

„Ganze Gesellschaft zum Handeln herausgefordert“

Angesichts der Verbrennung des „Tagebuchs der Anne Frank“ im Rahmen einer Sonnenwendfeier in Pretzien fordert der Bischof der Kirchenprovinz Sachsen, Axel Noack, Politik, Wirtschaft, Kirchen, Wohlfahrtsverbände und die Jugendorganisationen dazu auf, umgehend gemeinsam Konzeptionen gegen den Rechtsextremismus in Sachsen-Anhalt zu entwickeln.

„Die Bücherverbrennung in Pretzien ist eine geschichtsvergessene Tat, gefährlich und nicht akzeptabel. Jeder weiß, dass damals nach den Büchern auch Menschen verbrannt worden sind. Was in dem kleinen Elbedorf passiert ist, darf eine demokratische Gesellschaft unter keinen Umständen tolerieren“, sagt der Magdeburger Bischof. „Auch wenn die Neonazis – relativ betrachtet – eine kleine Gruppe in unserem Land bilden, so haben manche ihrer Aktionen in den vergangenen Monaten doch erschreckend große öffentliche Wirkung gezeigt. Der Übergriff in Pömmelte, die Konzertabsage in Halberstadt und jetzt die Sonnenwendfeier in Pretzien.“

Immer deutlicher wird, dass es sich beim Thema Rechtsextremismus nicht allein um ein Phänomen der Jugendszene handele. Die ganze Gesellschaft ist zum aktiven Handeln herausgefordert, so Axel Noack. „Der demokratische Rechtsstaat braucht den Einsatz aller Generationen und muss aktiv verteidigt werden. Dazu gehört es, deutlich aufzuzeigen, wo die Grenzen der Toleranz liegen. Darüber hinaus ist es nötig, dass die Jugendarbeit demokratisch gesinnter Vereine und Institutionen gerade auch in den ländlichen Regionen unseres Landes versucht, jungen Menschen Perspektiven aufzuzeigen und ihnen als Botschaft zu vermitteln sucht: Du wirst gebraucht. Die so viel beschworenen Werte und Tugenden müssen herunter gebrochen werden in Normen und alltagstaugliche Lebensregeln, damit in den Köpfen und Herzen wieder ein Gefühl dafür wächst, was geht und was sich nicht gehört und nicht akzeptabel ist.“

Magdeburg, 7. Juli 2006 - Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen