09.09.2020
Landtagspräsidentin gedenkt erstem Opfer des NSU-Terrors
Erfurt (epd). 20 Jahre nach dem ersten Mord des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds (NSU) hat Thüringens Landtagspräsidentin Birgit Keller (Linke) der Opfer gedacht.
"Zehn Morde, 43 Mordversuche, drei Sprengstoffanschläge und 15 Raubüberfälle - dass eine solche Serie rechten Terrors möglich war, ist und bleibt schändlich", sagte sie am Dienstag in Erfurt. Am 9. September 2000 war der Blumenhändler Enver Simsek in Nürnberg in seinem Kleintransporter beim Sortieren von Blumen mit neun Kugeln niedergestreckt worden. Der 38 Jahre alte Familienvater starb zwei Tage später an den Folgen des Anschlags.
Das Gedenken der Opfer und das Mitgefühl mit ihren Angehörigen und Freunden schließe die Erkenntnis ein, dass ihr Leid nicht nur durch die Täter, sondern auch durch das Handeln von Behörden verursacht wurde. "Die politische Dimension der Mordserie wurde lange verkannt oder willentlich ignoriert", beklagte Keller. Mit seinen beiden Untersuchungs-Ausschüssen habe der Landtag einen entscheidenden Beitrag zur Aufklärung des Rechtsterrorismus und des Behördenhandelns geleistet. Doch viele Fragen seien noch ungeklärt. Die Aufarbeitung müsse weitergehen.
Auch wenn das aus Thüringen stammende NSU-Trio nicht mehr morden könne, sei die Bedrohung durch den Rechtsterrorismus nicht aus der Welt. "2019 erschütterten uns der Anschlag in Halle, der Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke und dieses Jahr der Anschlag in Hanau", erinnerte die Präsidentin. Alle seien aufgefordert, rechter Gewalt, Rassismus und Hetze entschieden entgegenzutreten.
epd-Nachrichten und Fotos sind urheberrechtlich geschützt. Sie dienen hier ausschließlich der persönlichen Information. Jede weitergehende Nutzung, insbesondere ihre Vervielfältigung, Veröffentlichung oder Speicherung in Datenbanken sowie jegliche gewerbliche Nutzung oder Weitergabe an Dritte ist nur mit Genehmigung der Verkaufsleitung von epd (verkauf@epd.de) gestattet.