PM 091 | 28.10.2019
Evangelische Christen in Mitteldeutschland feiern Reformationstag
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Landesbischof mahnt weitere Reform von Kirche und Gesellschaft an
Der Reformationstag am 31. Oktober wird von den Gemeinden der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) mit Gottesdiensten, Konzerten, Vorträgen, Wanderungen, Theaterspiel und Festen gefeiert. Landesbischof Friedrich Kramer ruft dazu auf, die heute nötigen Reformen von Kirche und Gesellschaft anzugehen.
Landesbischof Friedrich Kramer zum Reformationstag:
„Das große Reformationsjubiläum mit den übervollen Kirchen am Reformationstag ist jetzt zwei Jahre vorbei, aber die Reformation geht weiter. Ebenso wie der Thesenanschlag nur ein Anfang war und wir in den nächsten Jahren noch viele Jubiläen von Reformationsereignissen feiern können, ebenso sollten wir uns immer wieder klarmachen, dass wir mittendrin sind in der heute nötigen Reform unserer Kirche. Ecclesia semper reformanda – die Kirche ist immer wieder in Form zu bringen, lautet eine Urformel der Reformation – es gilt immer wieder aufs Neue, vom Evangelium her zu schauen, welche Form unsere Kirche braucht. Dabei wollen wir nicht jede Mode mitmachen und statt hektisch Reformstress zu erzeugen, mit Klarheit, liebevoll und barmherzig gemeinsam mit den Menschen in den Gemeinden vor Ort Wege suchen. Ebenso ist auch in unserer Gesellschaft eine Reform unserer Strukturen und Gewohnheiten nötig. Dafür braucht es Mut, Vertrauen und Freiheit – das wünsche ich uns allen ganz besonders an diesem Tag.“
Veranstaltungen zum Reformationstag in Thüringen (Auswahl):
Mit einem Festgottesdienst feiert der Evangelische Kirchenkreis Henneberger Land unter dem Motto „30 Jahre - 30 Schätze“ am Reformationstag seinen 30. Gründungstag. Beginn ist um 16 Uhr in der St. Johanniskirche in Schleusingen, danach ist ein Empfang auf dem Johanniskirchplatz geplant. In dem zentralen Gottesdienst wird ein Augenmerk auf die Schätze des Kirchenkreises gelegt: Jede einzelne Gemeinde soll ihren besonderen Schatz präsentieren und damit die „Schatzkiste“ des Kirchenkreises füllen, die dann durch die Region wandert. Außerdem werden das neu entwickelte Kirchenkreis-Logo und die neue Internetseite präsentiert. Der Kirchenkreis wagt sich unter dem Motto „Experimente“ auch an Neues im Gemeindeleben.
Das Bachfest in Eisenach wird seit dem Reformationsjubiläum 2017 in der Geburtsstadt Johann Sebastian Bachs gefeiert, unter dem Titel „Bach und die Wiener Klassik“ lädt die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde dieses Jahr vom 30. Oktober bis 3. November dazu ein. Am 31. Oktober gibt es einen Kantatengottesdienst (10 Uhr) und ein Festkonzert (15 Uhr) in der Georgenkirche mit der Thüringen-Philharmonie Gotha Eisenach mit einem Programm von Bach bis zu Joseph Haydn sowie einen Gottesdienst auf der Wartburg (18 Uhr). Das Abschlusskonzert des Bachfestes 2019 bildet die Aufführung des Oratoriums „Die Schöpfung“ von Joseph Haydn mit der Singakademie Cottbus, dem Bachchor Eisenach und der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach (www.bachfest.eisenach.de).
In Erfurt gibt es im Evangelischen Augustinerkloster Führungen durch das Kloster und die historische Bibliothek des Evangelischen Ministeriums (12, 14 und 15 Uhr) sowie in der Elisabethkapelle im Nikolaiturm (13.30/14.30 Uhr). Außerdem beginnt in der Augustinerkirche um 9.30 Uhr ein Kantaten-Gottesdienst mit der Augustiner-Kantorei und dem Andreas-Kammerorchester statt. Um 16 Uhr ist ein Vortrag „Religion und Gewalt – Ein Überblick“ geplant und um 17 Uhr folgt ein Chorkonzert mit Luthers Abendsegen zugunsten des Orgelneubaus im Refektorium des Predigerklosters.
