PM 20 | 10.03.2009
Festgottesdienst mit Bischöfen Noack und Feige
BEI RÜCKFRAGEN
Pfarrer Dr. Ekkehard Steinhäuser, 03946/9019078Wiedereröffnung der Krypta der Stiftskirche St. Servatii zu Quedlinburg
Mit einem ökumenischen Festgottesdienst wird am Samstag (14. März, 15Uhr)die Krypta der Stiftskirche St. Servatii zu Quedlinburg nach umfassender Sanierung wieder eingeweiht. Axel Noack, Bischof in der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), nimmt den Raum erneut in den liturgischen Dienst. Der katholische Bischof Gerhard Feige wird zu diesem Anlass im Gottesdienst ein Gebet am Grab der Heiligen Mathilde sprechen. Die Heilige und Frau König Heinrichs I. wurde nach ihrem Tod im Jahr 968 an der Seite ihre Mannes in der Krypta beigesetzt. Der 14. März ist der Todestag der Heiligen Mathilde.
"Mit der Wiedereinweihung ist die einzigartige Krypta nun wieder für die Gemeinde nutzbar. Auch den Besuchern der Stiftskirche wird die Grabanlage zugänglich sein und Bestandteil der Kirchenführungen werden.
Ein Höhepunkt ist das neue Lichtkonzept für die Krypta, das auf verschiede Szenen der Gewölbebemalung abgestimmt ist", sagt Pfarrer Ekkehard Steinhäuser.
Die Krypta der Stiftskirche St. Servatii wurde in den Jahren 2004 bis 2008 umfassend renoviert. So konnten insbesondere die Schäden an den
spätromanischen Gewölbemalereien behoben werden. Außerdem wurde der Ziegelboden repariert und eine neue Beleuchtungsanlage installiert. Die Summe der Restaurierungsarbeiten belief sich auf 800.000 Euro, die zum größten Teil durch das Land sowie Lotto Sachsen-Anhalt aufgebracht worden ist.
Hintergrund
Das Stift Quedlinburg wurde 936 anlässlich des Todes König Heinrichs I. von seiner Gemahlin Königin Mathilde gegründet. Die Krypta stellt einen Kernbereich des ehemaligen, hochprivilegierten Damenstifts dar. Die Bedeutung dieser Gedenkstätte spiegelt sich in der Gestaltung des Ostteils der romanischen Krypta wider: 18 rot gefasste Säulen mit reich ornamentierter Kapitellplastik stützen das Kreuzgratgewölbe, dessen Bildprogramm allerdings nicht gleichzeitig mit dem Bau, sondern erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstand.
Es gibt kaum schriftliche Quellen zur Nutzung der Krypta und keine zur Rezeption ihrer Ausmalung. Aus dem wenigen Überlieferten geht hervor, dass die Gräber den Hauptanziehungspunkt bildeten. In der Zeit vor der Reformation wird die wichtigste liturgische Nutzung in dem Gebetgedenken für das Königspaar Heinrich und Mathilde sowie deren Enkelin Äbtissin Mathilde I. bestanden haben. Nach der Reformation seien die Gräber in großen Ehren gehalten und "von vielen grossen Leuten besucht und besehen worden", berichtet ein Chronist.
Umso mehr erstaunt die Nachricht von Wallmann im Jahr 1782, die Krypta sei "wüste", ebenso der Altar in der Hauptapsis verwüstet. Möglicherweise hängt diese Entwicklung mit dem Ergebnis einer Grabung nach den sterblichen Überresten Heinrichs I. zusammen. Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Krypta in einem verwahrlosten Zustand, wie Beschreibungen und Zeichnungen bezeugen. Seit einer 1862-82 erfolgten Restaurierung besitzt die Krypta bis heute eine touristische, in geringerem Umfang auch liturgische Funktion. Eine Ausnahme bildeten die Eingriffe der SS, die ab 1936 die Umgestaltung der Kirche zu einer nationalsozialistischen Gedenkstätte betrieb.