PM 168 | 15.11.2006
Bischofsbericht zu EKD Taufe Selbstverbrennung und Foederation
Erster Sitzungstag der Kirchenprovinz-Synode in Wittenberg
Am Abend des Synodenauftakts der Kirchenprovinz Sachsen in Lutherstadt Wittenberg stand der Bischofsbericht von Axel Noack auf dem Tagungsprogramm. In seiner Rede vor den 82 Kirchenparlamentariern am 15. November erinnerte der Leitende Geistliche unter anderem an die erste Tagung der Provinzialsynode nach Ende des Zweiten Weltkriegs, die 1946 in Halle an der Saale stattgefunden hat. Weitere Themen des Berichts waren unter anderem das Impulspapier der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), „Kirche der Freiheit“, das „Jahr der Taufe“ in der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM) und die Selbstverbrennung von Pfarrer Roland Weisselberg am Reformationstag 2006 in Erfurt. Im Schlussteil seines Berichts warb der Bischof noch einmal für die geplante Vereinigung von Kirchenprovinz Sachsen und Thüringer Landeskirche.
Fortentwicklung mitteldeutsche Kirchenföderation:
„Die Vereinigung unserer Kirchen ist richtig. Allerdings nicht um jeden Preis. Es ist ein bleibendes Verdienst der ‚Machbarkeitsstudie’, da zu deutlich mehr Klarheit geholfen zu haben. Verwunderlich ist für mich allerdings die mancher Orten zu spürende Verzagtheit. Wir können doch nicht vor den Schwierigkeiten so schnell kapitulieren, nur weil wir möglicher Weise nicht so schnell und problemlos vorankommen, wie wir es uns gewünscht hätten“, so der Magdeburger Bischof. „Wir sind es unseren Gemeinden schuldig, dass wir jetzt und vor allem auf der ‚oberen’ Ebene unserer Kirche die Weichen dafür stellen, dass dort die Arbeit kostengünstiger gestaltet werden kann, damit in den Gemeinden und Kirchenkreisen bei allen nötigen Veränderungen so wenig als nötig Kürzungen vorgenommen werden müssen. Der größte gesamtkirchliche ‚Brocken’ ist nun einmal unser gemeinsames Kirchenamt. Am Schönsten wäre es natürlich, es ließe sich alles „im Paket“ lösen. Wir brauchen am Ende auch den Mut zum Risiko. Und den werden wir nur dann aufbringen, wenn wir ehrlich darüber Rechenschaft geben, dass unser Tun und Entscheiden von dem Willen getragen ist, die bestmögliche Struktur zu finden, die den Lauf des Evangeliums im Lande unterstützt.“
Selbstverbrennung von Pfarrer Roland Weisselberg:
Mit Blick auf den Suizid von Pfarrer Roland Weisselberg äußerte der Magdeburger Bischof erneut seine Bestürzung. Er nehme die Sorge des Theologen ernst und wolle einer Auseinandersetzung mit dem Islam nicht ausweichen, so Axel Noack. Zugleich warnte der Leitende Geistliche vor einem Generalangriff auf die Religionen. „Der islamische Fundamentalismus hat es geschafft, den Islam in ein Licht zu rücken, das Angst und Schrecken verbreitet. Es wird sehr darauf ankommen, dass sich muslimische Gläubige viel stärker als bisher von Terror und Gewalttaten distanzieren und deutlich machen, dass hier Glauben und Religion missbraucht werden. Zuletzt trifft das dann ja alle Religionen gleichermaßen“, sagte der Magdeburger Bischof. „Wir müssen ganz deutlich sehen, dass es gerade im Osten ziemlich viele Leute gibt, die sagen, wie gut, dass wir die Religion hinter uns haben, guckt sie euch doch an, die hauen sich nur gegenseitig die Köpfe ein. Wir sind den positiven Beweis schuldig: von Religion geht Frieden aus. Das ist eine Herausforderung, vor der wir stehen. Und gerade das Christentum, gerade wir Christen, können doch die Wahrheit unseres Glaubens nicht mehr losgelöst von der Liebe behaupten. Gottesliebe und Nächstenliebe gehören zusammen.“
Der pensionierte Theologe Roland Weisselberg aus Windischholzhausen hatte sich am 31. Oktober am Erfurter Augustinerkloster mit Benzin übergossen und selbst entflammt. Motiv für seine Tat sei nach Angaben der Ehefrau, die Sorge vor der Ausbreitung des Islam und die Haltung der Kirche dazu.
Hinweise für Redaktionen:
Der vollständige Bericht von Bischof Axel Noack ist auf der EKM-Website heute ab 20 Uhr zum Download eingestellt (www.ekmd-online.de Pfad: Unsere Kirchen > Synoden > Kirchenprovinz Sachsen > 6. Tagung der XIV. Synode). Dort finden sich auch weitere Informationen und alle Unterlagen zur Herbstsynode 2006 der Kirchenprovinz Sachsen.
Die Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen ist während der Tagung des Kirchenparlaments unter 0179/4998427 zu erreichen.
Wittenberg, 15. November 2006 - Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen