19.02.2018
Bischöfin Junkermann verurteilt Äußerung von AfD-Politiker
Eisleben (epd). Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM), Ilse Junkermann, hat nach beleidigenden Äußerungen des sachsen-anhaltischen AfD-Chefs André Poggenburg vor Hass und Menschenfeindlichkeit gewarnt.
Menschen türkischer Herkunft pauschal als "Kümmelhändler" und "Kameltreiber" zu bezeichnen, sei keine Politsatire, sagte Junkermann am Sonntag bei einem Gottesdienst in Eisleben anlässlich des 472. Todestages von Martin Luther (1483-1546).
"Das ist beabsichtigte Provokation und ein Austesten, wie weit man gehen kann mit Grenzverletzungen." Dagegen seien "Widerspruch und Widerstand" nötig, betonte Junkermann weiter, "denn es setzt auf das Böse im Menschen, auf Hass und Menschenverachtung - auch wenn es in anderem Gewand daher kommt." In einer Rede beim Politischen Aschermittwoch der AfD hatte Poggenburg Mitglieder der Türkischen Gemeinde in Deutschland als "Kümmelhändler" und "Kameltreiber" beleidigt und damit bundesweit Empörung ausgelöst.
Die Landesbischöfin forderte in ihrer Predigt zudem mehr Verantwortung von führenden Vertretern der Kirche, Gesellschaft, Öffentlichkeit und Politik bei anderen Grenzverletzungen. "Immer wieder hören wir von Korruptionsvorwürfen und wie sie sich bestätigen; oder wenn sie ihr Amt und ihre Stellung missbrauchen und die unverletzliche Würde eines Menschen verletzen", sagte Junkermann. Sie verwies dabei auch auf die #MeToo-Bewegung gegen Sexismus und sexuelle Gewalt, "die so unglaublich viele Grenzverletzungen endlich öffentlich macht". Zudem verurteilte die Bischöfin "wenn Gruppen von Menschen aufgrund ihrer Herkunft oder Kultur verfemt und verfolgt werden".
Junkermann ging auch auf antisemitische Züge bei Luther ein: "Wie furchtbar, auch einen Martin Luther als Sohn seiner Zeit, ja des jahrhundertealten christlichen Antisemitismus zu erkennen; und noch furchtbarer, wie und dass die Nazis sich auf ihn berufen haben." Die Bischöfin forderte "eine klare Korrektur, eine biblisch begründete Kritik an dieser Seite von Martin Luthers Theologie." Zudem sei eine "klare Aussage zur unverletzlichen Würde jedes Menschen" im Grundgesetz nötig. Es sei empörend, wenn in Deutschland "erneut eine gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wieder um sich greift" und grölende Zustimmung erntet, sagte Junkermann.