PM 82 | 27.06.2007
Vor 35 Jahren Dr Heino Falcke vor Bundessynode in Dresden

„Wichtiger Beitrag für die Kirchen in der DDR, um ihren Platz zu finden“

Selten hat die Rede vor einem Kirchenparlament solche politischen Wellen geschlagen wie am 30. Juni 1972. Vor 35 Jahren hielt Dr. Heino Falcke seinen programmatischen Vortrag „Christus befreit - darum Kirche für andere” vor der Synode des Bundes der Evangelischen Kirchen in der DDR (BEK) in Dresden. Der damalige Rektor des Predigerseminars Gnadau kritisierte einerseits den SED-Staat, der die Kirchen durch Repressionen und Zugeständnisse zu vereinnahmen suchte. Andererseits forderte er die Christen in der DDR dazu auf, sich nicht resigniert zurückzuziehen, sondern „in der engagierten Hoffnung auf einen verbesserlichen Sozialismus” in die Gesellschaft einzubringen.

„Der Synodalvortrag war ein wichtiger Beitrag für die evangelischen Kirchen in der DDR, um ihren Platz zu finden. Er zeigte einen Weg zur Überwindung der falschen Alternative, sich entweder dem Regime anzupassen oder sich in die Innerlichkeit zurückzuziehen“, sagt Martin Kramer (1980-1990 Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen), der 1972 Teilnehmer in Dresden war.

Die Falcke-Rede vom „verbesserlichen Sozialismus“ wurde in der DDR nie offiziell gedruckt. Abschriften fanden dennoch weite Verbreitung. Nicht zuletzt weil die heftigen Reaktionen des SED-Staates das Interesse an deren Inhalt steigerte. Auch in den Kirchen stieß die Rede auf Widerspruch. Viele Theologen lehnten die Formulierung von einem "verbesserlichen Sozialismus" ab. Durch seinen Vortrag auf der BEK-Synode wurde Dr. Heino Falcke zu einem der prominentesten Kritiker des SED-Regimes.

Kirche für andere (1972) – Kernaussagen:
„Christus befreit aus der lähmenden Alternative zwischen prinzipieller Antistellung und unkritischem Sich-vereinnahmen-lassen zu konkret unterscheidender Mitarbeit. Das ist gerade nicht eine Ideologie des Sich-Heraushaltens oder eines dritten Weges“, heißt es in dem Vortrag. „Es ist der Weg einer aus Glauben mündigen Mitarbeit, die von einer besseren Verheißung getragen ist, als der Sozialismus sie geben kann, die einen verbindlicheren Auftrag kennt, als Menschen ihn erteilen können, und die darum konkret engagiert ist.“

In seiner Freiheitsrede nennt Dr. Heino Falcke drei Bereiche, in denen die Kirche politische Mitverantwortung zur Verbesserung des Sozialismus habe: Erstens sei die DDR ein Industriestaat, der Unfreiheit produziert, zu deren Überwindung die Kirche beitragen müsse. Zweitens müssten die Ideologie und die sozialistische Praxis in der DDR überprüft werden, ob sie die Freiheit des Einzelnen ermöglichten. Und drittens sei die Freiheit des Individuums und die Mündigkeit des Bürgers einzufordern und in der Kirche zu praktizieren.

Hinweise für Redaktionen:
Die vollständige Rede „Christus befreit – darum Kirche für andere“ sowie eine Kurzbiografie zu Dr. Heino Falcke sind als Anhänge dieser Pressemitteilung beigefügt.

Anlässlich des 35. Jahrestages der Falcke-Rede vor der Bundessynode findet am 30. Juni im Erfurter Augustinerkloster eine Tagung statt. Daran nehmen unter anderem Propst i.R. Dr. Heino Falcke und Manfred Stolpe teil.

Fragen beantwort: Martin Kramer, Konsistorialpräsident der Kirchenprovinz Sachsen i.R., 0391/ 4014942 (zwischen 11 und 13 Uhr).

Anhang:
Rede „Christus befreit – darum Kirche für andere“ 82-07 PM - Verbesserlicher Sozialismus - Text _27.06.pdf (pdf-Dokument; Dateigröße 193 KByte)
Kurzbiografie Dr. Heino Falcke 82-07 PM - Verbesserlicher Sozialismus - Kurzbio Falcke _2%85.pdf (pdf-Dokument; Dateigröße 50 KByte)
Flyer zur Tagung am 30. Juni 2007 im Erfurter Augustinerkloster 82-07 PM - Verbesserlicher Sozialismus - Tagung_27.06.2007.pdf (pdf-Dokument; Dateigröße 106 KByte)

Magdeburg, 27. Juni 2007 - Pressestelle der Kirchenprovinz Sachsen


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