12.05.2021
„Applaus und Lavendel helfen uns nicht“ | Pflegerinnen und Pfleger reden zum "Tag der Pflege" Klartext

Halle (epd). Anlässlich des Internationalen Tags der Pflege an diesem Mittwoch haben Pflegekräfte der Diakonie Mitteldeutschland in Video-Statements auf ihre schlechten Arbeitsbedingungen aufmerksam gemacht.

Insgesamt 23 Pflegerinnen und Pfleger aus Altenpflege-Einrichtungen in Sachsen-Anhalt und Thüringen kommen in dem 15-minütigen YouTube-Video mit dem Titel „Klartext statt Klatschen“ zu Wort, wie die Diakonie Mitteldeutschland am Dienstag in Halle (Saale) mitteilte.

Es seien ganz subjektive und unmittelbare Reflexionen eines Alltags im Mansfelder Land, in Gotha, in Magdeburg, in Saalfeld oder im Kyffhäuserkreis, der gleichsam beglückend und bedrückend erlebt werde, so die Diakonie Mitteldeutschland. Die Einzelberichte vermittelten in der Zusammenschau deutlich, dass das System Pflege grundlegende Änderungen brauche: „Das Problem ist nicht das Virus.“ „Wir müssen uns auch mal erholen können. Aber das scheint auch 2021 in weiter Ferne.“ „Wir hatten keine Unterstützung – es ist traurig.“ „Wir haben zusammengehalten!“ „Es wird immer mehr: der Personalmangel und die Bürokratie.“ „Wir brauchen keinen Applaus, sondern ein verbessertes Pflegesystem.“ „Bitte, bitte: Tut etwas!“

Die in der Bundesregierung geplante Pflegereform setze viele Ankündigungen nur mangelhaft um. „Bessere Arbeitsbedingungen für die Pflegekräfte dürfen nicht zur finanziellen Bedrohung für die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen werden. Hier wird eine Schwäche gegen die andere ausgespielt. Eine Pflegereform muss gute Pflege, Wertschätzung für den Beruf und soziale Sicherheit für Pflegebedürftige gleichsam im Blick haben. Zu Recht haben aber derzeit vor allem Pflegerinnen und Pfleger in der Altenhilfe den Eindruck, dass die Lösung an ihrem persönlichen Einsatz hängt.“, sagt Oberkirchenrat Christoph Stolte, Vorstandsvorsitzender der Diakonie Mitteldeutschland.

„Deshalb wollen wir zum Tag der Pflege den Macherinnen und Machern Gehör verschaffen. Wer diesen Dienst in den letzten Monaten so durchgehalten hat, darf auch mal drastisch formulieren. Da liegen Lust und Frust ganz dicht beieinander. Ich bin sehr dankbar für diese Offenheit und Klarheit in den Videobeiträgen.“

Die im letzten Jahr gestiegene Zahl der Pflegekräfte in den Krankenhäusern sei ein Anfang, der Mut mache. Für die Altenpflege in den ambulanten und stationären Einrichtungen sei aber eine deutliche Verbesserung noch nicht erkennbar. „Vielleicht helfen unsere aktuellen Debatten, dass hier eine Langzeitwirkung eintritt.“, hofft Christoph Stolte.

"Klartext statt Klatschen": https://www.youtube.com/watch?v=VHeVm83eIJg


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