09.09.2020
Bischöfinnen und Bischöfe zu Moria: Europa muss jetzt helfen
Hannover/Moria (epd). Evangelische Bischöfinnen und Bischöfe dringen nach dem Brand im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos auf eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder.
Die Leitenden Geistlichen der 20 Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) riefen am Mittwoch in einer an die deutsche Ratspräsidentschaft und den Bundesinnenminister gerichteten Erklärung dazu auf, die Angebote von deutschen Bundesländern und Kommunen anzunehmen, Geflüchtete aus den griechischen Lagern aufzunehmen. Eine gemeinsame Erklärung der Leitenden EKD-Geistlichen hatte es den Angaben zufolge zuletzt 2015 gegeben.
"Mit diesem Appell wollen wir an die auf erschreckende Weise deutlich gewordene Dringlichkeit erinnern, den Geflüchteten, die in den Lagern unter menschenunwürdigen Bedingungen leben, sofort und dauerhaft zu helfen", erklärte der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm. "Wir sind erschüttert über das Leid, das erneut über die schutzsuchenden Menschen gekommen ist und entsetzt, dass es der Europäischen Union trotz vielfacher Warnungen nicht gelungen ist, diese Eskalation der menschenunwürdigen Situation in dem Lager zu verhindern", heißt es in dem Appell.
"Es muss endlich gehandelt werden", heißt es in der Erklärung weiter: "Wir bitten die deutsche EU-Ratspräsidentschaft, umgehend eine europäische Lösung für die Verteilung der Schutzsuchenden auf aufnahmebereite Länder zu finden."
Migrationsminister Adams: Bundesinnenminister muss Blockade beenden
Erfurt (epd). Thüringens rot-rot-grüne Minderheitsregierung hat nach dem Brand in Moria die Bereitschaft zur weiteren Aufnahme von Flüchtlingen aus den griechischen Lagern bekräftigt. "Seit langem wollen wir den Menschen aus Moria helfen und sie sicher und würdig unterbringen. Dies hat der Bundesinnenminister blockiert", sagte Migrationsminister Dirk Adams (Grüne) am Mittwoch in Erfurt. Die aktuelle Situation zeige, wie wichtig Hilfe schon früher gewesen wäre. "Jetzt darf es kein weiteres Zögern geben", erklärte er.
Thüringen habe den Bund um das Einvernehmen zu einer Landesaufnahmeanordnung gebeten, das aber verweigert worden sei. "Wir sind bereit, unseren Teil dazu zu leisten, die Menschen aus dieser Situation zu retten und sie aufzunehmen", erklärte der Minister. Lager wie Moria seien keine sicheren Orte. Das Bundesinnenministerium müsse nun seine Blockade beenden. "Wir wollen schnell und unkompliziert helfen und können dies auch", unterstrich der Politiker der Grünen.
Ähnlich hatte sich zuvor auch Berlins Innensenator Andreas Geisel (SPD) geäußert. Der Bundesinnenminister stehe in der Pflicht. Bereits im Dezember habe er ihn gemeinsam mit Niedersachsen und Thüringen aufgefordert, dringend notwendige Schritte einzuleiten, um den Menschen zu helfen. Berlin werde in der kommenden Woche erneut eine entsprechende Bundesratsinitiative einbringen, kündigte er an.
Das Feuer in dem völlig überfüllten Lager war laut der griechischen Nachrichtenagentur ANA gegen zwei Uhr in der Nacht ausgebrochen. Berichte über Verletzte oder Tote unter den etwa 12.000 Flüchtlingen in Moria lagen zunächst nicht vor.
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