PM 089 | 04.11.2022
Erinnerung an Pogromnacht und Mauerfall am 9. November
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Susanne Sobko, 0162-2048755
Evangelische Christen laden zum Gedenken, zu Aktionen und Lesungen
Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) erinnern an die Reichspogromnacht am 9. November im Jahr 1938 sowie an den Fall der Mauer am 9. November 1989. Friedensgebete, Gottesdienste, Gedenkfeiern, Gedenkwege, Lesungen und Aktionen sind geplant. In Eisenach wird feierlich das Straßenschild der Synagogenstraße enthüllt.
Ausgewählte Veranstaltungen in Thüringen:
Am 9. November wird in Gera an die Schrecken der Pogromnacht von 1938 erinnert: Am Denkmal der einstigen Synagoge in der Schülerstraße findet 16.30 Uhr eine Gedenkveranstaltung der Stadt Gera statt und die Gemeinschaft der christlichen Gemeinden lädt 17 Uhr in die Trinitatiskirche zu einem ökumenischen Gottesdienst ein. Im Mittelpunkt steht der Blick auf die Niederlande, wo Corrie ten Boom zahlreichen Menschen half, der Verfolgung durch Gestapo und SS zu entkommen. Von ihr stammt das Zitat: „Wenn Gott einen Menschen misst, legt er das Maßband nicht um seinen Kopf, sondern um sein Herz.“ Musikalisch wird das Ensemble „Folk(s)bardisten“ den Gedenkgottesdienst begleiten.
In der Reihe Evangelisches Forum Gotha wird zu einem Vortrag von Dr. Aribert Rothe aus Erfurt mit dem Motto „1918 Ausrufung der Republik – 1923 Hitlers Putschversuch – 1938 Reichspogrom – 1989 Mauerfall“ eingeladen. Beginn ist 9.30 Uhr in der Augustinerkirche in Gotha.
Die Stadt Eisenach lädt mit dem Evangelischen Kirchenkreis Eisenach-Gerstungen, der katholischen Kirchgemeinde St. Elisabeth, dem Eisenacher Bündnis gegen Rechtsextremismus und dem Deutschen Gewerkschaftsbund zu einer Gedenkveranstaltung ein. Den Auftakt bildet ab 17 Uhr ein gemeinsames Gedenken an der Synagogen-Gedenkstätte in der Karl-Marx-Straße mit Oberbürgermeisterin Katja Wolf und Pfarrer Stephan Köhler. Im Beisein von Oleg Shevchenko als Vertreter der jüdischen Landesgemeinde Thüringen wird feierlich das Straßenschild der Synagogenstraße enthüllt. Gegen 17.45 Uhr beginnt der Gedenkmarsch in Richtung Bahnhof entlang der Strecke, die hunderte jüdische Eisenacher und Eisenacherinnen im Mai 1942 auf dem Weg zu ihrer Deportation gehen mussten. An der Villa Klebe wird der Deportation der Juden der Stadt vor 80 Jahren gedacht. Im Anschluss wird der Gedenkmarsch bis zum Bahnhof fortgesetzt. Dort wird eine Gedenktafel für Deportierte der Stadt enthüllt und mit einem Gebet der Opfer des Pogroms und der Deportation gedacht.
Die Kirchengemeinde Schleusingen begeht den 9. November seit vielen Jahren als Tag, an dem mit den Novemberpogromen 1938 die systematische Verfolgung und Vernichtung der Juden in Deutschland und Europa begann. „In einem Friedensgebet an der Gedenkstele an der ehemaligen Synagoge (Walschstr./Ecke Bertholdstr.) wollen wir an dieses dunkelste Kapitel deutscher Geschichte erinnern und laden alle Menschen ein, die ein Zeichen gegen Antisemitismus, Rassismus, Fremdenfeindlichkeit und Hass gegen Andersdenkende und Andersseiende setzen möchten“, wird für die Andacht gegen das Vergessen geworben. Beginn ist 18.30 Uhr.
