PM 97 | 29.09.2011
Eröffnung der Lothar-Kreyssig-Ausstellung in der Marktkirche Halle

Richter, Bauer, Kirchenmann

Am kommenden Dienstag (4. Oktober, 19.30 Uhr) wird in der Hallenser Marktkirche die Ausstellung über Lothar Kreyssig offiziell eröffnet. Die Ausstellung anlässlich des 25. Todestages von Kreyssig erinnert an das Leben und Wirken des ehemaligen Konsistorialpräsidenten, Präses der Synode der Kirchenprovinz Sachsen und Aktion-Sühnezeichen-Gründers.

„Lothar Kreyssig wirkte vielfältig. Er protestierte nicht nur als einziger Richter gegen die Ermordung schutzbedürftiger Menschen in der Aktion „Euthanasie“ durch die Nazis und gründete den Versöhnungsdienst Aktion Sühnezeichen. Er beschäftigte sich auch frühzeitig mit ökologischen Fragen, versteckte Flüchtlinge, lebte Ökumene und war maßgeblich am kirchlichen Neuaufbau nach 1945 in Sachsen-Anhalt und Deutschland beteiligt. Er begeisterte Menschen und veränderte Strukturen“, sagt Dr. Hans-Joachim Döring, Leiter des Lothar-Kreyssig-Ökumene-Zentrums der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.

Begleitend zur Ausstellung wird ein Podiumsgespräch in der Marktkirche (13. Oktober, 19.30 Uhr) mit Altbischof Prof. Axel Noack und Uta Leichsenring, Leiterin der Außenstelle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes, zum Thema „Kirche und Staatssicherheit in den 1950iger und 1960iger Jahren“ stattfinden. Der Schriftsteller und Filmemacher Konrad Weiß wird im Stadtarchiv Halle aus seiner Kreyssig-Biografie „Lothar Kreyssig. Prophet der Versöhnung“ lesen (20. Oktober, 19.30 Uhr, Stadtarchiv Halle). Der Dokumentarfilm „Wenn Ärzte töten“ zum Thema Euthanasie wird im Stadtarchiv Halle (27. Oktober, 19.30 Uhr) gezeigt. Im Anschluss an den Film gibt es ein Filmgespräch mit Dr. Ute Hoffmann, Leiterin der Gedenkstätte für Opfer der NS-Euthanasie in Bernburg.

Hintergrund
Lothar Kreyssig wird am 30. Oktober 1898 in Flöha (Sachsen) als Sohn eines Kaufmanns geboren. Nach dem Ersten Weltkrieg studiert er in Leipzig Rechtswissenschaften. Ab 1926 arbeitet der Jurist im Landgericht Chemnitz. 1928 wird er dort Richter. Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme weigert sich Lothar Kreyssig in die NSDAP einzutreten. 1934 schließt sich Lothar Kreyssig der Bekennenden Kirche an - eine Widerstandsbewegung innerhalb der evangelischen Kirchen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges geht Lothar Kreyssig als Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen nach Magdeburg. 1947 wird er zum hauptamtlichen Präses der Provinzialsynode gewählt. Das Amt des Präses übt Lothar Kreyssig bis 1964 aus. Das wohl bedeutendste Werk Lothar Kreyssigs ist die Gründung der „Aktion Sühnezeichen“. Im Jahr 1958 ruft Lothar Kreyssig dazu auf, aktiv an der Aussöhnung der ehemaligen Kriegsgegner zu arbeiten. Junge Deutsche reisen in die kriegsgeschädigten Länder Europas und nach Israel, um beim Wiederaufbau zu helfen. Nach dem Bau der Mauer beginnt Lothar Kreyssig eine Sühnenzeichenarbeit in der DDR. Am 5. Juli 1986 stirbt Lothar Kreyssig in Bergisch-Gladbach.

Zum 25. Todestag von Lothar Kreyssig ist in der Evangelischen Verlagsanstalt Leipzig das Buch "Lothar Kreyssig: Aufsätze, Autobiografie, Dokumente" (ISBN 970-3-37402909-9) erschienen.

Mehr Infos unter: www.oekumenezentrum-ekm.de

RÜCKFRAGEN

Hanna Manser, 0391/5346 397

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