29.11.2019
Bischof: "Homosexualität ist keine Sünde" | EKM-Synode überträgt Gemeinden Entscheidung über gleichgeschlechtliche Trauungen

Erfurt (epd). Die Behandlung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften durch die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) hat auf ihrer Landesynode am Donnerstag zu einer zum Teil emotional geführten Debatte geführt. Danach einigte sich das Kirchenparlament mit großer Mehrheit auf einen Kompromissantrag, der künftig den Gemeinden die Entscheidungskraft in dieser Frage übertragen soll.

Wörtlich heißt es im Beschluss, die Landesynode bitte die Gemeinden, "vor dem Staat geschlossene Ehen gottesdienstlich zu begleiten". Dabei sei der Kern jedes Gottesdienstes nach - der staatlich - vollzogenen Eheschließung "die Verantwortung vor Gott, das Versprechen der lebenslangen Treue und die Bitte um Gottes Beistand und Segen". Damit können die Gemeindekirchenräte und die Pfarrer vor Ort entscheiden, wie künftig mit gleichgeschlechtlichen Paaren umgegangen wird. Pfarrer können damit auch weiter "aus Gewissensgründen" gleichgeschlechtlichen Paaren eine kirchliche Zeremonie oder Amtshandlung verweigern.

In der Debatte wurde zwar deutlich, dass es letztlich nur um Begrifflichkeiten geht, doch fanden Mahnungen, die Einheit der Kirche nicht infrage zu stellen, das meiste Gehör. Noch vor einigen Jahrzehnten habe sein damaliger Bischof befunden, gleichgeschlechtliche Partnerschaften seien eine Sünde, erinnerte ein Synodaler an den Ausgangspunkt des innerkirchlichen Streites. Daraufhin stellte der aktuelle Amtsinhaber, Landesbischof Friedrich Kramer, klar: "Homosexualität ist keine Sünde."

Die Behandlung homosexueller Paare beschäftigt die EKM faktisch seit ihrer Gründung vor zehn Jahren. Um die unter einigen Schwierigkeiten erfolgte Fusion der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen zur neuen Landeskirche nicht zu gefährden, wird seit 2012 mit Rücksicht auf konservative Christen zwischen "Traugottesdiensten" und "Gottesdiensten zur Eheschließung" unterschieden. Die Jugendsynode [edit: Die Jugendsynodalen bei der Tagung der Landessynode] der EKM hatte bereits 2017 gefordert, diese Sichtweise aufzugeben.

Die Zerrissenheit der Christen in der EKM in dieser Frage stellt keine Besonderheit dar. Jede der 20 evangelischen Landeskirchen, die sich in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zusammenschlossen haben, regelt den Umgang mit homosexuellen Paaren für sich. Bislang entspricht nur in dreizehn Landeskirchen die Segnung einer kirchlichen Trauung in einem Gottesdienst.

Die Union Evangelischer Kirchen (UEK) als Zusammenschluss von zwölf Landeskirchen - darunter auch die EMK - hatte erst vor wenigen Tagen auf ihrer Vollkonferenz in Dresden eine "Ordnung für die Trauung von Ehepaaren gleichen Geschlechts" beschlossen. In Erfurt forderten die Synodalen den Landeskirchenrat auf, möglichst zur Frühjahrssynode 2020 die Konsequenzen daraus für die EKM ihnen zur Beratung und Beschlussfassung vorzulegen.

Die bis Samstag tagende Landessynode besteht neben gewählten und berufenen auch aus Mitgliedern, die ihr von Amts wegen angehören. Die 80 Männer und Frauen sollen Einheit und Vielfalt der Kirche verkörpern. Der EKM gehören etwa 700.000 evangelische Christen an; rund 450.000 in Thüringen und etwa 240.000 in Sachsen Anhalt. Die übrigen Mitglieder kommen aus Gemeinden in Brandenburg und Sachsen.

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