Weitere Kantatengottesdienste zum Reformationstag gibt es unter anderem in Pößneck (Stadtkirche, 17 Uhr), in Arnstadt (10 Uhr) mit Predigt von Kathrin Oxen von der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche Berlin sowie in Weimar (Herderkirche, 10 Uhr). In Weimar findet außerdem um 19.30 Uhr ein Orchesterkonzert zum Reformationsfest statt. Weitere besondere Konzerte: In Saalfeld (Schlosskapelle, 17 Uhr) mit den Saalfelder Vocalisten, in Apfelstädt (Kirche St. Walpurgis, 15.30 Uhr) mit Klara von Querenberg unter dem Motto „Zeitreise durch Luthers Leben“, in Eisenberg (Stadtkirche St. Peter, 17 Uhr) als Geistliche Abendmusik mit Liedpredigt über „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren“, in Empfertshausen (Kirche, 19 Uhr) unter dem Motto „300 Jahre Kirchweih - 30 Jahre Mauerfall“ mit „Annjual Acoustics“ und in Erfurt (Michaeliskirche, 19.30 Uhr) innerhalb der Thüringer Tage der Jüdisch-israelischen Kultur mit dem Programm „18Aliyot“ von Noam Vazana aus Israel (Gesang, Posaune, Piano).
Im Luther-Stammort Möhra wird der Reformationstag vielfältig gefeiert. Neben einem Thüringer Reformationsmarkt in allen Gassen und offenen Höfen (jeweils 10 bis 17 Uhr) findet 14 Uhr ein Open-Air-Festgottesdienst auf dem Lutherplatz unter der Mitwirkung von Posaunenchören statt. Um 16 Uhr schließt sich ein Konzert mit dem Gospelchor Eisenach in der Lutherkirche an.
Einige Kirchengemeinden feiern den Gottesdienst zum Reformationstag ökumenisch, zum Beispiel in Meiningen mit Orgelmusik und Posaunenchor, zum Abschluss der Saison am Christus-Pavillon im Kloster Volkenroda und in Erfurt in der Thomaskirche.
In Wangenheim ist ein Lichterfest geplant (17 Uhr). Ein besonderer Gottesdienst zum Reformationstag wird traditionell auf der Leuchtenburg gefeiert (14 Uhr), für einen Shuttle vom Parkplatz zur Burg ist gesorgt. Das Reformationstreffen der Region Bad Langensalza Ost findet im Rittergut Lützensömmern mit Gottesdienst, Vortrag sowie Kaffee und Kuchen statt (14 Uhr). Ein gemeinsamer Gottesdienst zum Reformationstag steht in der Kirche Oberweid auf dem Programm (14 Uhr). Anschließend wird zu Kaffee und Kuchen im Pfarrhaus mit Eröffnung des Büchertisches eingeladen.
Ein Ökumenischer Pilgerweg vereint am 31. Oktober im Kirchenkreis Mühlhausen katholische und evangelische Christen. Beginn ist um 10 Uhr mit einem Gottesdienst im Kloster Hülfensberg. Danach gibt es Reformationsbrötchen, und von der Wallfahrtsstätte startet der Pilgerweg mit Stationen zum Kloster Zella. Gegen 16 Uhr beginnt mit der Ankunft ein Hoffest „70 Jahre Kloster Zella“ mit Jagdhornbläsern und Kulinarischem. 17 Uhr folgt eine Schlussandacht in der Klosterkirche. Reformationsbrötchen gibt es auch nach Gottesdiensten in Mühlhausen. Damit wird ein Bäcker-Brauch aus dem 17. Jahrhundert aufgenommen: Die Brötchen aus Stollenteig haben die Form der Lutherrose.
Das Diakoniezentrum Bethesda, der Verein der Holzmühle Kämmeritz - christlicherSuchthilfe und die Evangelische Kirchengemeinde Eisenberg laden zum Tag der Begegnung zwischen Jung und Alt ein. Nach einem Familiengottesdienst mit humorvollen Anspielen im Kirchsaal des Diakoniezentrums (10 Uhr) gibt es unter anderem eine Pflanz-Aktion und einen Strickbasar, am Abend wird im Park ein Lagerfeuer entzündet (17.30 Uhr).
Veranstaltungen zum Reformationstag in Sachsen-Anhalt/Sachsen/Brandenburg (Auswahl):
In der Stadtkirche in Lutherstadt Wittenberg predigt am Reformationstag (10 Uhr) Pfarrer Martin Schmidt, Kirchenratspräsident der ev.-ref. Kirche des Kantos St. Gallen. Am Abend (18.30 Uhr) wird in einem Festkonzert mit Werken von Johann Sebastian Bach, Benjamin Britten und John Rutter von der Wittenberger Kantorei mit Solisten und dem Orchester St. Marien aufgeführt. Am Nachmittag (16 Uhr) ist im Bugenhagenhaus ein Vortrag unter dem Titel "Luther für Einsteiger. Schlaglichter aus dem Leben und Werk des Reformators" zu hörern.
