PM 39 | 06.06.2005
Gemeinsame Tagung zu Ende Brief aus Halle geht an Gemeinden
"Wir geh'n zusammen - Evangelische Kirchen für Mitteldeutschland"
Mit einem Gottesdienst in der Hallenser Marktkirche ist heute die erste Gemeinsame Tagung der Synoden der Kirchenprovinz Sachsen und der Thüringer Landeskirche zu Ende gegangen. Zwei Tage lang haben die 150 Abgeordneten der beiden Kirchenparlamente über die für 2004 geplante Kirchen-Föderation diskutiert. Die Ergebnisse der Beratungen sind im "Brief aus Halle" an die 3.428 Gemeinden der beiden Kirchen versandt worden. Mit dem Brief wollen die Synodalen ihre Gemeinden zu einer breiten Diskussion über die Föderation anregen. Am Ende des Diskussionsprozesses steht die Frühjahrstagung der beiden Kirchenparlamente. Voraussichtlich im April 2004 werden die Synoden der Kirchenprovinz Sachsen und der Thüringer Landeskirche über die Bildung einer Mitteldeutschen Kirchen-Föderation entscheiden.
Die Kurzversion des von den Präsidenten der beiden Synoden, Dr. Jürgen Runge und Steffen Herbst, unterschriebenen "Briefes aus Halle" hat folgenden Wortlaut:
Liebe Schwestern und Brüder, für uns Synodale steht nach der ersten Gemeinsamen Tagung unserer Synoden die Föderation unserer Kirchen nicht mehr nur als Überlegung auf dem Papier. Sie hat jetzt Namen und Gesichter. Über 200 Menschen waren dabei. Wir haben uns kennengelernt. Viel miteinander geredet. Viel einander zugehört. Nur so wird die Diskussion um das Zusammenwachsen der Kirchen konkret.
Der Architektenplan mit konkreten Vorschlägen, wie die Föderation organisiert werden kann, ist in Arbeit. Die Herbsttagungen unserer beiden Synoden werden sich damit befassen. Und dann wird fortgesetzt, was wir in Halle begonnen und geübt haben – eine breite Diskussion in den Gemeinden und Kreissynoden. Kirche muss gelebt werden – aber nicht zum Selbstzweck. Darum das Motto der Gemeinsamen Tagung: "Wir geh‘n zusammen – Evangelische Kirchen für Mitteldeutschland".
WIR –
Wir sind – rein zahlenmäßig betrachtet - kleinere Landeskirchen, besitzen aber eine große Geschichte. Aus Erfurt und Eisenach, Eisleben und Wittenberg strahlte das Schaffen Martin Luthers in alle Welt aus.
Gemeinsam ist uns die Erfahrung des Christseins in der DDR. Wir haben erlebt...
- wie christlicher Glaube auch gesellschaftliche Strukturen durchwirken und verändern kann,
- wie die Menschen insbesondere im Herbst 1989 mit ihrer Sehnsucht in die Kirchen gekommen sind und sich hier verständigt und gegenseitig ermutigt haben,
- wie angesichts einer sich schnell wandelnden Gesellschaft die notwendigen strukturellen Veränderungen in den Kirchen bewältigt werden können.
GEH‘N –
Für die Kirchen-Föderation ist uns wichtig...
- dass Gottesdienst die Mitte unseres kirchlichen Lebens ist und bleibt,
- dass Gemeinden aus den unterschiedlichsten Regionen einer mitteldeutschen Kirche aufeinander zugehen und sich kennenlernen,
- dass wir eine Mitteldeutsche Kirche werden - mit ganz unterschiedlichen regionalen Prägungen,
- dass unterschiedliche Interessen in einem fairen Miteinander verhandelt und interne Machtkämpfe vermieden werden,
- dass die Entscheidungsprozesse transparent gemacht werden und Probleme "nicht unter den Teppich gekehrt" werden,
- dass die Kompetenz der Ehrenamtlichen in unseren Kirchen gestärkt wird,
- dass Kirche und Diakonie, auch wenn sie bei der Zusammenarbeit unterschiedliche Wege gehen, zusammenbleiben,
- dass Einsparungen nicht mit einem Motivationsverlust verbunden sind,
- dass die Eigenverantwortung der Kirchgemeinden gefördert wird.
ZUSAMMEN –
Es gilt, die Potenziale der Zusammenarbeit unserer Kirchen zu entdecken und zu nutzen. Gemeinsam sind wir stärker,...
- weil wir Probleme mit doppelter Kraft angehen können,
- weil wir voneinander und miteinander lernen können,
- weil wir finanzielle und personelle Ressourcen zusammenlegen und optimaler einsetzen können.
EVANGELISCHE KIRCHEN FÜR MITTELDEUTSCHLAND -
Wir wollen uns als Kirche öffentlich mit deutlicher Stimme in die Gesellschaft einmischen,...
- damit die Kategorien von "arm" und "reich" nicht das gesellschaftliche Leben bestimmen,
- damit die Themen des konziliaren Prozesses "Frieden, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung" eine starke Anwältin haben,
- damit Politik nicht abseits des Glaubens geschieht.
Den vollständigen „Brief aus Halle“ finden Sie in diesem Internet-Portal hier.
Halle/Saale – 5. Juli 2003