PM 66 | 07.05.2006
Superintendent Schmidt zu Vorwuerfen gegen 82 jaehrigen Wolliner
Gemeindemitglied soll 1944 an SS-Gräueltaten beteiligt gewesen sein
Zu den Vorwürfen gegenüber einem Mitglied der evangelischen Kirchengemeinde Wollin, 1944 als Angehöriger der Waffen-SS am Massaker in dem italienischen Bergdorf Sant’ Anna beteiligt gewesen zu sein, hat sich der zuständige Superintendent des Kirchenkreises Elbe-Fläming, Wolfgang Schmidt (Burg, Sachsen-Anhalt), wie folgt geäußert:
„Einen Schlussstrich unter die Verbrechen zu ziehen, die während der Nazi-Zeit durch Deutsche verübt worden sind, darf es nicht geben. Meine Aufgabe als Pfarrer ist eine doppelte. Sie besteht darin, den 82-jährigen Mann aus Wollin, der Angehöriger der betreffenden Waffen-SS-Einheit gewesen ist, seelsorgerlich zu begleiten und ihn zugleich immer wieder dazu aufzufordern, sich den Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, zu stellen. Es ist Aufgabe der Gerichte, zügig die Schuldfrage im Zusammenhang mit den Gräueltaten in dem italienischen Bergdorf abschließend zu klären.“
Bereits im vergangen Jahr verurteilte ein italienisches Gericht zehn ehemalige Angehörige der Waffen-SS-Einheit „Reichsführer SS“ zu lebenslanger Haft. Zu den Verurteilten gehört auch ein 82-jähriger Mann aus Wollin (Brandenburg). Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Wolliner 1944 an dem Massaker in dem toskanischen Dorf Sant’ Anna di Stazzema beteiligt gewesen ist. Am 12. August 1944 töteten Soldaten der betreffenden SS-Einheit rund 600 Einwohner des Ortes. Die Opfern waren überwiegend Frauen und Kinder.
Fragen beantwortet: Oliver Vorwald, Pressesprecher der Kirchenprovinz Sachsen, 0179/4998427.
Magdeburg, 6. Mai 2006 - Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen