PM 130 | 10.11.2007
Oekumenische Friedensdekade vom 11 bis 21 November

"Andere achten": Rechtsextremismus und Dialog der Religionen

"Andere achten" lautet das Motto der diesjährigen Ökumenischen Friedensdekade. Schirmherr der bundesweiten Aktion ist Sebastian Krumbiegel, Sänger der Pop-Gruppe "Die Prinzen". Vom 11. bis 21. November laden Kirchgemeinden zu Gottesdiensten, Andachten, Friedensgebeten, Diskussionen, Vorträgen, Konzerten, Filmen und Ausstellungen ein.

Der Eröffnungsgottesdienst der Friedensdekade im Bereich der Föderation Evangelischer Kirchen in Mitteldeutschland (EKM) findet am kommenden Sonntag (11.11., 10 Uhr) in der Blasii-Kirche Nordhausen statt. Das Motto "Andere achten" wird vor allem auf den Rechtsextremismus bezogen. Dabei soll es nicht nur um die Opfer gehen, sondern auch um die Täter. "Wir sollten uns einmal mit der Frage befassen, was diesen Menschen fehlt", sagt Wolfgang Geffe, Beauftragter für Friedensarbeit in der EKM. Im Gottesdienst spricht ein Betreuer von Jugendlichen aus dem rechten Spektrum. Die Predigt hält Pröpstin Elfriede Begrich. Bei einer ökumenischen Mahlfeier teilen die Besucher Brot und Trauben.

Das "Gebet der Religionen" soll am 15. November in Gera ein Zeichen dafür sein, dass gegenseitige Achtung und Begegnung statt Intoleranz und Abgrenzung möglich ist. Vertreter verschiedener Religionen werden Texte und Gebete aus Christentum, Islam, Buddhismus, Judentum und B'hai vortragen.

Als Friedensfachkraft ist dieses Jahr Slomo R. Büth in Mitteldeutschland unterwegs. Der 37-Jährige hat bei einem Freiwilligeneinsatz in Kolumbien für die internationalen Friedensbrigaden vom Tode bedrohte Menschenrechtsverteidiger und Friedensgemeinden begleitet. Er berichtet von seinen Erfahrungen aus einem Land, das seit Jahrzehnten von Konflikten um Rohstoffe, Drogen, Macht und Land betroffen ist. Die Informationsreise führt nach Sangerhausen (12.11.), Nordhausen (13.11.), Stendal (14.11.), Halle (15.11.) und Hildburghausen (16.11.).

Mehrere Vorträge sind am 14. November geplant. In Magdeburg referiert Prof. Norbert Walter, Chefvolkswirt der Deutschen Bank Gruppe, über das Thema "Verantwortung, Ethik, Effizienz -- Geschwister oder feindliche Brüder?". Wolfgang Geffe spricht in Erfurt über die Auslandseinsätze der Bundeswehr aus Sicht der christlichen Friedensethik. In Gotha geht es um das Thema "Frieden zwischen Isarel und Palästina?".

Die Friedensdekade wird von einigen Ausstellungen begleitet. Im Augustinerkloster Erfurt werden unter dem Titel "Die Brücke von Varvarin" um die Nato-Luftangriffe auf die serbische Zivilbevölkerung im Mai 1999 thematisiert. Irmela Mensah-Schramm fotografiert und überstreicht seit vielen Jahren Nazi-Schmierereien. "Hass vernichtet" heißt ihre Ausstellung, die in der Jacobikirche Nordhausen zu sehen ist. Mit dem Motto "Hingucken-Denken-Einmischen" wird im Hundertwasserhaus Magdeburg über rechtsextreme Kleidung und Symbolik aufgeklärt. Fotos von rumänischen Romas sind in den Räumen der Offenen Arbeit in Erfurt zu sehen.

Zu den kulturellen Beiträgen gehören Konzerte, Theaterstücke und Filmvorführungen. So singt in Jena ein Gospelchor aus Tansania (13.11.), in Gera gastiert Pierre Bosolum (16.11.) und Gerhard Schöne tritt im Magdeburger Dom auf (21.11.). In Eisenach werden zum Thema "Andere achten" Texte, Theaterszenen und Musikstücke von Jugendlichen und Behinderten aufgeführt.

Am "Denkmal für den unbekannten Wehrmachtsdeserteur" in Erfurt laden die Erfurter Pröpstin Elfriede Begrich, Friedensbeauftragter Wolfgang Geffe sowie Vertreter der Offenen Arbeit und des Aktionskreises für Frieden aus Erfurt zum Stillen Gedenken (18.11., 14 Uhr) ein. Am Volkstrauertag wollen sie nicht nur an Menschen mit Mut und Zivilcourage aus früheren Zeiten erinnern, sondern auch ein Signal für heute setzen. "Es gibt weiterhin völkerrechtswidrige Kriege, an denen sich Soldaten nicht beteiligen dürfen", sagt Geffe.

Die Idee zur Friedensdekade stammt aus den Niederlanden. In West- und Ostdeutschland wurde sie gleichzeitig im Jahre 1980 aufgenommen. Im Mittelpunkt stehen die Themen Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Die Friedensdekade findet immer in der Zeit vom drittletzten Sonntag des Kirchenjahres bis zum Buß- und Bettag statt. Es gibt ein gemeinsames biblisch orientiertes Thema, das Programm kann individuell ausgestaltet werden.

Für Wolfgang Geffe ist die Friedensdekade zur bekannten Marke geworden. Er erhofft sich davon das Kräftesammeln für den Alltag und den Austausch von Informationen. Das Thema "Andere achten" findet er sehr wichtig. "Auch wir in der Kirche sollten darauf achten, welche Menschen wir sonst nicht im Blickwinkel haben."

Der diesjährige Bibeltext zur Friedensdekade stammt aus dem Philipperbrief (2, 3-4). Dort heißt es: "Nichts geschehe aus Streitsucht oder eitler Ruhmsucht, vielmehr achte in Demut jeder den andern höher als sich selbst. Jeder sei nicht nur auf das Eigene bedacht, sondern auch auf das der Anderen."

Weitere Informationen und Veranstaltungshinweise zur Friedensdekade finden Sie unter: www.friedensdekade.de

Bei Rückfragen: Wolfgang Geffe (Beauftragter für Friedensarbeit der EKM), 03641/63 81 18 oder
0151/15 21 05 51

Eisenach/Magdeburg, der 9. November 2007


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