In der Wittenberger Schlosskirche beginnt das Reformationsfest mit einem Gottesdienst (10 Uhr) mit Pfarrerin Dr. Sabine Kramer, Direktorin des Predigerseminars Wittenberg. Im Anschluss findet ein Gottesdienst (11.30 Uhr) mit Pfarrerin Annette Kurschus, stellvertretende Vorsitzende des Rates der EKD, statt.
Lieder und Choräle unter dem Motto "Mit dir, Maria, singen wir - Alte und neue Gesänge von und über Maria zum Zuhören und Mitsingen im Wechsel mit Chor- und Bläsermusik gibt es beim Fest der Lieder zum Reformationstag am Nachmittag (17 Uhr) in der Schlosskirche.
In Magdeburg laden die Kirchengemeinden der Stadt am Reformationstag zu einem zentralen Gottesdienst (10 Uhr) in die Johanniskirche ein. Die Feier wird in Gebärdensprache übersetzt. Am Abend (18 Uhr) erklingt im Dom ein Reformationskonzert der Magdeburger Dombläser mit Werken von der Renaissance bis zur Moderne.
In Halle (Saale) gibt es zum Reformationsfest die 3. Hallesche Orgel-Wandel-Wander-Tour – ein Zusammenspiel von historischer Entdeckungstour und hochkarätigen Musikdarbietungen.
Start ist auf dem Marktplatz (15 Uhr). Erste Station ist eine Orgelandacht (15.30 Uhr) in der Glashalle des Händel-Hauses mit Stefano Barberino auf der historischen Mauer-Orgel.
Ein Reformationsgottesdienst (11 Uhr) mit Gebärdensprache zur Erinnerung an 30 Jahre Friedliche Revolution, Freiheit und Frieden wird in Stendal mit dem Altmärkischen Gehörlosenverein und der Gehörlosengemeinde Stendal gefeiert.
In Lauchhammer im Kirchenkreis Bad Liebenwerda wird im Festgottesdienst (10 Uhr) am Reformationstag die neue Orgel erstmals zu hören sein. Am Nachmittag wird zu einem Konzert mit Harmonic Brass.
Im Kloster Drübeck gibt es am Abend des Reformationstages (19.30 Uhr) einen Vortrag unter dem Titel "Die adeligen Frauen von Stolberg und die Bibel" von Dr. Gabriele Holthuis. Für das Museum of the Bible Washington kuratierte sie 2018 die Sonderausstellung über diese sieben bedeutenden Frauen des Adelshauses zu Stolberg.
Eine Hommage à Katharina von Bora gibt es am Reformationstag in der Schlosskirche in Torgau in Form eines Kammerkonzertes mit Anne Schumann (Violine), Juliane Laake (Gambe) sowie Hildegard Saretz (Cembalo). Zu einem musikalischen Gottesdienst (10 Uhr) lädt auch die Domgemeinde in Merseburg ein.
Hintergrund:
Laut Überlieferung hat der Mönch und Theologieprofessor Martin Luther am Tag vor Allerheiligen im Jahr 1517 an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg 95 Thesen zu den Themen Ablass und Buße angeschlagen, um eine akademische Diskussion darüber herbeizuführen. Im Kern bestritt er die herrschende Ansicht, der Ablass sei die Voraussetzung, den Menschen von der Sünde zu erlösen. Die von ihm eingeleitete Reformation hatte weitreichende Folgen. So ist es gemäß dem „Priestertum aller Gläubigen“ für evangelische Gemeinden selbstverständlich, dass auch Laien nach einer Ausbildung Gottesdienste halten sowie Mitglied der Kirchenleitung sein können. Außerdem werden Frauen zu Pastorinnen ordiniert. Unmittelbar mit der reformatorischen Bewegung ist das evangelische Pfarrhaus entstanden und Pfarrer gründeten Familien. Luther hatte selbst durch seine Heirat mit Katharina von Bora das Ende des Zölibates für die evangelischen Geistlichen eingeleitet. Weltlichen Bezug erlangte Luthers Wirken, indem er dafür gesorgt hatte, dass Kommunen eigene Sozialhaushalte bekamen.
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