Das Pogromnacht-Gedenken in Apolda ist um 17 Uhr auf dem Marktplatz geplant. Die Filme „Nikolaikirche“ werden zum Gedenken an den Mauerfall ab 19 Uhr in der Martinskirche gezeigt.
In Bad Salzungen wird zum Gedenk-Gottesdienst mit dem Motto „Lichter gegen das Vergessen“ eingeladen (16 Uhr, Stadtkirche St. Simplicius). Die Aktion Stolpersteine ist im Anschluss mit dem Bündnis für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit geplant.
In Themar beginnt 19 Uhr in der Torkirche des Museums Kloster Veßra Vortrag
„Erinnern und Widerstehen - Gedenken an den November 1938 um die Wiederholung zu verhindern“. Prof. Wolfgang Benz (ehemaliger Leiter des Zentrums für Antisemitismusforschung der Technischen Universität Berlin) wird den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart spannen. Gerahmt wird der Abend durch musikalische Beiträge der Klezmermusiker „Harry´s Freilach“.
Um 18 Uhr ist in Mühlhausen Beginn des Gedenkens auf dem jüdischen Friedhof. Schweigend wird zum Kristanplatz gezogen, auf dem die Namen der jüdischen Opfer verlesen werden. Das Gedenken endet gegen 18.30 Uhr in der Synagoge in der Jüdenstraße. Der Oberbürgermeister der Stadt und der Christlich-Jüdische Arbeitskreis laden dazu ein.
Ausgewählte Veranstaltungen in Sachsen-Anhalt:
An die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus wird mit einem Friedengebet auf dem Jüdischen Friedhof in Quedlinburg (9. November, 17 Uhr) erinnert.
Der Evangelische Kirchenkreis Magdeburg lädt gemeinsam mit der Landeshauptstadt Magdeburg zum Gedenken an die Novemberpogrome des Jahres 1938 ein. Das Gedenken wird in Kooperation mit den jüdischen Gemeinden Magdeburgs sowie mit Vertretern von Kirche, Stadt und Land gestaltet. Beginn ist 17 Uhr im Forum Gestaltung, anschließend gehen alle gemeinsam mit einem Gedenkweg zum Synagogendenkmal, Julius-Bremer-Straße. Dort können Kränze, Blumen und Lichter niedergelegt werden und die Gedenkveranstaltung schließt mit Gebeten nach jüdischem Ritus.
Die Evangelische Akademie und die Stadtkirchgemeinde von Lutherstadt Wittenberg laden gemeinsam mit Schülern der Wittenberger Schulen zu einem bewegten Gedenken ab 18 Uhr an die Stätte der Mahnung. „Der 9. November nötigt uns Jahr für Jahr zum Erinnern – an die Menschen, die aus unserer Stadtgesellschaft verschwunden sind, verschleppt und ermordet wurden als Opfer von Hass und Rassenwahn; aber auch als Opfer des Schweigens der Vielen“, heißt es dazu.
16.45 Uhr ist in Stendal Treffpunkt für einen Gedenkweg zum Jüdischen Friedhof am Haupteingang des Friedhofs, um 18 Uhr schließt sich eine Gedenkaktion der Geschichtswerkstatt Jüdisches Leben auf dem Marktplatz an.
Hintergrund:
Am 9. November 1938 hatten die Nationalsozialisten in Deutschland Synagogen, Wohn- und Kaufhäuser niedergebrannt sowie Menschen erniedrigt, verhaftet und ermordet. Der 9. November 1989 ist für den „Fall der Berliner Mauer“ bekannt: Nachdem SED-Politbüromitglied Schabowski auf einer im DDR-Fernsehen übertragenen Pressekonferenz die Gewährung von Reisefreiheit bekanntgegeben hatte, öffneten sich für die DDR-Bürger die innerdeutschen Grenzen.
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