PM 91 | 19.10.2005
Erneut Graffitis mit satanistischem Inhalt
„Tod dem Christ. Wieder 38 bis 45. Euer Kreuz wird brennen.“
In Sangerhausen ist erneut ein Gotteshaus mit Graffiti-Motiven aus der satanistischen Szene besprüht worden. Inzwischen sind die Symbole, die Anfang Oktober an der Marienkirche angebracht wurden, wieder beseitigt. Zu sehen waren vier umgekehrte Kreuze, drei Drudenfüße sowie die Zahl 666. Bereits im August gab es in der Stadt einen ähnlichen Vorfall. An die Jacobi-Kirche wurde die Parole „Tod dem Christ“ gesprüht. Außerdem fanden sich auf einem Wahlplakat am Marktplatz ein Hakenkreuz, an einer Mauer in der Bahnhofstraße der Satz „wieder 38 bis 45“ sowie SS-Runen auf dem Asphalt der Morunger Straße.
„Die Graffitis vom Oktober gehen meines Erachtens auf das gleiche Konto wie die Farbschmierereien im August. In beiden Fällen haben die Täter rote Signalfarbe verwendet,“ sagt Margot Runge, Pfarrerin der Jacobi-Gemeinde in Sangerhausen. „Nach der Symbolik der Wandkritzeleien zu urteilen, kommen die Sprayer aus der satanistischen Szene. Ich nehme aber an, dass ein rechtsextremer Hintergrund mit hineinspielt. Die zahlreichen Graffitis mit Nazi-Emblemen vom Ende August legen das nahe.“
Dass die Graffiti-Parolen in Sangerhausen von Sprayern aus dem rechten Spektrum stammen, hält auch der Leiter der Arbeitsstelle Rechtsextremismus beim Verein „Miteinander“, David Begrich, für möglich, nicht aber zwingend. Der Verein „Miteinander“ war 1999 unter anderem als Reaktion auf den Wahlerfolg der DVU gegründet worden. Die Mitglieder der Initiative engagieren sich mit problemorientierten Handlungskonzeptionen gegen Rechtsextremismus und Fremdenfeindlichkeit in Sachsen-Anhalt. „Bei den Graffitis mit satanistischer Aussage an den Sangerhäuser Kirchen fehlen eindeutige Hinweise auf eine Verbindung zum rechten Spektrum wie beispielsweise das Zeichen der Wolfsangel“, sagt der 31-Jährige. Ein breites Engagement „gegen Rechts“ in der Region um Sangerhausen hält David Begrich dennoch für dringend erforderlich. „Vom Süden Sachsen-Anhalts gingen bereits in der Vergangenheit neonazistische Aktionen mit bundesweiter Wirkung aus.“
Bei Rückfragen: Pfarrerin Margot Runge, St. Jacobi-Gemeinde Sangerhausen, 03464/577663. Und: David Begrich, Verein „Miteinander“ (Halle/Saale), 0345/6824800.
Magdeburg, 19. Oktober 2005 - Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen