05.03.2019
Afrikabeauftragter weist Forderungen von DDR-Vertragsarbeitern zurück
Berlin (epd). Der Afrikabeauftragte der Bundesregierung, Günter Nooke (CDU), sieht einem Medienbericht zufolge keine offenen Forderungen an Deutschland, die sich aus früheren Arbeitsverhältnissen von DDR-Vertragsarbeitern aus Mosambik ergeben würden. Die DDR habe ihre Pflichten aus dem Vertrag erfüllt, wird Nooke von der Berliner "tageszeitung" (Montag) zitiert.
Er äußerte sich anlässlich neuer Forderungen von früheren mosambikanischen DDR-Vertragsarbeitern, die rund 30 Jahre nach dem Mauerfall in der DDR entgangene Löhne einfordern.
Die Rückzahlung der Transferleistungen an diejenigen, die das Geld erarbeitet hätten, läge in der Verantwortung von Mosambik, zitiert die "tageszeitung" Nooke weiter. "Es ist nicht die Aufgabe des deutschen Steuerzahlers, hier die Härten abzufangen", sagte der Afrikabeauftragte. Auch entwicklungspolitischen Projekten für die ehemaligen Vertragsarbeiter erteilte Nooke der Zeitung zufolge eine Absage. "Es birgt immer Sprengstoff, eine einzelne soziale Gruppe als Zielgruppe der Entwicklungszusammenarbeit herauszunehmen", zitiert die Zeitung den Afrikabeauftragten weiter.
Rund 30 Jahre nach dem Ende der DER beklagen ehemalige DDR-Vertragsarbeiter aus Mosambik noch immer fehlende Anerkennung und ausstehende Gelder. Im Februar wurden die Forderungen erstmals bei einer Tagung des Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrums der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) in Magdeburg öffentlich bekannt. Die Situation der sogenannten "Madgermanes" sollten stärker in den Blick genommen und die Probleme aufgearbeitet werden, forderten Tagungsteilnehmer.
Ab den 1970er Jahren kamen den Angaben zufolge rund 22.400 Mosambikaner in die DDR, um als Vertragsarbeiter in Betrieben zu arbeiten. Bis heute beklagen sie fehlende Rentenansprüche und Lohnanteile. Viele, die nach der Wende nach Mosambik zurückkehrten, lebten heute in Armut, hieß es. Sie kämpften um die Auszahlung von Löhnen und Sozialleistungen, die ihnen vorenthalten wurden. In Mosambiks Hauptstadt Maputo demonstrieren die "Madgermanes" den Angaben zufolge immer noch regelmäßig.
Systematisch seien den Mosambikanern in der DDR Transferleistungen vom Nettolohn abgezogen worden, betonten Kritiker. Das Geld habe zur Tilgung von DDR-Krediten gegenüber Mosambik gedient, wovon die Arbeiter allerdings nichts wussten. Zur Finanzierung mosambikanischer Staatsschulden seien von den Löhnen der Vertragsarbeiter zunächst 25 Prozent, später 60 Prozent jenes Lohnanteils, der über 350 Mark der DDR lag, einbehalten worden, hatte unter anderem Hans-Joachim Döring vom Lothar-Kreyssig-Ökumenezentrum der EKM erklärt. Die Geschichte der DDR-Vertragsarbeiter gilt Experten zufolge als noch nicht ausreichend aufgearbeitet.
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