PM 006 | 17.01.2024
Ricklef Münnich erhält Werner-Sylten-Preis für christlich-jüdischen Dialog
BEI RÜCKFRAGEN
Charlotte Weber, 0361 51800331
Tora-Lerntag bezieht sich auf die Urgeschichte der Bibel
Ricklef Münnich (69) wird mit dem Werner-Sylten-Preis für christlich-jüdischen Dialog der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) ausgezeichnet. Die Verleihung erfolgt im Rahmen des Tora-Lerntages am kommenden Mittwoch (24. Januar, 9.30 bis 15 Uhr) in Halle (Saale) im Saal der Evangelisch-Reformierten Domgemeinde. Der evangelische Pfarrer im Ruhestand, der heute in Niedersachsen lebt, erhält den mit 1.000 Euro dotierten Preis für sein langjähriges Engagement für den christlich-jüdischen Dialog in Thüringen.
Der diesjährige Tora-Lerntag des Beirates der EKM für christlich-jüdischen Dialog bezieht sich auf die Genesis, das Eingangsportal der Bibel. Rabbiner Daniel Fabian und Prof. Benjamin Ziemer beziehen sich mit Vorträgen und Workshops auf Aspekte der sogenannten Urgeschichte. Anmeldungen sind noch möglich über janine.midkiff@ekmd.de.
„Ricklef Münnich hat sich mit unermüdlichem Engagement für den christlich-jüdischen Dialog eingesetzt und es verstanden, Brücken zu bauen. Er hat sich von Widerständen nicht entmutigen lassen und kontinuierlich Beziehungen geknüpft und ausgebaut. Auch über den Ruhestand hinaus ist er im christlich-jüdischen Dialog engagiert, organisiert Vorträge, Reisen, Dialogveranstaltungen. Seine vertrauensvollen Beziehungen zu Rabbinern ermöglichen einen fundierten Austausch und einen tiefergehenden Dialog“, begründet die Jury die Preisverleihung. Ricklef Münnich habe den Dialog und die Kenntnis über das Judentum auf vielen Ebenen der Landeskirche gefördert und mitgestaltet. So habe er den Beirat für christlich-jüdischen Dialog mit aufgebaut und das Format des Tora-Lerntages maßgeblich mitbestimmt. Auch das Wort der EKM zu „Martin Luther: Erbe und Auftrag“ habe er intensiv mitgestaltet. Vorgeschlagen wurde Münnich aus den Reihen der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit.
Ricklef Münnich hat als Studentenpfarrer in Weimar, Landesjugendpfarrer in Eisenach und Gemeindepfarrer in Erfurt gearbeitet. Viele Jahre war er Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Kirche und Judentum in Thüringen und Vorsitzender des Fördervereins für jüdisch-israelische Kultur in Thüringen. Er ist weiterhin sehr engagiert und schreibt unter anderem über das Judentum, das Volk und den Staat Israel sowie über das christlich-jüdische Verhältnis (https://plus.ahavta.com). So erscheint von ihm jeden Freitag ein "Wort zum Schabbat" und jeden Sonntag das Magazin „ahavta+“ mit tieferreichenden Beiträgen und Analysen. Aus aktuellem Anlass organisiert er die Videoreihe "Israel inside" mit Stimmen aus Israel (https://youtube.com/@ahavta). Seit Mitte Oktober gibt es die WhatsApp-Gruppe "Israel at War – Daily Updates" mit täglichen Beiträgen von ihm.
Auch über den christlich-jüdischen Dialog hinaus hat sich Münnich gesellschaftlich engagiert. So organisierte er 1994 eine Demonstration gegen Menschenrechtsverletzungen in China beim Staatsbesuch des chinesischen Ministerpräsidenten Li Peng in Weimar und unterstützte die Planung zum Bau einer Moschee in Erfurt-Marbach.
Hintergrund:
Mit einem Beschluss der 2. Landessynode hat sich die EKM verpflichtet, jeder Form von Antisemitismus zu widersprechen, in Lehre und Leben das religiöse Selbstverständnis des Judentums zu achten, für Religionsfreiheit einzustehen und der Entrechtung, Diskriminierung und Zerstörung jüdischen Lebens entgegenzutreten sowie den Reichtum der jüdischen Schriftauslegung wahrzunehmen und sich mit antijüdischen Interpretationen der Bibel auseinanderzusetzen. In der Folge wurde der Werner-Sylten-Preis ins Leben gerufen. Mit ihm werden Projekte ausgezeichnet, die die Selbstverpflichtung im Raum der Landeskirche umsetzen.
Werner Sylten war ein evangelischer Theologe, der 1936 wegen seiner jüdischen Abstammung aus dem Pfarrdienst entlassen wurde. Er half mit, das Leben von mehr als tausend „nichtarischen“ Christen zu retten. 1942 ermordeten ihn die Nazis. 1979 wurde ihm von der Gedenkstätte „Yad Vashem“ der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen.
Ablauf
10.00 Uhr Begrüßung
10.15 Uhr Rabbiner Daniel Fabian: Die Urgeschichte aus der Perspektive des Midrash
11.00 Uhr apl. Prof. Dr. Benjamin Ziemer: Menschengemachte Klimakatastrophe oder göttliches Reinigungsritual: Wozu die Sintflut? Diskussion
12.30 Uhr Preisverleihung: Werner-Sylten-Preis der EKM für christlich-jüdischen Dialog
12.45 Uhr Mittagsgebet
anschl. Kleiner Imbiss
13.30 Uhr Workshops
1. Rabbiner Daniel Fabian: Betrachtungen zur Urgeschichte aus naturwissenschaftlicher Sicht
2. Prof. Dr. Benjamin Ziemer: Vertiefung zum Vortrag
3. Jens Lattke: Das Paradies auf Erden? Wie die Erzählung vom Paradies zur Inspiration für die Gestaltung der Welt heute wird.
Referenten
Rabbiner Daniel Fabian wurde in Israel geboren und wuchs in Deutschland auf. Nach einem Biologiestudium unterrichtete er an verschiedenen jüdischen Bildungseinrichtungen. 2007 absolvierte er das Rabbinatsstudium am Rabbinerseminar zu Berlin. 2011 wurde er ordiniert. Seit 2021 promoviert er an der Humboldt-Universität zum jüdischen Recht. Im Dezember 2021 übernahm Daniel Fabian das Amt des Landesrabbiners für Sachsen-Anhalt.
Apl. Prof. Benjamin Ziemer promovierte 2004 im Fach Altes Testament zu „Abram – Abraham“. Seine Habilitation 2018 widmete sich einer „Kritik des Wachstumsmodells“ (Die Grenzen alttestamentlicher Redaktionsgeschichte im Lichte empirischer Evidenz). Ziemer unterrichtet an der Martin-Luther-Universität Halle.
Jens Lattke ist Friedensbeauftragter der EKM und leitet das Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der EKM.
RÜCKFRAGEN
Charlotte Weber, 0361 51800331